Kapitel 04

19.7K 781 189
                                    

Nach einem kurzen Schweigen, fragte ich:

,, Wie heißt du?" Dabei sah ich ihn an. Er lächelte leicht.

,, Will die kleine gringa jetzt meinen Namen wissen?" Das spanische Klang zwar total sexy, doch es nervte mich, dass ich es nicht verstehen konnte.

,, Sagst du es mir jetzt?", fragte ich ungeduldig. Er lachte nur.

,, Alonso. Und wie heißt du?" Er lächelte mich an. Bei diesem Lächeln würde jedes Mädchen nur so dahin schmelzen. Zwar war es nicht so ein großes, glückliches Lächeln, dennoch mochte ich es. Es war ein kleines, geheimnisvolles. Seine Zähne zeigten sich dabei und kurz vergaß ich, wo ich war.

Am liebsten würde ich mir auf den Kopf schlagen. Ich sah wieder nach vorne und blickte in den Sonnenuntergang. Noch ein paar Minuten, und sie war ganz unten. Der Himmel schien ich prachtvollen Farben, orange, lila und blau. Wirklich schön.

,, Warum willst du das wissen?", fragte Ich und schielte zu ihm rüber.

,, Warum wolltest du meinen wissen, cariño?" Ich fühlte mich ertappt.

,, Sam. Nur Sam."

,, Und dein richtiger Name?"

,, Samantha."

Alonso grinste mich frech an, steckte seine Hände in seine Hosentasche und sah auf den Boden. Ich realisierte erstmal, was gerade passiert war.

Ich fühlte mich, als ob ich ihm etwas schuldig wäre, denn Alonso hatte mich vor einem Trauma gerettet.

,, Wo wolltest du eigentlich hin?", unterbrach er die Stille. ,, Sicher nicht in dieses Ghettoviertel." Er lächelte leicht.

,, Brooklyn, Halsey Street." Er zog die Augenbrauen hoch.

,, Klar, Queens ist neben Brooklyn, aber wie bist du Bitteschön plötzlich hierher gekommen?"

Ich lächelte nervös. ,, Bin neu nach Brooklyn gezogen." Er nickte mir zu. ,, Soll ich dich zur Halsey Street bringen?"

Ich zögerte wieder. War es wirklich so eine gute Idee mit einem Gangmitglied zugehen? Ich hatte meine Zweifel, aber wie sollte ich sonst hier weg?

,, Oder willst du nicht mit einem Gangmitglied gesehen werden?", Alonso sagte das Wort 'Gangmitglied', als ob es ein schmutziges Wort wäre. Ich schüttelte sauer den Kopf. Darüber hatte ich nicht einmal gedacht, ich hatte nur Angst, mir könnte was passieren und er könnte mich irgendwo hinbringen und vergewaltigen.

,, Denkst du wirklich sowas von mir? Also ... Es wäre nett von dir, mir ... mich ... dahin zu bringen." Er nickte nur leicht und bog nun ab.

Eine Hand voll Jungs standen an einer Wand gelehnt. Sie aßen Tortillas, lachten und schubsten sich herum.

,, Wer ist denn diese chica?"

,, Ey Alonso, nach Rosa direkt eine Neue?"

,, Muchacho feliz!"

,, Te llevaré a casa!", rief Alonso lachend.

,, Als ob, komm, lüg nicht", schrie einer der Jungs. Ungeduldig sah ich sie mir alle schnell an. Drei waren Latinos, die anderen zwei dunkelhäutiger. Einer von ihnen hatte ein rotes Bandana um den Kopf, die anderen in ihrer vorderen Hosentasche. Es guckte leicht raus.

Ich nahm mir ein paar Sekunden und durchsuchte Alonsos' Körper nach einem roten Bandana. Okay, vielleicht checkte ich auch seinen Körper ab, aber ich war auch nur ein pubertierender Teenager.

Seine Haare waren schwarz, rabenschwarz und lockig. Seine Haut war halt wie die von einem Lateinamerikaner. Ich tippte auf Mexikaner. Er trug ein graues T-Shirt mit einer schwarzen Jeans, die etwas weiter runter saß. Tatsächlich sah ein rotes Bandana aus seiner hinteren Hosentasche heraus.

,, La chica te mira fijamente!", lachte einer. Alonso drehte sich sofort zu mir um und grinste. Es war so ein jungenhaftes, freches Lächeln, obwohl er voll und ganz ein Mann war.

Mein Kopf erhitzte sich plötzlich und meine Ohren wurden ganz heiß.

,, Willst du mit der U-Bahn fahren?", fragte er, nachdem wir uns von seinen Freunden getrennt hatten.

,, Mit was sollten wir sonst fahren?" Seine Mundwinkel zuckte leicht nach oben, aber blieben letztendlich unten. Ich dachte nach.

,, Willst du jetzt mit der U-Bahn fahren?"

Wenn wir nicht mit der U-Bahn fahren, mit was würden wir dann fahren? Sollte ich ihm vertrauen?

Kontra: Er könnte mich in eine Lagerhalle bringen und umbringen/vergewaltigen/foltern.

Er könnte mich den LG abliefern.

Ich könnte plötzlich bei einem Drogendeal mit stecken.

Oder er würde mich festhalten.

Pro:

Mir fiel kein Pro-Argument ein. Also entschied ich mich dafür mit der U-Bahn zufahren, da ich leichte Angst bekam. Er war immerhin ein Gangmitglied. Die LG gab es auch in Florida.

Ich war viel zu pessimistisch. Warum hatte ich auch so viele Vorurteile?

,, Ja, ich will."

,, Sicher?" Ich nickte. Alonso seufzte, sah kurz hinauf, in den Himmel und kickte eine leere Coladose weg. Zusammen gingen wir Richtung U-Bahn.

Ich fragte mich, warum er plötzlich so ruhig war. Hatte ich was falsch gemacht?

Dummes Ich. Es konnte mir doch egal sein, ich sah ihn bald nie wieder. Er brachte mich nur zu Shelly. Dann würde er wieder in dein Gangleben zurückkehren und ich in mein Leben.

New York NightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt