Gefangen im eigenen zu Hause

Kapitel 27

Denkst du nicht, das hat etwas zu bedeuten? Vielleicht begegnest du ihnen so oft, weil du es ihnen erzählen sollst...

Aber ich kann das nicht...

Doch du kannst das. Du willst nur nicht. Und ich weiß nicht, warum du ihn schützen willst...

Ich finde die richtigen Worte einfach nicht...

"Ist alles okay mit dir?", werde ich nochmal gefragt.

"Ja", antworte ich schnell und nicke leicht mit dem Kopf. Ich muss aussehen wie ein Mädchen das auf der Straße lebt und in eine Prügelei geraten ist....

"Das sieht aber anders aus... Wie heißt du denn?"

"Malorie." Ich hasse diesen Namen.

"Und mit Nachnamen?"

"Das ... weiß ich nicht." Ich weiß nicht, wie ich weiter heiße. Ein paar mal wurde mein Vater in meiner Anwesenheit mit Nachnamen angesprochen aber ich konnte ih mir nie merken. Vielleicht wollte ich das auch nicht, ich will nicht so heißen wie er...Verwirrt schaut mich einer der Polizisten an, der andere hat sich mittlerweile neben mich gesetzt. Er ist schon etwas älter und hat vermutlich schon einige Erfahrungen in seinem Beruf gemacht. Seine klaren blauen Augen beruhigen mich, doch schnell schaue ich wieder weg. Ich kann anderen Menschen nicht in die Augen schauen...

Der Polizist, der vor mir steht, geht in die Hocke und schaut mich an. Was wird das denn jetzt?

"Kannst du mir sagen wie alt du bist?"

"Ich bin 16.."

"Hast du deinen Personalausweis dabei?"

"Meinen was?" Was soll das denn sein?

"Also wahrscheinlich nicht... Wo wohnst du denn?"

"Ich.. In Winden."

"Und was machst du dann hier?"

"Ich..." Notlüge.... Notlüge Notlüge... Als mein Magen knurrt, fällt mir eine Geschichte ein.

"Ich hatte Hunger und wollte mir etwas zu essen kaufen... Aber dann habe ich mich irgendwie verlaufen und habe mich hier dann ausgeruht weil ich müde war.."

Sein Gesicht sieht nicht so aus als würde er mir glauben...

"Aha, und warum hattest du Hunger? Du hast doch deine Eltern, die für dich sorgen, oder nicht?"

"Ja, aber nur meinen Vater."

"Und was ist mit deiner Mutter?"

"Sie... Sie ist nach meiner Geburt abgehauen." Schon damals wollte mich niemand.

"Hat dir dein Vater nichts zu essen gegeben?"

"Ähm.. Doch schon, aber..."

"Weißt du, wir sind von der Polizei und du kannst uns ruhig die Wahrheit sagen. Jetzt sind wir schonmal hier."

Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich bei diesen Polizisten viel wohler als gestern. Vielleicht, weil wir nicht bei meinem Vater sind, oder weil sie zu mir runter gekommen sind, sodass wir auf Augenhöhe reden...

"Gestern Abend habe ich nur nichts zu essen bekommen, aber ich habe mich auch nicht benommen. Es ist nichts schlimmes..."

"Aber du siehst auch nicht so gut aus. Du blutest am Kopf und... bist in Decken eingewickelt."

"Ja, ich bin vorhin hingefallen, deshalb blute ich. Und die Decken habe ich mitgenommen, weil es ja schon ziemlich kalt ist und deshalb..." Ich kann einfach nicht lügen..