Kapitel 55

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"Kann man das Geschlecht schon erkennen?", fragte ich meine Frauenärztin und versuchte selbst dabei irgendwas auf dem Bildschirm zu erkennen. "Leider noch nicht", lachte sie. "In spätestens 3 Wochen können wir vielleicht sehen, was es wird ", sagte sie lächelnd.

Mir wurde ein Tuch überreicht, womit ich mein Bauch säuberte. "Vielleicht könnte ihr Mann es irgendwie einrichten beim nächsten Termin dabei zu sein. Das Geschlecht vom ersten Kind sollten die Eltern gemeinsam erfahren", sagte sie.

Ich schluckte und senkte mein Kopf leicht. Er würde aufjedenfall kommen, wenn ich ihn fragen würde, aber dazu wird es nicht kommen. Ich habe in den letzten zwei Wochen alles ohne ihn geschafft und das, was noch alles kommt werde ich auch ohne ihn schaffen. "Mal sehen", murmelte ich und schaffte es mit viel Mühe ein leichtes lächelnd über meine Lippen zu bringen.

Sie musterte mich kurz misstrauisch, aber sagte nichts. Immerhin ist sie nur meine Frauenärztin und mein privater Kram geht sie nichts an. Sie überreichte mir lächelnd das Ultraschallbild. "Bis in drei Wochen", verabschiedete ich mich. Es wurde langsam kühler, weshalb ich meine Jacke enger an mein Körper zog.

Nachdem ich etwas für zuhause eingekauft hatte wartete ich auf den Bus. Während ich wartete kramte ich das Ultraschallbild aus meiner Tasche. Lächelnd strich ich über das Bild und starrte liebevoll den kleinen Punkt an. Plötzlich kam ein heftiger Luftzug und da Bild fiel mir aus der Hand.

Es flog von einem Punkt zum anderen. Ich lief dem Bild nach und versuchte es krankhaft wieder zurück zu bekommen. "Bleib stehen", hauchte ich unter Tränen. Ich war so sehr auf das Bild fixiert, dass ich nicht bemerkte, wie ich auf die Straße zulief. Ein hupen holte mich zurück in die Realität. Mit weit aufgerissenen Augen, sah ich in die Richtung und realisierte er jetzt, dass ich mitten auf der Straße stand.

Ich wollte schnell wie möglich runter von der Straße doch mein Körper war wie eingefroren. Ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Ich schloss meine Augen und wartete auf denn Knall. "Scheisse, Defne!", hörte ich jemanden rufen, bevor ich weg gezogen wurde. Wir verloren beide das Gleichgewicht und fielen zu Boden.

Ich stand noch zu sehr unter Schock, weshalb ich erst später bemerkte, dass ich auf jemanden lag. Ich erkannte an dem Duft der Person sofort das es sich um eine männliche Person handelte. Er legte seine Arme um mich und drückte mit einer Hand mein Kopf gegen seine Brust. Ab dem Zeitpunkt wusste ich um wem es sich handelte.

Diese angenehme Hitze die sein Körper ausstrahlte, diese starken, vertrauten Arme um mein Körper die mir das Gefühl von Schutz gaben und dieser Duft. "Du musst besser aufpassen! Ich bin nicht immer da, Defne", murmelte er. Ich presste meine Lippen zusammen und krallte mich in seine Jacke. "Mehmet?", weinte ich. "Psst", beruhigend strich er mir über mein Kopf.

Er richtete sich vorsichtig auf und zog mich mit sich. Erst jetzt nahm ich die ganzen Menschen im uns herum waren wahr. Einige musterten mich besorgt und die anderen starrten mich geschockt an.
"Geht es Ihnen gut?"
"Brauchen sie ein Krankenwagen?"
"Wieso läuft die denn auf die Straße"
"Einer sollte einen Arzt rufen"
"Die ist doch verrückt geworden"

Sie sollen aufhören zu reden und einfach gehen! Mein Kopf schmerzte und der Schock von eben war immer noch da. Da brauch ich nicht noch diese ganzen nervigen Menschen um mich herum. Ich schüttelte nur mein Kopf und klammerte mich an Mehmet. Er sah besorgt zu mir runter. "Ich will nach Hause", sagte ich leise. "Bring mich nach Hause", hauchte ich ihm zu.

Ich wollte nur noch nach Hause. Schweigend setzte ich mich ins Auto. Er startete den Motor und fuhr los. "Wir sollten uns Krankenhaus", murmelte er nachdenklich. Ich schüttelte mein Kopf. "Brauchst du irgendwas? Hast du schmerzen?", fragte er nach einiger Zeit und sah besorgt zu mir rüber.

Ich lächelte leicht und sah kurz zu ihm. "Mir geht's gut", versuchte ich ihn zu beruhigen. "Uns geht's gut", sagte ich leise und strich über meine Bauch. Sein Griff um das Lenkrad wurde fester. Er hielt vor unserem Haus an und drehte sich in meine Richtung, um mich besser ansehen zu können.

Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus, bevor ich mich zu ihm drehte. Er musterte mich besorgt von oben bis unten vor allem mein Bauch analysierte er genau. "Hey", sagte ich leise und legte meine Hand auf seine Wange. Sein linker Mundwinkel hob sich leicht und seine Augen fingen an zu strahlen. "Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen", sagte ich lächelnd. "Du wärst gerade fast angefahren wurden, wie soll ich mir da keine sorgen machen?", fragte er.

Ich wusste, dass ich das, was ich gleich tun werde bereuen werde. Doch nur so kann ich ihm beweisen das es mir gut geht. Ein letztes Mal blickte ich in seine Augen, bevor ich meine Augen schloss und unsere Lippen mit einander vereinte. Er wirkte überrascht, aber erwiderte den Kuss. "Defne", hauchte er und löste sich.

Kurz darauf lagen seine Lippen wieder fordernder auf meinen. Ich wusste nicht wohin mit meinen ganzen Gefühlen, weshalb ich anfing zu weinen. Er löste sich und wischte meine Tränen weg. "Es wird langsam dunkel, du solltest rein", sagte er. Er stieg aus und öffnete mir die Tür. "Warte", sagte ich und zog ihn zurück. "Bleib", flüsterte ich kaum hörbar.

"Bist du dir sicher?", fragte er, woraufhin ich sofort nickte. Mehmet nahm mich vor der Tür im brautstyle hoch und trug mich hoch ins Schlafzimmer, wo er mich vorsichtig ins Bett legte. "Wo willst du hin?", fragte ich ihn als er auf die Tür zu ging. "Ich schlafe unten", sagte er und kratzte sich am Kopf.

"Komm her", sagte ich und klopfte neben mich als Zeichen, dass er sich hinlegen soll. Schweigend legte er sich neben mich. Ich rutschte näher an ihn und legte mein Kopf auf seine Brust. "Wieso hast du mich geküsst?", fragte er in die Dunkelheit hinein. Wie kommt er jetzt auf darauf? Außerdem hat er mich nochmal geküsst, aber das kann ich ihm ja schlecht sagen.

Ich antworte ihm nicht und tat so als ob ich schlafen würde. "Du bis Echt verwirrend, wusstest du das?", murmelte er. Seine Hand wanderte runter zu meinem Bauch. "Verzeihst du mir?", fragte er. Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm und dachte nach. Einerseits will ich ihm verzeihen, aber auf der anderen Seite ist ein kleiner Teil der das verhindert.

"Gute Nacht, Mehmet", flüsterte ich. Nach einiger Zeit spürte ich zwei starke Arme um mein Bauch, bevor ich das erste mal nach langer Zeit friedlich einschlief.
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Zwangsheirat ~ Defne&MehmetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt