(32) Nein!

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Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und zog meinen Geruch tief ein. „Wieso willst du nur nicht mit mir reden?" fragte er und strich mit den Lippen über meinen Hals. Ich erschauderte unter den sanften Berührungen, schaffte es aber, nicht weich zu werden. „Du bedeutest Gefahr. Deshalb." erklärte ich kurz und hasste mich innerlich für das, was ich gleich tun würde.

Ich sah meinem geliebten Badboy kalt in die Augen und grinste selbstsicher. „Ich hasse dich dafür, dass du meiner Familie Schwierigkeiten bereitest, aber du solltest endlich sehen, was dir offensichtlich nie aufgefallen ist. Ich habe nur mit dir gespielt. Ich könnte dich niemals lieben. Wer liebt auch schon einen Badboy?" erklärte ich mit vollkommen ruhiger stimme, die sogar vor Spott triefte. Ich wandte mich vom sprachlosen Logan ab und eilte aus der Schule und direkt zu Kyle's Auto.

„Fahr mich sofort nach Hause." kommandierte ich meinen Bruder, der nur ein paar Sekunden wartete, dann Logan entdeckte und einstieg. „Du kannst ihm nicht ewig ausweichen, Schwesterherz." murmelte er, während er sich anschnallte und gleichzeitig lässig aus parkte. „Hatte ich nicht vor. Ich hab es mir sowieso gerade mit ihm verscherzt. Spätestens morgen hat er eine Neue." brummte ich und kassierte erstmal einen fragenden Blick.

Ich seufzte und sah aus dem Fenster. Ich hatte Recht. Ich hasste mich dafür, dass ich das getan hatte. Ich spürte wieder eine große Träne meine Wange herunter kullern. „Du liebst ihn wirklich oder?" fragte Kyle und streichelte mir beruhigend über die Hand. „Ja, aber das ist nicht gut für mich. Er ist nicht gut für mich. Er hätte mich am Ende doch sowieso wieder verletzt. Lieber jetzt, als später." murmelte ich betrübt und schluckte den fetten Kloß in meinem Hals herunter.

Ich spürte kurz Kyle's Blick auf mir und griff schniefend nach seiner freien Hand. Er streichelte meine und ich wurde wieder ruhiger. „Du hast heute Nacht nicht besonders gut geschlafen. Mach ein wenig die Augen zu. Es wird deine Nerven etwas beruhigen." meinte er und ich nickte nur leicht. Da fiel mir auf, dass er ja auf die Straße schaute. „Okay." hauchte ich, ließ seine Hand los und legte mir beide Hände an die Wange. Nach wenigen Sekunden fiel ich auch schon ins Land der Träume.




„Aufwachen, Schwesterherz." durch ein permanentes rütteln an meiner Schulter wurde ich wach. Mit flatternden Liedern öffnete ich langsam meine Augen und blickte in zwei schimmernde Smaragde. Diese erkannte ich schnell als die Augen meines Bruders. „Hast du mir Pancakes gemacht?" nuschelte ich und kuschelte mich tiefer in meine Decke. Ich war gestern direkt, nachdem wir zuhause ankamen, in den Trainingsraum gegangen und hatte jetzt einen schrecklichen Muskelkater. „Nein, aber Seria. Willst du vielleicht hier bleiben? Ich glaube, du hast das mit dem Training gestern etwas übertreiben." schlug Kyle grinsend vor.

Ich wollte schon verneinen und mich aufsetzen, aber meine Muskel verkrampften sich sofort und ich krümmte mich stöhnend. „Okay. Sag den andren, dass ich morgen wieder komm. Ich will nicht so viel verpassen." keuchte ich mit schmerzverzerrter Stimme. „Ruh dich aus, Schwesterherz." sagte Kyle noch zum Abschied und ging dann aus meinem Zimmer. Seufzend lehnte ich mich zurück und griff nach meinem Handy auf dem Nachtkästchen. Ich hatte unfassbar viele neue Nachrichten dafür, dass ich erst gestern Abend alle gelesen hatte. Ich seufzte leidend.

Als ich WhatsApp öffnete, erkannte ich, das es um die zweihundert Nachrichten alleine von Logan waren. Ich starrte mein Handy eine weile an, entschied mich schlussendlich aber, den Chat nicht zu öffnen. Stattdessen schrieb ich Nathan an. 'Hey', war alles, was ich schrieb. Ich dachte sowieso nicht, dass er zurück schrieb. Schließlich hatte er und die anderen bald Unterricht. Ich scrollte weiter. Ich hatte noch ein paar Nachrichten in einer Gruppe, in der ich mit den Badboys war.

Ich war irgendwie froh, das bis jetzt nur Paul, Ryan, Nate und mein Bruder mit mir in der Gruppe waren. Ich öffnete den Chat und musste lächeln. Es waren kleine besorgte Fragen, wie 'Ist alles in Ordnung?' oder 'Ich bin für dich da, Mel!'. Mal wieder sah man, wie süß die Badboys eigentlich waren. Sogar Ryan und Nate zeigten ihre Sorge um mich deutlich. Ich war eben doch wie eine Schwester für sie alle. Ich ging wieder aus dem Chat, hatte aber dann keine weiteren Nachrichten mehr.

Catch me Badboy      #Wattsy2016 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt