Nach dem Abendessen, bei dem ich vergeblich versucht hatte Leslie die gleiche Ausfragetaktik angedeihen zu lassen damit sie etwas über ihr Verhältnis zu Raphael herausrückte, gingen wir in Richtung Küche.
Dort standen schon Raph und Gid. Wieso die beiden neuerdings ständig zusammen abhingen, begriff ich auch nicht. Aber als wir auf sie zugingen, fiel mir etwas auf, das mir seither völlig entgangen war. Sie sahen sich total ähnlich. Sogar die Augen, obwohl mich die von Raphael längst nicht so faszinierten. Man hätte denken können, sie seien verwandt. Aber auf den Anmeldelisten hatte ich bei Raphael den Nachnamen Bertelin gelesen. Daher verwarf ich diesen Gedanken ganz schnell wieder.
Raph sah Leslie fragend an und Leslie grinste nur und nickte ihm kaum merklich mit einem Augenzwinkern zu. Und da begann Raph ebenfalls zu grinsen. Und Gid auch. Les und Raph verschwanden in der Küche.
Was hatte das denn zu bedeuten? Verwendeten die zwei jetzt schon Gebärdensprache? Es ärgerte mich etwas, dass ich anscheinend die einzige war die nicht wusste was hier abging.
Aber bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, stand Gideon neben mir, schlang einen Arm um meine Taille und zog mich ganz nah an sich.
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich es irgendwann mal schaffe, dass du mit mir ins Kino gehst."
Seine Stimme hatte wieder diesen heißen Flüsterton. Überhaupt hatte Gideons Stimme manchmal etwas an sich, als würde er in meinem Inneren damit eine Schwingungsfrequenz auslösen - vergleichbar mit einem Musikinstrument.
"Tja, sieht so aus, als wärst du eines besseren belehrt worden."
"Und ich bin sehr froh darüber." Wieso war er eigentlich in letzter Zeit so höflich zu mir? Was hatte er vor?
Das Kino war ziemlich voll. Anscheinend wollte jeder die Gelegenheit nutzen, da es sonst nirgendwo auf dem Gelände einen Fernseher gab. So viel zum Thema Fernsehsucht.
Gid lotste mich ganz nach hinten, wo es noch einige freie Plätze gab. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber als ich ganz in der obersten Ecke saß, dachte ich kurz: diesen Platz hat er ausgesucht, damit ich nicht weg kann und sich keiner neben mich setzt.
Er hatte zwei Light-Colas organisiert , aus denen wir jetzt einen kleinen Schluck nahmen um sie dann in die Becherhalter vor uns einzufädeln. Wir ließen uns auf den überraschend bequemen Polstern nieder und Gid legte wie selbstverständlich seinen Arm um meine Schulter. Seltsamerweise kam es auch mir auf einmal ganz normal vor. Es hatte nichts aufdringliches an sich.
"Du kannst dich ruhig an mich lehnen, wenn du willst." sagte seine Flüsterstimme zu mir.
Als ich ihn kurz ansah wurde mir ganz warm ums Herz. Dann lehnte ich mich tatsächlich an seine Brust an, während er seine Halsbeuge über meinen Hinterkopf legte und seine Hand nach unten auf meine schob um unsere Finger miteinander zu verschränken.
In dem Moment als das Licht ausging spürte ich seinen Herzschlag schneller und stärker an meinem Rücken. Eine Weile lang konnte er sich noch beherrschen, aber als die ersten Anspielungen auf Sex im Film auftauchten, machten sich seine Finger selbstständig. Er begann mich an allen möglichen Stellen zu streicheln. Ich war mir sicher, dass mein Herz inzwischen mindestens so schnell und heftig gegen meine Brust hämmerte wie das seine.
Sein Mund war ganz nah an meinem Ohr als er leise zu mir sagte:
"Ich halte es nicht mehr aus ohne dich auf meinem Schoß. Bitte komm zu mir!" Ehe ich darüber nachdenken konnte, machte er Nägel mit Köpfen und zog mich auf sich. Besitzergreifend umschlang er mich mit seinen Armen und malte mit seinen Fingern kleine Kreise auf meinem Bauch.
Ich saß also nun mit meinem abgefackelten Herz im Kino auf Gideons Schoß , während seine Lippen an meinem Hals Brandspuren hinterließen und seine Finger über Stellen wanderten, die mich verzweifelt um meine Selbstbeherrschung ringen ließen.
"Bitte Gid, halte dich etwas zurück." flehte ich ihn mit einem tonlosen Flüstern an.
"Ich kann nicht..." nuschelte er an meinen Hals. "Du machst mich wahnsinnig!" Dummerweise schickte er dabei auch noch einen heißen Atemstoß über meinen Brustansatz. Wieso tat er mir das an? Fast automatisch senkte sich mein Kopf in den Nacken und meine Hände krallten sich in die Innenseite seines Oberschenkels.
Seine Augen wurden noch größer als sie es ohnehin schon waren, und als ich seine Erektion unter meinem Oberschenkel spürte, wurde mir klar, dass das hier nicht so weitergehen durfte. Es war als säße ich auf einer Raubkatze, die ihre Beute verschlingt - mit Haut und Haaren!
Endlich fand ich die Kraft mich von seinem Schoß herunter zu bewegen.
Aber er wollte mich nicht weglassen.
"Bleib bei mir, Gwenny, bitte!" flüsterte er verzweifelt an meinen Hals und zog mich noch fester auf seinen Schoß. "Bitte bleib hier sitzen!"
"Nein Gid! Das hier geht eindeutig zu weit." Es gelang mir seine Hände von mir zu lösen und wie benommen auf meinen Sitz zurück zu rutschen. An meinem Dekolleté entdeckte ich ein kleines Rinnsal. Hatte ich geweint?
Überrascht tastete ich den Bereich unter meinen Augen ab. Aber da war nichts. Das ließ dann eigentlich nur einen Schluss zu...
Ich wandte mich Gideon zu, der sich verstohlen die Spur unter seinen Augen entfernte und im Moment sehr verletzt wirkte. Er wich meinem Blick aus und seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt.
Was war denn jetzt los?
Irgendwann hatten wir uns dann wieder eingekriegt und trugen unsere gleichgültigen Gesichter. Soweit es mich betraf, passte dieses Gesicht noch längst nicht zu meinem inneren Zustand.
Nach dem Film gingen wir schweigend nach draußen. Ich stand vor ihm und wartete darauf, was er machen würde.
"Darf ich dich umarmen?" brachte er schließlich hervor. Seine Stimme war so heiser und rau, dass ich fürchtete, sein Tränenkanal würde gleich wieder loslegen. Ich nickte und machte einen Schritt auf ihn zu um ihn an mich zu ziehen.
Er gab einen erleichterten Seufzer von sich und streichelte zärtlich über meinen Rücken.
"Für mich war's heute ein ganz besonderer Abend, Gwenny. Danke!"
"Ja, das war es für mich auch." Er machte einen tiefen Atemzug.
"Gute Nacht, Gwenny. Schlaf gut!"
Ich löste mich aus der Umarmung, lächelte ihn an und wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht. Dann ging ich zu meinem Schlafquartier.
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Und einmal Ferienlager...
FanfictionEndlich Ferien! Gwen und Leslie haben sich im Feriencamp von Gwens Onkel Falk angemeldet. Als sie dort ankommen, stellt Gwen fest, dass ihr persönlicher Albtraum - Gideon, der Kotzbrocken - sie bis in die Ferien verfolgt. Er hat sich im Camp als San...