Kapitel 16

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Auf der Wache erzählt Leon tatsächlich alles. Sein Vater ist anscheinend Alkoholiker und die Mutter ist mit allem überfordert. Mir entwischen bei seiner Erzählung auch ein paar Tränen, aber die Polizisten werden mich nie wieder sehen, also ist es mir egal.

Als ein Mann vom Jugendamt den kleinen Leon mitnimmt und wir unsere Aussage gemacht haben, werden wir gefragt ob wir nach Hause gefahren werden wollen.

"Ja."

"Nein", antworten David und ich gleichzeitig.

"Ich kann laufen, danke", meine ich leise. Das würde mir gerade noch fehlen. Mein Vater, die Polizei und ich in einem Haus!

Aber sie bestehen darauf,uns zu fahren. Also steigen wir in das Polizeiauto und halten als Erstes bei mir an. Zögerlich und mit rasendem Herzen öffne ich die Tür, schnappe mir die Einkaufstüten, sage David aus wiedersehen und atme nochmal tief durch. Auf einmal steht ein Polizist vor mir und lächelt mich an.

"Soll ich mit kommen?"

Ohne meine Antwort abzuwarten klingelt er. Seine Schritte verraten mir schon, dass er sauer ist. Hoffentlich bemerkt er rechtzeitig, dass ich nicht alleine bin...

"Was hat das denn so lange gedauert!? Du kannst echt nichts, ich sollte wirklich langsam überlegen ob es nicht besser wäre dich zu..", fängt er an zu Brüllen, doch dann öffnet er die Haustür komplett und stoppt sich in letzten Moment.

"Guten Tag. Ich wollte ihre Tochter nach Hause bringen, da sie Zeugin in einen strafverfahren ist. Wir haben sie nur nach Hause gefahren, es ist alles in Ordnung. Dürfte ich vielleicht kurz reinkommen?"

Schnell gehe ich an ihm vorbei hoch in mein zimmer, den Einkauf stelle ich vorher in der Küche ab.

Was mache ich hier nur... Ich habe Leon geholfen, okay? Ich habe ihm geholfen. Unten passiert nichts. Es ist alles gut.

Nichts ist gut, du bist wieder hier im Käfig.

Es ist mein zuhause.

Umso schlimmer..

Plötzlich wird mein Name gerufen. Schnell stehe ich auf und gehe ängstlich nach unten. Meine Gedanken rasen in meinem Kopf herum- was wird passieren? Ist Herr Braun (der Polizist) schon weg und was hat er mit ihm geredet!? Ist mein Vater sauer? Wird er mir etwas antun?

Unten angekommen steht die Tür zu dem Zimmer schon weit auf. Ängstlich gehe ich einen Schritt zurück.

"Ma-lo-rie!"

Zitternd Folge ich seiner Stimme. Er ist wütend, sehr wütend. Mehr als sonst... Herr Braun muss etwas schlimmes gesagt haben, aber wahrscheinlich werde ich es gleich erfahren...

"DU hast also einem KIND geholfen!? Und die VERDAMMTE POLIZEI gerufen!??? Scheiß Kind, jahrelang verbiete ich dir den Kontakt zu der Außenwelt und dann schicke ich dich EINMAL einkaufen, und dann gleich sowas!?! Und dann hast du auch noch einen FREUND!??? DU!???? Ich glaub es hackt!!!! Nichts kann man von dir erwarten! Noch nicht mal für Hausarbeiten bist du gut! In der Schule sowieso nicht! Du hast keine Freunde! Wer auch immer dieser Typ ist, er MAG DICH NICHT!Bekomme das doch mal in dein kleines dummes Hirn rein!!!"

Während er mich anschreint kommt er auf mich zu, während mir die Tränen über die Wangen laufen. Seine Worte tun so weh...

Er verschließt die Tür hinter sich und klebt mir auf einmal meinen Mund mit einem Klebestreifen zu.
Mit einem Mal packt mich die Panik und ich gebe hysterische laute von mir. Warum macht er das??? Nach 16 Jahren verbietet er mir nun entgültig den Mund, aber warum???Er weiß doch, dass ich nicht schreien werde!!!!

Gefangen im eigenen zu HauseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt