Kapitel 37

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S A M

,, Du wirst mich jetzt dahin bringen, okay?"

,, Wohin denn genau, Sam?"

,, Na ... Zu Alonso's Schule. Ich möchte ihn abholen", grinste ich María an und zog sie aus ihrem Zimmer in den Flur. Ich ging die Treppen runter und hörte sie sagen:,, Aber er hat erst in einer halben Stunde Schluss."

,, Na und?"

,, Du hast Glück, dass ich sowieso noch zu jemandem auf seiner Schule muss. Sonst wäre ich nicht mitgekommen." Sie zog sich ihre schwarzen Boots an, eine dickere Jacke und marschierte nach draußen. Ich tat es ihr gleich und sofort schlug ein kühler Wind in mein Gesicht, als ich die Tür hinter mir schloss.

,, Wir müssen zu Fuß, weil Alonso mit dem Motorrad dort ist und er dich dann mitnehmen kann. Ich muss sowieso zu einer Freundin."

,, Zu Fuß? In dieser Kälte?"

,, Ja", zuckte sie mit den Schultern. ,, Nicht meine Schuld." Ich seufzte nur und machte mich auf einen langen Fußmarsch bereit.

•••

So weit war seine Schule nun auch wieder nicht. Etwa zwanzig Minuten entfernt. Es war trotzdem kalt und ich würde diese zwanzig Minuten nicht gerne wiederholen.

María und ich warteten draußen, bis ich entschloss, hineinzugehen und auf ihn vor seinem jetzigen Unterrichtsraum zu überraschen.

,, Er hat jetzt Chemie", sagte María und führte mich in die Schule. Es war ziemlich leer außer ein paar Schüler die entweder in der Cafeteria saßen, an der wir vorbeigingen, oder an ihren Spinden. Vor einer braunen Holztür blieb María stehen und lächelte mich breit an. ,, So, hier ist es. Ich gehe dann, okay?"

,, Warte." Ich zog sie an ihrem Unterarm wieder zu mir zurück, als sie gehen wollte. Ich war ziemlich nervös und aufgeregt, da ich ihn das erste mal in seiner Schule überraschte. Um ehrlich zu sein, diese Schule war nicht die Beste. Sie war klein, schmutzig und alt. Außerdem fanden hier Prügeleien sowie Drogendeals statt, hatte ich gehört. Und ich wollte nicht, dass Alonso auf so eine Schule ging. Natürlich, ich ging auf eine Privatschule und Keyla auch, da sie ein Stipendium bekommen hatte, doch Alonso hatte etwas besseres verdient als ... Das hier.

,, Auf welche Schule gehst du eigentlich?", fragte ich María. Sie lächelte nur breit. ,, Ich gehe auf diese Schule. Nur Keyla hat ein Stipendium bekommen, ich schätze, ich bin wohl nicht so schlau wie Alonso und Keyla. Aber Alonso hat es wirklich verdient, auf eine bessere Schule zukommen", seufzte sie und ging, einfach so. Ohne sich zu verabschieden.

Ich wartete die wenigen Minuten bis es klingelte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, gleich würde ich seine Schulkameraden sehen. Ob die Mädchen wohl hübsch waren? Und ob die Jungs wirklich so asozial und dumm waren?

Plötzlich klingelte es, was mich aufzucken ließ. Ich schluckte, als eine Horde von Schülern aus dem Zimmer schoss und mehrere mich schief ansahen. Doch ich sah keinen Alonso.

Immer mehr Schüler gingen raus und wenige Sekunden später kam niemand mehr aus dem Chemieraum. Ich späte hinein und sah ihn - wie er mit dem Lehrer sprach. Und es sah nach einem wichtigen Gespräch aus.

,, Alonso, du bist so ein guter Schüler", sprach der Lehrer. Er war wie ein Typ aus Manhattan angezogen - Anzug, Lackschuhe, Krawatte - jedoch sprach er viel freundlicher und angenehmer. ,, Du könntest ein Stipendium an einer Privatschule wie Keyla bekommen. Möchtest du keine bessere Zukunft? Du könntest alles werden. Hör mir zu, ich kenne solche Leute wie-"

,, Sie kennen mich nicht. Mein Leben nicht, meine Vergangenheit nicht."

,, Aber du könntest eine so viel bessere Zukunft kriegen! Hast du eine Freundin?" Alonso zögerte kurz. Warum zögerte er? Schämte er sich für mich? Oh Gott..

,, Ja, habe ich."

,, Auf was für eine Schule geht sie?"

,, Privatschule."

,, Aha, also wird sie bestimmt weit kommen, stimmt's?" Alonso nickte nur.

,, Möchtest du ihr nicht eine Zukunft bieten? Bitte, denk' darüber nach, okay? Du kannst so viel mehr."

,, Ist gut, Mr. Glines." Ich atmete tief ein und aus und nahm meinen ganzen Mut zusammen.

,, Hey", rief ich eindeutig zu enthusiastisch und überraschte damit meinen Freund wohl eindeutig, denn dieser zuckte kurz zusammen und sah mich verwirrt an, bevor er mich in eine Umarmung zog.

,, Hi Babe", flüsterte er in mein Ohr. ,, Wir müssen we-"

,, Ist das Ihre Freundin?" Bevor mich Alonso rausziehen konnte, drehte ich mich um und gab seinem Lehrer freundlich die Hand.

,, Samantha Hanson", lächelte ich. Der Lehrer von Alonso zog nur eine Augenbraue hoch und lächelte, als er mich fragte:,, Auf welche Universität möchten Sie gerne gehen?"

,, Oh, ähm, ich fände eine in Kalifornien nicht schlecht. Oder Chicago, die Northwestern. Ich überlege noch, warum?"

,, Wir müssen jetzt leider Gottes gehen", zog mich Alonso plötzlich aus dem Raum und ging mit eiligen Schritten aus dem Gebäude. Verdattert folgte ich ihm und blieb vor seinem Motorrad stehen. Mehrere Schüler standen noch hier, manche quatschten, andere wiederum rauchten.

,, Was sollte das?", fragte ich genervt und zog die Augenbrauen hoch, da es ziemlich unhöflich war, mich einfach aus dem Zimmer zu ziehen.

,, Nichts. Denk' nicht drüber nach."

,, Als ob." Alonso setzte sich auf sein Motorrad und gab mir den Helm, doch ich stieg nicht einmal darauf und starrte ihn nur fragend und verwirrt an. Sowas ließ ich nicht auf mir beruhen.

,, Es ist nichts wichtiges, okay?" Er nahm mein Gesicht in seine Hände und streichelte mit seinem Daumen meine Wange, als ich ihn skeptisch ansah. Ich entspannte mich sofort und legte meine Arme um seinen Hals. Kurz danach drückte er mir einen kurzen, jedoch leidenschaftlichen Kuss auf die Wange und küsste mich dann danach auf die Stirn. Ich atmete tief ein und aus und sah ihm in die Augen.

Ich fühlte mich so unglaublich gut in seiner Nähe, ich wollte nichts anderes. Nur ihn. Nur seine Küsse. Seine Berührungen. Seine Zärtlichkeit. Seine Art. Seinen Charakter. Seinen Körper. Nur ihn. Mein Herz wollte nichts anderes, als ihn.

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