Kapitel 19

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S A M

Mein Atem beschleunigte sich plötzlich und mein Herz setze ein paar Mal aus, als ich seine Worte wahrgenommen hatte. Ich realisierte erst einmal alles ein paar Sekunden später, als er mir ernsthaft erzählte, er wüsste nicht wo wir seien.

Ich atmete unregelmäßig, mein Lächeln verschwand urplötzlich wie meine positiven Gedanken. Ich malte mir das Verrückteste aus, was passieren könnte.

Wir müssten im Wald schlafen und ein Bär könnte uns umbringen. Niemand würde uns jemals finden und ich müsste mit ihm Kinder großziehen im Wald. Okay, lassen wir das letze mal bitte aus.

,, WAS?", schrie ich plötzlich, worauf Alonso zusammen zuckte und sein Blick meinen traf. Er grinste amüsiert, was mich verdammt provozierte und ich daraufhin vom Motorrad hinabstieg und ihm auf die Schulter schlug.

,, Warum bist du hierher gefahren?", fragte ich ihn wütend und legte die Stirn in Falten. Warum fährt er in eine unbekannte Gegend? War dieser Junge völlig bescheuert?

,, Es sah schön aus. Ich wollte dir etwas vom Wald in Queens zeigen", erwiderte er auf einmal. Mit offenem Mund sah ich ihn an und schluckte heftig, als Alonso das sagte. Wieder einmal bekam ich ein komisches Gefühl im Bauch. Es fühlte sich so an, als ob mir jemand hinein geschlagen hätte. Immer und immer wieder, bis mir übel wurde.

Eine unangenehme Stille entstand, bis Alonso plötzlich lachte und den Kopf schüttelte. ,, Du bist ja 'ne Naive. Das war eine Abkürzung, damit wir gewinnen. Jetzt hab ich den Weg vergessen." Jetzt fühlte sich mein Herz viel schwerer an, dass es weh tat. Als ob ein Gewicht darauf wäre, was immer schwerer wurde und immer mehr schmerzte.

Und somit wurde meine Wut auf ihn von Sekunde zu Sekunde größer. Ich hätte ihm nicht glauben solle, er ist ein mieses Arschloch. Ein mieses Arschloch, der mein Herz schneller schlagen lässt.

,, Und was jetzt?", fragte ich ihn angepisst und saß mich wieder auf seine Maschine hin. Es wurde kühler und die Sonne war fast untergegangen. Der Himmel strahlte in einem dunklen Rot-Orangeton, da nicht mehr viel von der Sonne übrig blieb.

Ich zog meine dünne Sweatshirtjacke enger an mich und nahm mein Handy raus.

Kein Empfang

Ging es noch schlimmer? Jetzt saß ich mit diesem bescheuerten Idioten am Rand einer Straße in einem Wald fest.

,, Hast du Empfang?", fragte Alonso mich. Ich schüttelte den Kopf.

,, Wir sollten den Weg zurück nehmen", schlug ich vor. Doch das Arschloch vor mir verdrehte nur die Augen.

,, Daran hab ich auch schon gedacht, Sherlock. Aber wenn wir zurück fahren, gibt es dort zwei Straßen und ich hab vergessen auf welche wir müssen."

,, Machst du das extra?" Nun wurde Alonso hellhörig. Er starrte mich ungläubig an und zeigte mir den Vogel.

,, Spinnst du? Ich hab es ganz sicher nicht darauf abgesehen, mit dir hier zu landen. 'Bild dir mal nichts ein, gringa. Ich habe Besseres zutun." Autsch. In mir kochte es nur, ich ballte meine Fäuste und versuchte die Tränen, die langsam hoch kamen, zu verdrängen.

,, Ach, wirklich? Zum Beispiel Drogen verkaufen?" Nun war Alonso komplett wütend. Er kam mir bedrohlich nah und sah mir tief in die Augen. Es spiegelte sich nur noch Wut in seinen dunkelgrünen Augen wieder, dass mein Herz noch schneller schlagen- und meine Hände schwitzen ließ.

,, Rede nicht über mich, wenn du keine scheiß Ahnung hast, verstanden?"

,, Das selbe könnte ich auch von dir sagen", feuerte ich zurück. Alonso zog die Augenbrauen hoch und starrte mich erneut ernst an.

,, Spiel' nicht mit dem Feuer, wenn du die Regeln nicht kennst."

,, Dann mache ich eben neue Regeln."

-

,, Weißt du, dass du ein Arsch bist?"

,, Ja."

,, Benimmst du dich extra so? Zu den tollen Mädchen scheiße sein und mit jeder Schlampe ins Bett."

,, Ach, und du bist einer der tollen Mädchen?" Ich nickte stolz, worauf Alonso lachte und ich meinen Mittelfinger erhob.

Nach diesem 'Streit' herrschte Stille und wir beide mussten uns beruhigen, bevor wir nach einer knappen halben Stunde wieder sprachen und uns einigten, da wir nicht mehr viel Benzin hatten, fürs erste zurück zu laufen.

Es war dunkel und ich hatte erstaunlich großen Hunger. Außerdem war mir kalt und meine Füße taten mir weh.

,, Machen sich deine Eltern nicht Sorgen?", fragte er etwas später. Ich schüttelte nur den Kopf.

,, Sie sind heute bei meiner Tante."

,, Hast du Geschwister?"

,, Ja, leider", lachte ich. ,, Einen kleinen Bruder. Er nervt wirklich."

,, Du solltest ihn schätzen", lächelte Alonso. ,, Könntest du dir ein Leben ohne ihn vorstellen?"

Ich dachte kurz darüber nach. Ein Leben ohne diese Nervensäge? Vielleicht wäre mein Leben ruhiger, doch ich konnte mir niemals ein Leben ohne ihn vorstellen. Ganz im Gegenteil, der Gedanke ohne meinen kleinen Bruder zu leben machte mich traurig.

,, Niemals. Ich liebe ihn dafür zu sehr. Er ist immerhin mein Bruder. Egal ob er mich nervt oder nicht."

,, Naja, das Nerven hat er offensichtlich von dir." Empört, jedoch etwas amüsiert darüber, schlug ich Alonso leicht auf die Schulter.

,, Du bist ein Arschloch, Alonso Ramírez."

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