S A M
Ich ging mit schnellen Schritten die Schulflure entlang und suchte nach ihm. Mein Blick wandelte umher, verschiedene Schüler gingen an mir vorbei. Die meisten rempelte ich an, doch das beachtete ich nicht.
Als es zur nächsten Stunde klingelte, ließ ich die Taschen auf den Boden fallen und lehnte mich an den Spinden. Mein Herzschlag war erhöht und pochte ziemlich schnell, da ich durch die letzten Gänge gerannt war.
Ich zuckte mein Handy aus meiner Hosentasche und rief ihn an. ,, Alonso, wo bist du? Deine Sachen sind bei mir. Was ist dort passiert? Ich schwänz' nach der nächsten Stunde die Schule, wenn ich dich nicht finde", sprach ich auf seine Mailbox und legte wieder auf. Zwar würde ich zu spät sein, doch ich ging zu meinem Spind und steckte seine Sachen hinein.
•••
,Es gibt nur drei Orte, wo er sein könnte', las ich Keyla's Nachricht. ,Zuhause, in der Halle oder im Garten.' Im Garten? Was meinte sie denn damit? Welcher Garten denn? Der kleine Garten bei ihnen Zuhause, oder der botanische Garten! Meinte sie etwa das?
,, Meintest du den botanischen Garten in Bronx?", fragte ich Keyla, als wir uns in der Mittagspause an meinem Spind trafen.
Verblüfft sah sie mich an. ,, Ja, woher kennst du den?"
,, Alonso hat ihn mir mal gezeigt", erwiderte ich und steckte meine Bücher hektisch hinein. ,, Ich werd' jetzt dahingehen."
,, Moment", sie hielt mich an meiner Hand fest und stoppte somit, dass ich weitere Bücher hineinstopfte. ,, Du kannst nicht die Schule schwänzen. Ihm geht es gut, mach doch kein Drama daraus."
,, Ich mache kein Drama daraus. Er braucht mich jetzt, ihm geht es nicht gut." Nun steckte ich meine Hefte in den Spind.
,, Er braucht Ruhe. Warum hängst du wie eine Klette an Alonso? Lass ihm etwa Freiraum." Sofort stoppte ich mit allem, was ich tat, und sah mit leerem Blick auf meinen bekritzelten, grünen Spind. Wurde ich wirklich zur Klette? Wahrscheinlich hatte sie Recht, ich sollte ihm etwas Freiraum geben, er brauchte bestimmt Zeit für sich.
,, Na gut, wenn du meinst." Diesmal nahm ich nur die Sachen aus meinem Spind, die ich für den heutigen Tag brauchte.
Am Ende der Mittagspause ging ich schleppend den Flur entlang, zu meinem nächsten Unterricht. Es war leer und man hörte nur noch meine Schritte, da ich wieder zu spät war.
Plötzlich hörte ich schwere, schnelle Schritte auf mich zukommen. Ich hielt an und sah mich kurz um. Die Schritte wurden immer lauter und kamen immer näher. Ich beschloss, einfach weiter zu meinem nächsten Unterricht zu gehen.
Keine Sekunde später kam Alonso um die Ecke und ging genau auf mich zu.
Ich sagte nichts, sondern blieb wieder stehen und sah ihn an. ,, Wo warst du?"
,, Ich war beim Direktor", sagte er nach ein paar Sekunden, als er mich erreicht hatte. ,, Dann war ich in der Halle."
Er stank nach Rauch.
Ich ging mehrere Schritte zurück, da ich nichts mehr hasste, als Zigarettengeruch. Es ekelte mich nur an und am liebsten würde ich kotzen, wenn ich es roch.
,, Interessant", murmelte ich und versuchte, ihm nicht in die Augen zugucken.
,, Wo sind meine Sachen?" Ich ging an ihm vorbei und schüttelte nur den Kopf.
,, Die bekommst du nur, wenn du nicht mehr nach Zigarren stinkst."
•••
Soweit ich wusste, hatte Alonso jetzt Sport. Und ich, nach einer qualvollen Stunde Geschichte, eine Freistunde. Auch wenn es kalt geworden war zwang uns der Coach draußen zu trainieren. ,, Solange es nicht schneit, regnet oder jemand umgefallen ist, werden wir draußen trainieren", waren seine Worte.
Ich ging nach draußen und sofort empfing mich ein angenehmer Wind. So kalt war es heute mal nicht. Betonung auf heute.
Von weitem sah ich sie schon um den Sportplatz laufen.
Ich setzte mich auf die Tribüne und suchte alles nach Alonso ab, als er mir auf einmal zu winkte.
Und scheiße, er stand dort ohne Shirt und mit einer verdammten Badehose auf dem Rasen. Und die Mädchen gafften ihn unkontrolliert an, was meinen Puls nur erhöhte. Wie konnte er bloß so Sport machen?
Ich spürte schon, wir mir das Blut ins Gesicht stieg, als ich sah, wie Audrey mit ihrer kurzen Cheerleaderuniform ihn ansprach. Ich versuchte, tief ein und aus zu atmen, damit ich mich beruhigen konnte.
Ich stand auf und ging in Sekundenschnelle die Stufen hinunter, zu meinem Freund. Audrey sollte sich endlich nur verpissen. Ich wüsste jetzt schon, dass dieses Mädel alles kaputt machen würde, wenn es Rosa nicht schon vorher machen würde.
Je näher ich kam, desto lauter hörte ich ihr falsches Gelächter. So lustig war er nun auch wieder nicht.
,, Hey Sam", grinste Alonso, als ich bei Ihnen angekommen war.
,, Schickes Outfit, Babe", musterte ich ihn erneut und zog die Augenbrauen hoch. ,, Nichts besseres gefunden?"
,, Alles andere hat nach Zigarren gestunken", zwinkerte er mir zu und legte einen Arm um mich. Ich zuckte nur mit den Schultern und sah mit verschränkten Armen Audrey an.
,, Muss die zweite Cheerleaderin nicht zum Training, oder was?", fragte ich sie spitz.
,, Doch, eigentlich schon. Ich wollte nur mal kurz bei Alonso vorbeischauen. Hast du damit ein Problem?", lächelte sie mich breit an. So eine scheiß Lügnerin.
,, Nicht das ich wüsste, Süße", lachte ich kurz und blickte wieder hinauf, zu Alonso. Dieser verdrehte nur die Augen. Er wusste natürlich, wie Fake und gespielt das hier alles war. Ich konnte sie einfach nicht ausstehen.
,, Bye!", rief ich und zog ihn weg. Doch bevor ich Alonso noch etwas sagen wurde, durchfuhr meine Ohren ein schrecklicher Ton.
Die Pfeife vom Coach.
,, RAMÍREZ! DEINE FREUNDIN WIRD DIR KEINE WÄRME SPENDEN, LAUF WEITER!"
,, Wir sehen uns nach dem Unterricht", zwinkerte er mir zu und gab mir einen kurzen Kuss. Jedoch zog ich ihn wieder zu mir, als er zurückgehen wollte und gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss.
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New York Nights
Teen FictionIhr altes Leben ließ Samantha Hanson in Florida, als sie mit ihrer vierköpfigen Familie nach New York City zog. Eine Stadt voller Leben und Liebe, egal ob Tag oder Nacht, es war immer etwas los. Und als sich die aufbrausende Sam im falschen Viertel...