Tanz auf dem Vulkan

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Seit dem Mittagessen hatte es angefangen zu regnen. Da Gid heute Nachmittag Sani-Dienst hatte und Leslie bei Raph im Zimmer war, hatte ich mir ein Buch geschnappt und angefangen zu lesen.
Zum Glück hatte Gid nur wenige feste Einsätze, weil das der Senior-Sani übernahm, da Gid ja nur Ersthelfer war und nicht die große Sani-Ausbildung hatte.
Das meiste war auf Rufbereitschaft, aber bis jetzt war er noch nicht oft angepiept worden. Und für die Wettbewerbe hatte er sich von Will freistellen lassen. Aber heute musste er bei einem Geschicklichkeitswettbewerb im Haupthaus einen Einsatz leisten.
Das Buch hatte ich aus der kleinen Bibliothek im Haupthaus ausgeliehen. Es handelte vom Schloss und der Geschichte seiner Bewohner. In der Mitte gab es einen kleinen Abschnitt mit Abbildungen. Das machte mich neugierig und ich blätterte sie durch.
An einem Bild blieb ich hängen. Es war ein Paar. Elisabetha! schoss es mir durch den Kopf. Obwohl es nur ein Gemälde war erschien sie plötzlich so real. Das Kleid war exakt das gleiche wie vor dem Brunnen. Auch die Frisur.
Aber jetzt wo ich sie so realitätsgetreu abgebildet sah, erinnerte sie mich noch ganz stark an jemand anderen. Ich kam nur nicht drauf an wen...
Und der Typ neben Elisabetha sah aus wie... Warte - war das Will???
Nein, das konnte nicht sein. Ich kniff die Augen zusammen. Aber wenn ich die beiden jetzt nochmal genau betrachtete sahen sie aus wie Grace (Häh?!) und Will, nur aus einer anderen Zeit. Aber wie konnte das sein? Jetzt war ich komplett verwirrt.
Ich konnte Will unmöglich die Geschichte von der Nacht im Schloss erzählen. Und noch weniger konnte ich ihn fragen, ob er oder Grace etwas mit dieser Sache zu tun hatten.
Aber ich würde Gid, Les und Raph das Buch zeigen. Und nun begann ich im Text nach Hinweisen zu suchen...

Endlich war es kurz vor fünf und wir standen alle im Workshop-Raum 2. Tina war wegen ihres verstauchten Knöchels ausgefallen, also waren wir nur noch 5 Tanzpaare. Eigentlich war mir das nicht ganz unrecht, denn seitdem Gideon Tinas Knöchel verarztet hatte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie nur auf eine Gelegenheit wartete ihn anzugraben. Und das obwohl sie die ganze Zeit mit Jo rummachte.
In dem Buch hatte ich keine Hinweise mehr auf das Bild gefunden. Nur die Namen Elisabetha und Robert, aber keine Nachnamen und keine weiteren Informationen.
Nachdem ich Les und Raph das Bild gezeigt hatte, bestätigten sie mir die Ähnlichkeit mit Grace und Will. Les versprach mir, dass wenn es ihr gelingen sollte mit Elisabetha zu sprechen sie ihr dazu einige Fragen stellen würde. Was für eine kluge Freundin ich doch hatte.
Raph schien der gleichen Meinung zu sein, denn immer wenn sie zu einer ihrer messerscharfen Schlussfolgerungen ansetzte oder ihr wieder mal eine geniale Idee kam, konnte man deutlich erkennen, wie sehr er sie dafür liebte und bewunderte.
Gid hatte das Bild noch nicht gesehen, denn er fehlte noch - genau wie Will.
Dann ging die Tür auf, und als ich Gid sah, verschlug es mir kurz die Sprache. Er sah so verführerisch aus, dass ich ihn am liebsten gleich mit Haut und Haaren gefressen hätte. In seinen Augen sah ich etwas gefährlich leidenschaftliches aufblitzen als er den Blick auf mich richtete. Die anderen begrüßte er ganz kurz.
Dann packte er mich plötzlich von hinten bei den Hüften und zog mich an sich, während er in mein Ohr raunte:
"Du hast mir gefehlt, mein Herz! Ich leide unter Entzugserscheinungen. Wir müssen unbedingt da weitermachen, wo wir letzte Nacht aufgehört haben."
Ich wurde rot. Ja - letzte Nacht...
Nachdem ich ihm versprochen hatte, bei ihm zu bleiben, hatte ich mir mein Kleid ausgezogen und ihn nach einem T-Shirt gefragt. Er hatte in seinen Shorts vor mir gestanden, mich nur mit großen, gierig glänzenden Augen angesehen und gemeint, dass ich ihm so besser gefalle.
Dann hatte er mich ins Bett gezogen und in Löffelchenstellung mit mir gekuschelt. Und natürlich war das Thema damit noch nicht erledigt. Heute früh hatte ich dann nur noch den Slip an und mein BH wurde ersetzt von Gideons Händen. Und als ich das Frühstück erwähnt hatte, war seine Antwort - während er an meinem Hals herum geknabbert hatte, er hätte sein Frühstück doch gerade in seinen Händen...
Jedenfalls hielt er mich nun eng an sich gepresst, und nachdem was ich hinter mir spürte, konnte ich mich in der kommenden Stunde auf was gefasst machen.
"Wir sind hier nicht allein.." begann ich. Ich hatte keine Lust von Leslie und Raph nachher die ganze Zeit aufgezogen zu werden.
"Schon klar. Aber wir tanzen Tango, Gwenny. Und da wird ein wenig Körperkontakt doch wohl erlaubt sein." Ich seufzte und ergab mich meinem Schicksal.
"Du siehst übrigens höllisch süß aus, wenn du rot wirst. Auch wenn es keinen Grund dafür gibt." Und mein Gesicht legte nochmal eine Nuance nach.
Dann ging es los. Es wurde alles andere als ein bisschen harmloser Köperkontakt. Gid gab sich alle Mühe mich zu provozieren und zwischendurch machte er immer wieder Anspielungen auf letzte Nacht.
Und die glühenden Wangen waren meine harmloseste Reaktion darauf. Zum einen spürte ich wieder an allen möglichen Stellen Kribbelgefühle der heftigsten Sorte. Zum anderen stieg die Erregung wieder in mir auf, sobald er eine seiner zärtlichen Attacken auch nur erwähnte - so als würde es tatsächlich gerade passieren.
"Wenn du glaubst, dass ich schon genug von dir habe, hast du dich aber schwer geschnitten. Du hattest doch nicht etwa vor, mich heute Nacht allein zu lassen?" raunte er mir ins Dekolleté, als er mich gerade über seinen Arm rückwärts nach hinten beugte. Dieser unmögliche Kerl wusste ganz genau, wie er mich aus der Fassung bringen konnte.
"Glaubst du nicht, dass es irgendwie verboten ist, dass ich bei dir übernachte?"
Er grinste.
"Will hat dich heute Morgen aus meinem Zimmer kommen sehen." Ich sah ihn erschrocken an. Sein Grinsen wurde breiter.
"Er meint, offiziell einziehen darfst du zwar bei mir nicht, aber wenn wir unbedingt zusammen sein wollen, kann er es auch nicht verhindern. Wir sollen nur darauf achten dass es keine schwerwiegenden Folgen hat."
Und wieder bekam ich einen Tomatenschädel. Will hatte mit ihm über Verhütung gesprochen? Wie peinlich war das denn?
"Das hat er nicht gesagt!" Gid lachte. Dann drückte er mir einen zarten Kuss auf den Hals.
"Doch hat er. Wie du siehst, gehen dir die Argumente aus. Also kommst heute Nacht zu mir oder muss ich dich erst noch überzeugen?" Er ließ einen unverschämt gierigen Blick über meinen Körper wandern. Ich seufzte und gab mich geschlagen.
"Du gibst ja doch keine Ruhe bis du bekommst was du willst."
"Da könntest du recht haben. Aber nachdem du jetzt endlich zugegeben hast, dass du mich gar nicht so unausstehlich findest, werde ich einen Teufel tun und mich nochmal von dir abweisen lassen."
Er zog mich in die Schlussdrehung und presste mich mit den Händen an meinen Pobacken fest an sich. Dann beugte er sich nach vorne und hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

Und einmal Ferienlager...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt