Kapitel 42

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S A M

Mit einem guten Gefühl ging ich durch die Schulflure. Ich brachte dabei ein Lächeln auf meinem Gesicht zustande und sah von weitem schon Keyla. Mit einem breiten Grinsen ging ich auf sie zu und umarmte meine beste Freundin.

,, Wow, du scheinst ja total glücklich zu sein", murmelte sie nur und öffnete ihren Spind. ,, Wenn Alonso doch nur mit so einer Laune heute aufgewacht wäre." Ich runzelte die Stirn und sah sie fragend an.

Doch sie musste mir nicht einmal antworten, denn das Problem kam schon auf mich zu.

Ein komplett grimmiger und schlecht gelaunter Alonso ging den Flur entlang. Er sah ziemlich angepisst aus, was wohl die anderen Schüler bemerkten. Denn keiner stand ihm im Weg.

,, Ist das ein schlechter High School Film?", erwiderte ich entgeistert und beobachtete ihn. Doch Keyla seufzte nur und schloss ihren Spind. ,, Nope, leider nicht."

Aggressiv versuchte Alonso seinen Spind zu öffnen und schlug nun ein paar mal drauf. Genervt ging ich zu ihm und sah auf seinen Stundenplan, worauf auch seine Zahlenkombination draufstand.

,, Wie hast du nur ein Stipendium bekommen ... ", nuschelte ich und öffnete seinen Spind. ,, Bitteschön, du grimmiger Affe." Doch er schenkte mir keine Sekunde lang einen Blick und steckte nur seine neuen Bücher hinein.

,, Alles okay? Irgendwie bist du schlecht gelaunt."

,, No shit, Sherlock", murmelte mein Freund. Er schloss seinen Spind mit einem lauten Knall und ging.

,, Falsche Richtung. Du hast jetzt Biologie. Mit mir." Alonso drehte sich um und sah mich auffordernd an.

,, Ich weiß, dass du nicht hier sein willst."

,, Gut erfasst."

,, ... Aber das ist für dich. Für deine Zukunft. Du kannst es schaffen."

,, Du hast keine Ahnung."

,, Du fühlst dich fehl am Platz. Ich weiß."

,, Du weißt aber vieles, ignorierst es aber trotzdem." Nun kam er mir ein paar Schritte näher und es herrschte nicht mehr so ein großer Abstand zwischen uns.

,, Es ist nur zu deinem Besten."

,, Du klingst wie meine Mutter", lachte er und gab mir einen kurzen, sanften Kuss auf die Lippen. ,, Wie kannst du mich nur an eine Zukunft glauben lassen? Ich bin überhaupt froh, wenn ich am nächsten Tag lebe."

,, Es ist nicht schlimm, wenn man Pläne und Ziele hat."

,, Es sind nur unbedeutende Hoffnungen. Man wird nur enttäuscht."

•••

,, Neben mir ist noch ein Platz frei", sagte ich und zeigte auf den freien Platz neben mir. Alonso schüttelte nur den Kopf, nahm meine Hand und ging weiter nach hinten, um genau zu sein, in die letzte Reihe und nahm dort platz.

Ich biss auf meiner Unterlippe herum, denn dort saßen normalerweise die Junkies, Badboys, keine Ahnung wie man diese Leute nannte, auf jeden Fall waren sie kein guter Umgang und machten gerne Stress.

Jedoch sollte es mich nicht interessieren, denn ich konnte mich auch selbst wehren und schützen, also setzte ich mich neben meinen Freund hin.

Kurz vor Unterrichtsanfang kamen sie auch schon. Ungeduldig wartete ich schon auf ihre nervige Anma-

,, Hey, da sitzen wir", hörte ich eine tiefe Stimme sagen. Als ob sie zu einer Beerdigung gehen würden, waren alle in schwarz angezogen, außer die wenigen Mädchen, die zu ihnen gehörten.

,, Und das juckt wen?", sagte ich sofort. Alonso sah mich amüsant an und schüttelte nur grinsend den Kopf. Er kam mir näher und flüsterte mir ins Ohr:,, Lass diese kleinen Lutscher nur, die trauen sich eh nichts."

,, Ist das dein Mexikaner?", erwiderte diesmal eine andere männliche Stimme. Ich drückte meine Lippen aufeinander und nahm meine Biologiesachen raus.

,, Verpiss dich in dein Drecksland zurück", rief ein blonder Junge. Er ballet seine Fäuste zusammen, wie Alonso es gerade tat. Doch seine Mimik war erstaunlich ruhig und gelassen. Bis jetzt hatte er nichts gesagt.

,, Steht auf und verpisst euch endlich!", rief wieder der Blondkopf. Das Blut kochte in mir, am liebsten würde ich platzen! Was fiel diesen scheiß Arschlöchern nur ein? USA ist ein freies Land, sie hatten kein Recht so mit ihm zu reden. Ihn so zu behandeln! Hatte er das schon oft erlebt, war er schon daran gewöhnt? An so eine scheiße sollte man sich nicht gewöhnen!

Plötzlich schmiss der Blondkopf meine Sachen vom Tisch und nun war es geschehen, Alonso stand mit einer schnellen Bewegung auf und keine Sekunde später drückte er ihn an seinem Hals an die Wand. Ich sprang sofort auf und ging hektisch zu den beiden hin.

,, Alonso, lass ihn runter! Es ist dein erster Tag, du darfst nicht zur-"

,, SOFORT ALLE BEIDE ZUR SCHULLEITUNG!", schrie die nervige Biolehrerin. Wo war sie auch geblieben, als diese Möchtegern Badboys ihn angemacht haben?!

,, Es ist nicht seine Schuld, die haben do-"

,, Auf die Plätze. Wir fangen mit dem Unterricht an."

Ich biss die Zähne aufeinander, als ich zurück zu dem Platz in die hinterste Reihe ging. Die Junkies saßen nun eine Reihe vor mir und sahen nicht mehr in meine Richtung. Alonso kam auch nicht mehr zu Biologie.

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