S A M
Okay, es war nun soweit. Ich sollte mich nicht stressen, alles würde bestimmt gut laufen. Mum mochte ihn ja schon, und Dad würde ihn auch mögen. Bestimmt.
Ich betrachtete mein Türkises Kleid und strich behutsam darüber. Ich lächelte in den Spiegel und saß mich danach auf mein Bett hin.
Ich war grundlos durcheinander. Mein Leben war im Moment unbeschreiblich schön. Ich hatte einen tollen Freund, eine beste Freundin und in der Schule lief es auch gut. Das einzige was mir Sorgen bereitete, war dieses Essen. Warum hatte ich dann so ein komisches Gefühl, dass irgendwann noch etwas schlimmes passieren würde? Es lief einfach zu gut für mich.
,, Es hat geklingelt!", rief mein jüngerer Brüder Jake. Ich checkte mein Aussehen nochmal und trat mit schnellen Schritten aus meinem Zimmer, ins Wohnzimmer. Mein Vater stand skeptisch neben mir und hatte die Augenbrauen in die Höhe geschossen, als Alonso in unser Wohnzimmer kam. Mir kullerten fast die Augen hinaus, als ich ihm wohlgekleidet in einem weißen Hemd und einer schwarzen Jeans sah. Er trug ein dunkles Jackett mit sich und sah ... Unglaublich gut aus. Wie konnte nur so ein Typ mit mir zusammen sein?
Er begrüßte meine Eltern mit einem Händeschütteln, umarmte mich und küsste mich (Gott sei dank) nicht vor meinem Vater. Anschließend beugte er sich nach unten um meinem Bruder lächelnd die Hand zu geben. Jake war für sein Alter ziemlich groß, doch Alonso war sogar ein Stück größer als mein Vater.
,, Schön, dass du gekommen bist, Alonso. Am besten gehen wir jetzt mal ins Esszimmer." Mum ging voraus ins Esszimmer, was in der offenen Küche stand. Dad saß an der einen Seite des Tisches. Ich suchte mir einen Platz neben ihn aus und direkt neben mir rechts saß Alonso.
Während ich und Jake Mum mit dem Essen halfen, herrschte fürs erste Ruhe zwischen meinem Vater und Alonso. Ich schielte kurz zu ihm und atmete erleichtert aus, als ich merkte, dass man seine Tattoos nicht sah.
Mum hatte als Vorspeise Suppe gekocht, als Hauptspeise Reis mit Fleisch und Gemüse und sie hatte tatsächlich versucht, Enchiladas zu machen. Als Nachtisch gab es Milchreis.
,, Wahrscheinlich sind die Enchiladas nicht so gut wie bei euch", lächele Mum entschuldigend. ,, Doch ich habe es versucht. Naja, meine Freundin hat mir geholfen. Sie kommt aus Mexiko, und du?"
,, Yo-", fing Alonso kurz auf spanisch an, doch beendete seinen Satz danach mit einem zögern auf englisch. ,, Ich komme auch aus Mexiko."
,, Aha", Dad nahm sich einen Teller mit Suppe und sah interessiert zu Alonso. ,, Und seit wann lebst du hier in Amerika?"
,, Seit etwa fünfzehn Jahren." Ich hatte ihn schon gewarnt, dass meine Eltern, eher gesagt mein Vater, ihn komplett ausfragen würde. Alonso hatte seinen Kopf grinsend geschüttelt und mir einen Kuss auf die Stirn gedrückt, als ich ihm erzählt hatte, dass meine Eltern das nur machten, weil er mein erster Freund war.
,, Als was arbeiten deine Eltern?" Ich sah, wie Alonso schluckte und nervös auf seinen Teller starrte. Unter dem Tisch suchte ich mir seine Hand und drückte sie daraufhin fest. Er sah vom Tisch hinauf, blickte lächelnd zu mir und antwortete, wie immer mit fester und selbstbewussten Stimme:,, Mein Vater ist gestorben und meine Mutter arbeitet in einem Familienbetrieb."
Es herrschte kurz Stille, als meine Eltern ihr Beileid vermittelten und die Hauptspeise dran war.
,, Auf welche Universität möchtest du?", fragte nun Mum.
,, Das habe ich noch nicht entschieden." Ich schluckte. Würde er überhaupt auf eine Universität gehen?
,, Und wie läuft es so mit der Schule?", war nun wieder Dad dran.
,, Gut."
,, 1,4 Durchschnitt, Hmm? Gehst du auf eine Privatschule?" Alonso schüttelte den Kopf und nahm sich eine Enchilada.
,, Mit so einem Durchschnitt würdest du besser gefördert werden. Überlege es dir." Das Gespräch verlief normal weiter und die Enchiladas schmeckten eigentlich ganz gut, was sogar der Mexikaner neben mir beichtete. Um ehrlich zu sein, es verlief viel besser als gedacht. Dad wirkte trotzdem skeptisch und diese komische Anspannung herrschte noch, aber nicht mehr so stark wie am Anfang.
,, Dein Dad mag mich immer noch nicht", flüsterte mir Alonso zu. Ich lachte nur und schlug im auf die Schulter. Wir standen am Türrahmen. Es war nach neun und Alonso zog sich sein schickes Jackett an.
,, Extra schick gemacht, hm?" Ich zog ihn an seinem Jackett zu mir hinunter, doch genau in dem Moment kamen meine Eltern. Sofort ließ ich los und sah sie mit erhitztem Kopf an. Alonso lachte nur rau.
,, Dann geh mal zu deinem Motorrad", lachte ich nervös.
,, Du fährst Motorrad?" Mein Vater schob sich zwischen uns und sprach wild mit Alonso über Motorräder. Verwirrt sah ich zu Mum, die nur lachend in die Küche ging. ,, Dein Vater liebt Motorräder", rief sie mir noch zu. Etwa eine Viertelstunde standen Alonso und Dad nicht mehr an der Tür. Ich zog mir meine schwarzen Sportschuhe an und ging schnell in den Fahrstuhl. Unten sah ich allererstes, wie Dad Alonso's Maschine unter die Lupe nahm und anschließend hinaufstieg.
,, Fünfzehn Jahre lang habe ich kein Motorrad mehr gefahren", murmelte mein Vater und ließ den Motor aufbrummen. Ich stellte mich neben Alonso, der einen Arm um mich legte.
,, Wenn sie wollen, können sie gerne ein wenig rumfahren", schlug er vor. Die Augen meines Vaters strahlten so, als wäre er ein kleiner Junge der seinen heiß ersehnten Keks bekam.
Dad fuhr aus der Einfahrt und nur noch ich und Alonso blieb stehen. Ich lächelte ihn breit an und zog ihn erneut an seinem Jackett zu mir nach unten, nur um meine Lippen auf seine zu drücken. Seine Hände fingen an, meinen Körper zu erkunden. Auch ich ließ meine Hände nicht ruhig liegen, sondern ließ sie von seinem Nacken, zu seinem Brustkorb, wieder zu seiner Wange gleiten.
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New York Nights
Teen FictionIhr altes Leben ließ Samantha Hanson in Florida, als sie mit ihrer vierköpfigen Familie nach New York City zog. Eine Stadt voller Leben und Liebe, egal ob Tag oder Nacht, es war immer etwas los. Und als sich die aufbrausende Sam im falschen Viertel...