,, Steh auf! Es ist zwölf Uhr, du hast das Frühstück verpasst", schrie meine Mutter. ,, Wir haben heute viel vor, steh auf, Sam!" Ich gähnte und streckte mich erstmal. Verwirrt schaute ich mich um, und vergaß, dass ich in New York lebte, und nicht in meinem lila-weißen Zimmer in Florida aufwachte.
Sofort schaute ich auf mein Handy. Es war 11:38Uhr.
,, Als ob es zwölf ist! Gerade mal halb", rief ich ihr hinterher, doch Mum ignorierte mich und ging aus meinem Zimmer. Dabei ließ sie die Tür auf, was mich sofort aggressiv machte. Ich hasste es, wenn meine Tür auf war. Genervt stand ich auf und schlug die Tür zu, als ich ins Bad gegenüber ging.
Mit halb offenen Augen, bewegte ich mich ins Wohnzimmer. Dad saß auf dem schwarzen Sofa, Mom trank einen Kaffee in der Küche und Jake schaute Tom&Jerry.
,, Morgen", murmelte ich und ging in die Küche. Dort nahm ich mir zwei Brote raus und steckte sie in den Toaster. Während ich wartete, goss ich mir Milch ein. Die Wohnung sah noch ziemlich leer aus, aber heute würde Dad mit Onkel Mason ein paar Schränke und meinen Schreibtisch aufbauen.
,, Dein Nachttisch ist fertig", bemerkte meine Mom. Ich zog die Augenbrauen hoch. ,, Wo ist es?"
,, Neben deinem Bett. Hast du es nicht gemerkt?", lachte sie. Ich schüttelte immer noch müde den Kopf und trank einen Schluck von meine Milch. Das Brot war getoastet, also schnappte ich mir den Honig. Ich war eher dieser Gesunde-Typ.
Nach dem Frühstück aß ich noch einen Apfel und nahm mir mein Handy. Etwas später kam Onkel Mason mit Tante Fiona und meiner kleinen Cousine Ally.
,, Hey Tante Fiona, wo ist Shelly?"
,, Sie ist noch Zuhause. Willst du zu ihr?", lächelte sie mich an und drückte mich wieder, zum dritten Mal fest, da wir uns länger nicht gesehen hatten.
,, Sie kennt sich doch gar nicht aus", schüttelte Mom den Kopf.
,, Aber sie war doch schon zwei Mal in New York. Lass sie doch gehen", verteidigte mich meine Tante. Ich nickte nur heftig. ,, Sie hat recht!", stimmte ich Tante Fiona zu. Mom sah mich kurz an, dann ihre Schwester.
,, Na gut. Aber nach dem Mittagessen. Du hast Glück, dass ich so gute Laune habe!", lachte meine Mutter. Ich grinste nur.
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Nach dem Mittagessen schminkte ich mich, zog mir schnell ein schwarzes Top, eine blaue Skinnyjeans, einen grauen Cardigan und meine weißen Converse an. Dazu trug ich eine schwarze Umhängetasche, worin mein Handy, meine neuen Hausschlüssel, die mir Mom an der Tür gab und noch unnötiges Zeug.
Aufgeregt ging ich endlich in den Aufzug. Draußen atmete ich die New Yorker Luft ein, worauf ich ein aufregendes Kribbeln im Bauch bekam. Aufgeregt bewegte ich meinen Körper auf die U-Bahnstation zu. Ich wusste schon welche Bahn, da ich öfters mit Shelly Bahn gefahren war.
Ich hatte Glück. Heute war Sonntag, was soviel wie, freie Bahn hieß. Tolles Wortspiel, ich weiß.
Nach etwa sechs Station war ich mir dann doch etwas unsicher. An der nächsten Station stieg ich aus. Ich sah mich um, und starrte ungläubig auf ein Schild.
Queens.
War ich etwa in Queens? Auch noch in dem verdammten Ghettoteil? War ich so dumm?
Panisch nahm ich immer zwei Stufen auf einmal, als ich die Treppe hinauf ging. Langsam bewegte ich mich vorwärts und starrte meine Umgebung an. An fast jeder dritten Wand standen mehrere Typen, die rauchten. Meistens standen ein oder zwei Mädchen dabei, die nuttig angezogen waren.
Ich durfte keine Unsicherheit zeigen, ich war immer Selbstbewusstsein in Person. Also zog ich meinen Bauch ein, streckte meine Brust raus und ging einen aufrechten Gang.
Einer dieser Schlampen schubste mich an, worauf sie nur:,, Was macht denn diese Princesa hier?", rief. Mehrere lachten, spanische Wörter wurden gerufen.
Ich ging etwas schneller und ging nun durch kleine, kaputte Wohnhäuser. Wo war ich hier nur gelandet? Wie dumm konnte ich sein? Ich verfluchte mich gerade selber und bereute es so hart. Und es wurde auch noch dunkel.
Ein Typ kam auf mich zu. Er hatte eine Zigarette in der Hand und sah aus, wie ein Latino. Er checket mich ab, dass konnte ich deutlich sehen. Und es ekelte mich an, da ich Gänsehaut bekam und mir leicht übel wurde.
,, Na tesoro? Noch etwas vor?" Er hielt mich an meiner Schulter und biss sich auf die Lippe. Ich ging mehrere Schritte zurück und sagte nichts. Kurz starrte ich den Latino an, worauf er mir näher kam.
RENN!! Los! RENN!
Genau das tat ich, doch er lachte nur hämisch und hielt mich an meiner Hüfte. Grob drückte mich der Fremde an eine Wand und kam mir eindeutig zu nah. In mir streubte sich alles, ich bewegte meinen Kopf hin und her und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.
,, HILFE! HILF-", der Typ hielt mir wütend die Hand auf den Mund. Ich bekam immer mehr Panik, während mein Herzschlag sich massiv erhöhte. Ich fühlte mich dreckig, als er anfing unter mein Top zu gehen. Meine Augen wurden größer, als er auch noch begann meinen Hals zu küssen. Es fühlte sich feucht an, und ich sah keine andere Lösung, als ihm in seine Eier zu treten.
Ich versuchte es und schaffte es auch. Der Fremde jaulte laut auf und biss mir in meinen Hals. Ich schrie und schrie. Alles verschwamm, meine Tränen verweigerten mir, etwas zu sehen. Doch ich konnte alles spüren.
Ich schloss meine Augen und betete, nicht vergewaltig zu werden. Seine Hände waren überall, doch plötzlich fühlte ich sie nicht mehr. Ich öffnete meine Augen und zog schnell mein Top runter, als ich sah, dass es etwas hoch gerutscht war. Dann sah ich nach vorne.
Der Typ lag am Boden, doch ein anderer Latino schlug auf ihn ein.
,, Ich schwöre dir, Juan, wehe du lässt dich wieder in meinem Revier blicken! Verstanden?" Er schlug nochmal auf ihn ein und widmete sich dann mir.
Scham überkam mich. Doch trotzdem blickte ich in die Augen von meinem Retter. In seine dunklen, grünen, Augen. Seine Haare waren gelockt und schwarz. Seine Haut, sah aus, wie die von einem Latino. Seine Lippen sahen unglaublich toll aus, so voll und geschwungen. Und diese Wangenknochen, verdammt.
Ich sah kurz auf seine trainierten Arme, dann wieder in seine Augen.
,, Ich habe dich gerne vor einer Vergewaltigung gerettet, princesa", grinste er. Der Scham verschwand, ich war nur noch empört.
,, Das hätte ich auch alleine geschafft!", rief ich. Er starrte mich nur schief an und zog die Augenbauen hoch.
,, Ihr weißen gringas seid auch nie dankbar, oder?" Ich sah auf meine Haut. Sie war alles andere, als weiß! Ich hatte diesen Südländerteint von meinen Eltern.
,, Ich bin nicht weiß!" Er runzelte die Stirn und sah kurz runter zu Juan.
,, Lass uns erstmal von hier verschwinden", sagte er. Ich zögerte. Zwar hatte er mich vor einer Vergewaltigung gerettet, aber er könnte sehr wahrscheinlich ein Dealer oder Mörder sein, da auf seinem Arm die Wörter LG tätowiert waren. Er war ein Latino Guerrero. Über der geschwungenen Schrift, war wahrscheinlich das Gangzeichen. Ein Adler. Angst überkam mich, denn er war ein Gangmitglied. Er brachte Menschen um und dealte mit Drogen. Ich wollte nicht in sowas verwickelt werden, ich wollte eine richtige Zukunft.
Er bemerkte wohl mein Starren auf sein Tattoo, denn er seufzte nur.
,, Wie heißt es denn so schön, dulzura? Beurteile ein Buch nicht nach dem Cover. Kommst du jetzt? Oder soll ich dich mit diesem pajero alleine lassen?" Er zeigte, während er 'pajero' sagte, auf Juan. Ich schluckte stark und ging mit ihm schnell vorwärts.
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New York Nights
Teen FictionIhr altes Leben ließ Samantha Hanson in Florida, als sie mit ihrer vierköpfigen Familie nach New York City zog. Eine Stadt voller Leben und Liebe, egal ob Tag oder Nacht, es war immer etwas los. Und als sich die aufbrausende Sam im falschen Viertel...