"Ja kann sein. Das glaube ich aber nicht", antworte ich leise mit Tränen in den Augen. Sie merkt anscheinend, dass etwas nicht stimmt, den plötzlich spüre ich ihre warme Hand auf meinem Oberschenkel. Kurz bin ich zusammengezuckt, weil die Wunden von vor einer Woche noch nicht ganz verheilt sind, aber vor allem weil ich dieses Gefühl von Wärme nicht kenne.
Vorsichtig streichelt sie mich leicht. Das führt aber eher dazu, dass ich erneut kurz vorm Weinen bin.
Verdammt, ich muss mich zusammenreißen.
Ich darf nicht rumheulen. Ich bin der Fehler. Nur ich. Niemand hier könnte etwas positives über mich sagen.
Ich bin der Fehler. Nicht mein Vater.Bevor jemand noch etwas anderes dazu sagen kann, klingelt es zur Pause und Gemult bricht aus. Wie immer gehe ich als letzte alleine aus der Klasse.
Ich bleibe auf dem Flur, denn ohne Jacke ist es verdammt draußen. Ich durfte heute morgen keine Jacke anziehen, aber es ist okay.
"Hey. Hope heißt du, oder?"
Erschrocken drehe ich mich um. Vor mir steht meine Sitznachbarin, ich weiß noch nicht mal ihren Namen.
"Ja.. Wie heißt du nochmal?"
"Lena. Ich wollte fragen, ob alles okay ist... Vorhin ging es dir ja nicht so gut."
"Ja Entschuldigung.. Ist das sehr aufgefallen?"
"Na ja, mir schon, aber den anderen eher nicht. Herr Becker hat aber auch gemerkt, dass etwas nicht stimmt... Was war denn los?"
Verdammte kacke.
"Ähm... nichts. Nichts wichtiges."
Ich soll Herr Becker zeigen, dass es mir gut geht, und erreiche das Gegenteil. Sehr gut. Gut gemacht.
"Das Thema ist nicht leicht, was? Aber Herr Becker hat auch gesagt, dass wir jeder Zeit den Klassenraum verlassen können."
"Hat er?"
"Ja, hast du das nicht mitbekommen? Wenn du raus gehen möchtest, kann ich dich gerne begleiten wenn du das möchtest. Ich frag dich jetzt mal was, worauf du mir keine Antwort geben musst. Hast du denn Erfahrungen bei diesem Thema gesammelt?"
Mein Blick schnellt auf den Boden und schüttle den Kopf.
"Quatsch, nein. Und.. und du?"
"Nein Gott sei dank nicht. Ich kann mir das auch gar nicht vorstellen... Wie können die Eltern ihre eigenen Kinder schlagen? Verrückt.."
"Hm."
Man merkt, sie ist gesprächiger als ich. Nach Pausenende gehen wir zusammen in die Klasse zurück. Als wir auf unseren Plätzen sitzen, reden wir immer noch über belanglose Dinge. Ich verstehe nicht, warum sich hier auf einmal alles verändert.
"So, kommt mal wieder zur Ruhe. Ich habe hier eine Anonyme Umfrage. Am Anfang hatte ich ja schon erwähnt, dass unsere Schule an einer Umfrage teilnimmt und heute werden wir sie an euch geben. Diese Stunde werden wir dazu nutzen. Ich glaube nicht, dass ihr 40 Minuten dafür braucht, aber jeder bekommt so viel Zeit, wie er braucht. Okay, also ich teile sie Grade mal aus. Denkt dran, es ist anonym. Bitte füllt sie Wahrheitsgemäß aus, sonst würde die ganze Umfrage gefälscht werden."
Als er mir die Blätter hinlegt, lächelt er mich an.Ich lese mir die Fragen durch und atme tief durch. Am Ende muss man mit einer Unterschrift versichern, dass man die Wahrheit geschrieben hat. Ich dachte, es ist anonym.
"Ähm, Herr Becker? Sie sagten, dass es Anonym ist. Am ende muss man aber unterschreiben."
"Echt? Tatsächlich. Ja dann... Denkt euch eine Unterschrift aus. Es kann niemand nachweisen, dass ihr es wart. Ihr seit noch nicht volljährig, das geht."
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Gefangen im eigenen zu Hause
RandomMein Name ist Malorie, das bedeutet Unglück. So werde ich jedenfalls von meinem Vater genannt, in der Schule werde ich Hope gerufen, weil niemand meinen richtigen Namen kennt und ich bezweifle, dass ich in Wirklichkeit Malorie heiße. Mein Vater hass...