Kapitel 34

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Es war kurz vor Elf, und Jake und ich begaben uns ins Wohnzimmer, wo er sich kurz umschaute und sich schließlich in einem Sessel fallen ließ.

„Möchtest du etwas zu trinken?", versuchte ich ganz locker zu fragen, als wäre Jake ein guter Kumpel, aber das ging wohl von hinten los.

„Klar, wieso denn nicht?", lächelte er mich an und klang dagegen ziemlich locker.

„Wieso denn nicht?", entgegnete ich und zuckte mit den Schultern.

Als ich auf dem Weg in die Küche war, dachte ich an den Kuss. Irgendwie war es zwischen Jake und mir etwas eigenartig. Nachdem wir uns immer küssten, wirkten wir so, als wäre nie etwas davon passiert. So als wäre das total unwichtig. Hatte ihm dieser Kuss nichts bedeutet? Eher musste ich mich das selber fragen, aber mir wahrscheinlich schon, weil ich ja gerade darüber nachdachte.

Seufzend stieß ich die Küchentür auf und trat ein. Ich ging rüber zum Hängeschrank und kam gerade mal so an die Gläser dran. Wieso stellten alle die Gläser immer in den zweiten oder dritten Regal. Wieso nie auf den ersten? So groß war ich jetzt auch nicht, um locker dran zu kommen. Das wiederum erinnerte mich an dem Tag, als ich versucht hatte bei Marc zu Hause an die Gläser dran zu kommen, aber es eben nicht klappte und Jake die für mich runter holte. Mir war das schon ein bisschen peinlich. Es hört sich gerade so an, als wäre ich Kleinwüchsig oder so, aber ich war 1,65 und ich war mit dieser Körpergröße ganz zufrieden.

„Was hättest du gerne?", rief ich aus der Küche ins Wohnzimmer und meinte damit Jake.

Ich ging gerade auf den Kühlschrank zu, als sich zwei Arme um meine Taille schlangen und mich zurück zogen, und ich aufschrie.

„Dich", flüsterte Jake mir ins Ohr.

Ich konnte ihn nicht sehen, weil er hinter mir stand, aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie gierig er mich ansah. Mein Herzschlag verdreifachte sich. Auf einmal lösten er sich von mir und trat ein Schritt zurück, um mich zu betrachten. Mit nervösem Blick sah ich zu ihn rüber und schluckte. Ich versuchte mein Herz wieder ruhig zu stellen und drehte mich wieder zum Kühlschrank.

Mit leiser Stimme murmelte ich:„Was hättest du gerne zu trinken?"

Ohne mich umzudrehen, hörte ich wie Jake ein Schritt vortrat. Nun fühlte ich mich aber klein!

„Cola, wenn's geht", meinte er.

Im Kühlschrank befanden sich paar Coladosen und ich holte zwei raus, weil ich auch eine wollte. Ich reichte die eine Jake und die andere gehörte mir. Bevor wir wieder ins Wohnzimmer gingen, stellte ich die Gläser noch schnell wieder dahin, wo ich die her hatte.

Jake war schon wieder im Wohnzimmer, aber saß nicht auf dem Sessel, wo er noch vor kurzem saß, sondern schaute sich paar Fotos an der Wand an. Als ich sein Gesicht sah, wirkte er konzentriert, doch wendete sein Kopf zu mir. Nervös blieb ich da stehen und wünschte mir in diesem Moment seine Gedanken lesen zu können, aber dann sprach er sie auch aus.

„Wo bist du auf den Bildern? Ich finde kein einziges Foto von dir", äußerte er sich und blickte ein weiteres mal drauf.

Kurz machte es in meinem Kopf klick und ich ging auf ihn zu, doch davor legte ich meine Coladose auf einer Kommode, wo auch Jake seine hingestellt hatte. Als ich die Fotos sah, stockte mir der Atem. Es waren nur Fotos von meinem Dad und meiner Mom. Mit erhobener Augenbraue betrachtete ich ebenfalls die Fotos. Meine Eltern waren da relativ jung und sahen ziemlich glücklich miteinander aus. Meine Mutter war am Lächeln und sah atemberaubend schön aus. Ich erkannte sofort die Ähnlichkeit mit mir, was nun nicht mehr der Fall war. Wie konnte meine Mutter sich so stark verändert? Von innen und von außen! Auf paar anderen Fotos waren meine Eltern am Strand und wurden von irgendjemanden fotografiert worden. Sie lagen gemeinsam auf einer Liege und meine Mutter hatte sich an meinem Vater ran gekuschelt und sah ihn verliebt an und er sie. Das war wahre Liebe, aber sie hatte alles kaputt gemacht. Wie konnte sie nur ihre ganze Beziehung zerstören? Sie und Dad passten doch so gut zusammen und dann das. Ich erkannte sie gar nicht mehr wieder und das verletzte mich wirklich. Wie sehr ich mir wünschte, dass meine Eltern doch noch zusammen wären und weiterhin mit mir glücklich leben würden. Es schmerzte mich sehr und mir kullerte eine Träne herunter. Grace! Jetzt stell dich nicht so an! Fast von jedes Kind trennen sich dich Eltern! Also fang jetzt bloss nicht an zu heulen! Sofort wollte ich das es aufhörte, aber ich weinte nur noch mehr. Ich hatte sogar vergessen, dass Jake neben mir stand, aber nun war es mir egal und weinte ruhig weiter. Mit dem Rücken drehte ich mich zu den Fotos an der Wand und hielt mir eine Hand vor den Mund, um nicht anzufangen zu Schluchzen.

Dark HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt