S A M
Ich zog scharf die Luft ein, als die Lichter im Garten plötzlich ausgingen und ich fast nichts mehr sehen konnte. Ich erkannte nur noch die Umrisse von Alonso und den Büschen.
Sein Kopf blickte nach oben und ich tat es ihm gleich. Sofort stockte mein Atem. Die Sterne leuchteten unbeschreiblich schön. Es erinnerte mich leicht an mein altes Zuhause.
Ich schloss die Augen, spürte wie der Wind mir ins Gesicht peitschte und meine Haare herum wirbelte. Ich atmete die frische Luft tief ein und aus und genoss diesen Moment unglaublich sehr. Es tat so gut, neben ihm zu sitzen und einfach nichts zu sagen. Nur zu fühlen. Diese Stille war keineswegs merkwürdig, sondern tat eher gut. Es tat gut, einfach vollkommen zu schweigen und den Moment miteinander zu genießen.
Ich spürte, wie Alonso mir einen Kuss auf die Stirn drückte und mich näher an ihm zog. Sein Herzschlag beschleunigte sich, da ich mit meinem Ohr an seinem Brustkorb gelehnt war und ihn mit meinen Armen umschloss.
Es vergingen Minuten, unglaublich viele Minuten. Es fühlte sich an wie Stunden und ich machte mir keine Sorgen um meine Eltern.
,, Wir sollten vielleicht gehen. Es ist ziemlich spät", hörte ich ihn irgendwann sagen. Ich löste mich von Alonso und betrachtete seine Umrisse. Sein Gesicht leuchtete im Mondschein, während er ebenfalls mich ansah.
Ich nahm jedes Merkmal von ihm genau unter die Lupe. Seine weichen, großen Lippen, die gerade Nase, seine wunderschöne, gebräunte Haut, die dunklen, kurzen Locken, seine dunkelgrünen Augen, die mich ebenso unter die Lupe nahmen und plötzlich glücklich leuchteten, als ich ihm ein Lächeln schenkte.
,, Du hast recht. Lass uns los." Gott, dieser Moment war so wunderschön. Ich wollte eigentlich nicht, ich wollte mit ihm hier bleiben. Am liebsten die ganze Nacht hier sitzen, um zu reden und zu schweigen.
Alonso nahm meine Hand und zusammen versuchten wir hinauszufinden. Warum hatten sie überhaupt die Lichter ausgeschaltet? Gehörte das zum Programms oder ...
,, ¡Mierda!", hörte ich meinen Freund fluchen. Er trat plötzlich auf einen Zaun und und fluchte erneut wild auf spanisch. Ich fühlte mich auf einmal nicht mehr wie in einem Traum wie vorhin, sondern als ob ich grob in die Realität katapultiert wurde.
,, Sie haben nicht ernsthaft geschlossen, oder? Ich meine, die müssen doch nachgucken, ob noch Besucher hier sind!", stöhnte ich genervt. Alonso fuhr sich hektisch durch die Haare und fing an zu überlegen. Seine Hand glitt des Öfteren durch seine Haare und verunstalteten sie, was ihn nur noch besser aussehen ließ.
Verdammt.
Konzentrieren, Sam! Konzentriere dich.
Er nahm wie aus dem nichts ein Taschenmesser heraus und fing an, an dem Zaun herum zu schneiden. Tatsächlich schaffte er es, ein kleines Loch herauszuschneiden.
,, Geh als erstes", wies er mich an. Plötzlich hörten wir einen Hund bellen und ein Taschenlampenlicht kam auf uns zu.
,, HEY! IST HIER JEMAND?!", schrie ein älterer Mann. Mein Herz überschlug sich, als ich den Mann in Uniform von hinten sah. Meine Bewegungen wurden viel hektischer und ich schnappte unregelmäßig nach Luft.
,, Geh durch, los!" Alonso schubste mich etwas grob zum Loch und zwängte mich dadurch. Ich schüttelte den Kopf.
,, Willst du mich verarschen? Geh durch, wenn du keine Anzeige haben willst!"
,, Das ist mir egal." Der Mann war nur noch etwa zwanzig Meter von uns entfernt. Ich schlüpfte durchs Loch und zog Alonso durch das kleine Loch im Zaun. Er war wirklich groß und ich bekam panische Angst, dass er erwischt werden würde. Als er an seiner Hüfte stecken blieb, bildeten sich plötzlich Tränen in mir und ich hatte Angst vor seinen Worten. ... Wenn du keine Anzeige haben willst ...
Ich zog heftiger und genau dann, als er durch das Loch kam, zog der Polizist an seinem Fuß. Alonso stolperte, stand auf und schnappte sich meine Hand, um loszurennen. Das Adrenalin wurde blitzschnell durch mein Blut gepumpt und ich fühlte mich wie in einem Actionfilm.
,, Oh. Mein. Gott", erwiderte ich in großen Abständen und atmete schnell. ,, Das war wahrscheinlich das illegalste, was ich je in meinem Leben getan habe. Scheiße!" Und ich liebte dieses Gefühl. Dieses Adrenalin-Gefühl, erwischt zu werden. Es war atemberaubend. Wortwörtlich.
,, Sowas habe ich im Kindergarten getan", grinste Alonso und legte seinen Arm um mich, als wir halbwegs normal atmen konnten. Wir gingen die Straße entlang, zur Bahn. Ich nahm den Zug Richtung Brooklyn und wunderte mich, als Alonso mit mir einsteigen wollte.
,, Hier geht's aber nicht nach Queens, falsche Bahn, mein Liebster", lachte ich. Doch Alonso sah mich nur schief an und sah sich skeptisch in der Bahn um. ,, Ich lass' dich doch nicht nachts in der Bahn rumfahren, voll mit solchen perversen pendejos." Mein Herz erwärmte sich bei seinen Worten. Es gab mir so ein glückliches Gefühl, dass ich ihm einen Kuss auf die Lippen drückte und meine Arme um ihn schlang.
,, Danke", murmelte ich leise.
• Nicht überarbeitet •
:D
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New York Nights
Novela JuvenilIhr altes Leben ließ Samantha Hanson in Florida, als sie mit ihrer vierköpfigen Familie nach New York City zog. Eine Stadt voller Leben und Liebe, egal ob Tag oder Nacht, es war immer etwas los. Und als sich die aufbrausende Sam im falschen Viertel...