Teil 17 - Lucas

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Mit schnellen Schritten eilte ich die Treppen zur Bibliothek hinunter. Als ich aus den kleinen Fenstern des Flures blickte, färbte sich unsere Sonne bereits dunkler. Die Wut brodelte immer noch in mir. Ein leichtes Beben begann als ich daran dachte was Severin nur mit Isabel machte. Ließ er sie leiden? Denk an was anderes, dachte ich und biss die Zähne zusammen. Als ich mich wieder unter Kontrolle hatte, hörte auch das Beben auf.

Für einen kurzen Moment verweilte ich am Fenster und beobachtete die dunkelrote Sonne. Wie Blut, wie Blut sah sie aus. So viel Blut war vergossen worden und so vieles würde noch fließen. So viele werden sterben, so viele werden ihre Kinder oder Eltern verlieren und das wegen einem Krieg, der durch die Engel begann.

Keiner der Engel wusste anscheinend was ein Leben wert war. Doch ich wusste es. Ein Leben gab es nur einmal, wenn man starb war man Tod, nicht mehr da. Niemand würde in den Himmel kommen und niemand in die Hölle. Kein Toter würde hier verweilen. Man kann sich den Tod vorstellen, wie ein unendliches Nichts. Keine Gedanken, keine Gefühle, nichts. Leere.

Ich hatte keine Angst vor meinem Tod, aber vor dem Qual eines geliebten Wesens. Isabel!

Frustriert und Traurig ging ich weiter, nun langsamer. Die Engel konnte man nur bemitleiden, sie würden nie erfahren was Liebe war. Sie würden nie etwas anderes fühlen als Hass und Freude. Freude an dem Leid anderer. Wie zum Teufel konnte man ohne die restlichen Gefühle überleben? Ganz in Gedanken versunken, merkte ich nicht wie mir eine Tränen über die Wange lief. Eine Träne für die Gefallenen, zu unrecht gestorbenen.

Ich stieß gegen etwas und blieb ruckartig stehen. Vor mir stand mein Vater und betrachtete mich ausdruckslos. Langsam streckte er einen Finger aus und strich mir damit über die Wange. Als er die Hand wieder weg zog lag ein glitzernder Tropfen auf seiner Fingerkuppe. Vorsichtig zerrieben er den Tropfen zwischen den Finger und sah mich dann besorgt an." Lucas! Warum weinst du?" Verlegen sah ich zu Boden, für mich war jede Träne, die je mein Auge verlassen hatte eine Schwächer gewesen und ich konnte mir keine Schwäche erlauben!

Die Hölle ist kein SpielplatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt