Ich wurde durch ein Klingeln wach und erschrak mich so, dass ich die Hälfte meiner Schulsachen vom Schreibtisch fegte.
"So ein Mist.", murmelte ich und hob meine Sachen vom Boden auf. Erst, als ich dann auf meinen Bildschirm sah, bemerkte ich das immer noch ertönende klingeln. Geschockt starrte ich auf den Namen.
Pepe.
Was sollte ich denn jetzt machen?
Ich starrte weiter auf Pepes Bild.Konnte er nicht einfach wieder auflegen?!
Verzweifelt knallte ich meine Ellbogen auf den Tisch und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Das klingeln hörte auf.
Hatte er mich jetzt aufgegeben?
Ich war ein so schlechter Freund.
Ich war so feige einfach wegzugehen nachdem Taka sich getraut hatte sich mir zu zeigen.
Und dann noch die Sache in der Schule. Warum konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?Tränen liefen meine Wangen runter und ich überlegte schon ernsthaft, morgen einfach zu schwänzen.
Würde doch eh keinen stören.
Ein Schluchzer kam über meine Lippen und immer mehr Tränen liefen über meine Wange."Selfie?"
Erschrocken verharrte ich in meiner Position.
War das nicht Pepes Stimme?
Aber wie?
Vorsichtig lugte ich durch meine Finger auf den Bildschirm und bekam fast einen Herzinfarkt, als Taka mir dort mit besorgten Augen entgegenblickte. Mein Herz klopfte plötzlich unregelmäßig und mein Bauch fühlte sich an, als hätte ich tagelang nichts gegessen.Wann hatte ich den Anruf angenommen?
"Hey was ist los kleiner?", fragte Pepe und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Plötzlich blieb er aber ruhig sitzen und kam näher an seinen Bildschirm.
"Was ist mit deiner Stirn passiert?"
Sein Gesichtsausdruck wurde ein bisschen dunkler und ich hatte das ungute Gefühl, er würde mich durchschauen.
"Nichts.", krächzte ich und legte meine Hand auf meine Stirn. Pepes Augen wurde größer und mir wurde bewusst das er jetzt mein Gesicht sehen konnte. Panisch hielt ich wieder meine Hände davor und wartete ab.Es dauerte einige Zeit bis Pepe etwas sagte.
"Hast du deswegen gestern einfach aufgelegt? Weil du Angst hattest? Wovor?"
"Das du mich hässlich findest und nix mehr mit mir zu tun haben willst.", nuschelte ich und spürte gleichzeitig wie ich rot anlief.
"Du bist ein Schwachkopf. Jetzt nimm endlich die Hände vor deinem Gesicht weg.", schimpfte Pepe und ich wusste, dass ich ihm das schuldig war. Also ließ ich vorsichtig meine Hände sinken, sah aber auf meinen Schoß.
"Selfie was ist passiert? Warum weinst du und blutest an der Stirn?" Pepes Stimme war wieder vorsichtig und sanft und ließ mein Herz nur noch schlimmer gegen meine Brust schlagen.
"Ich äh... bin die Treppe runter gefallen.", stammelte ich und spürte Pepes skeptischen Blick förmlich auf mir.
"Ok was ist wirklich passiert?"
"Nix es ist egal."
"Ist es nicht. Es interessiert mich."
Wütend hob ich den Kopf. Er sollte nicht so tun. Natürlich war es ihm egal.
"Natürlich ist es dir egal! So wie allen anderen auch! Lass mich einfach in Ruhe, ok?", schrie ich und zog den Mauszeiger auf den roten Hörer.
"Wag es jetzt aufzulegen, Michael!"Ich hielt in der Bewegung inne, merkte nicht wie mir immer mehr Tränen über die Wange liefen.
"Gib mir deine Adresse. Ich komm morgen vorbei."
"Nein."
"Michael. Jetzt."
"Du sollst mich doch nicht so nennen.", murmelte ich.
"Dann kommst du halt zu mir.", sagte Pepe und im Chatfenster ploppte eine Nachricht mit einer Adresse auf.
"Ich hab Schule."
"Morgen ist der letzte Tag, oder?"
"Ja."
"Gut dann bis Samstag.", sagte er bestimmend und grinste fröhlich vor sich hin.
"Tschüss.", murmelte ich.
"Selfie?"
"Ja. Was ist denn noch?"
"Wenn du nicht kommst, hol ich dich. Das ist dir bewusst, oder?"
Genervt verdrehte ich die Augen.
"Dein Ernst?"
"Ich freu mich auf Samstag. Und pass auf dich auf."
Dann legte er einfach auf und ich starrte auf meinen Bildschirm.Was genau war gerade passiert?