Brunch

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Wie sehr ich es doch inzwischen liebte in diesen Armen aufzuwachen. Wie hatte ich mir die vergangenen drei Jahre nur einreden können er sei mein Feind? Hatte er nicht von Anfang an versucht mir näher zu kommen? Wie konnte ich nur so blind gewesen sein? Wie konnte ich nur das Strahlen übersehen haben, das jedes Mal sein Gesicht erhellte wenn er mich ansah?
"In Zukunft darfst du mir jeden Morgen mit solchen Gedanken in die Augen schauen, mein Herz."
Ach ja, das hatte ich ganz vergessen...
"Ich liebe dich mein Tiger!" hauchte ich an sein Ohr so dass er eine Gänsehaut bekam "Und ich bin froh, dass ich dich habe." Er zog mein Gesicht auf seines und küsste mich heiß und innig.
"Weißt du was ich mir wünsche?" Als er mir tief in die Augen sah wusste ich es...
"Das wird nicht ganz einfach werden. Ich werde im September erst sechzehn. Und dein achtzehnter Geburtstag ist doch erst im November."
"Aber wenn deine Eltern einverstanden wären..."
"Unterschätze Dads Eifersucht nicht. Er würde dich in der Luft zerreißen."
"Vielleicht könntest du mich ja nach dem Camp irgendwann zu euch einladen damit sie sich schon mal an den Gedanken gewöhnen können, dass du jetzt einen Freund hast."
"Aber selbst wenn sie dich akzeptieren, heißt das noch lange nicht, dass sie mir erlauben bei dir einzuziehen." Er seufzte.
"Ist schon klar, dass das nicht einfach wird. Aber ich würde alles dafür tun um dich so bald wie möglich bei mir zu haben."
"Na ja, vielleicht kann ich ja Mum schon mal per SMS einweihen. Sie ist in solchen Sachen viel verständnisvoller als Dad. Und vielleicht kann sie ihn ja schonend darauf vorbereiten, dass ich die Liebe meines Lebens gefunden habe..." Gideon strahlte wie eine tausend Watt-Lampe.
"Und dass dieser Kerl inzwischen so verknallt in dich ist, dass er es keinen einzigen Tag mehr ohne dich aushält. Na ja, die Nächte natürlich auch nicht - aber das sagst du ihnen besser noch nicht..."
Ich grinste.
"Nein, ganz sicher nicht."
Ich überlegte kurz. Wenn man die Zeitverschiebung berücksichtigte war es nicht schlau die SMS an Mum vor heute Abend loszuschicken. Am besten so um fünf. Also hatte ich noch genug Zeit um mir den Text gut zu überlegen.

Irgendwann hatten wir es fertiggebracht uns alle für den Brunch im Salon einzufinden. Der Tisch quoll fast über vor Essen. Und es roch zum Anbeißen. Also nahmen wir alle Platz und schmausten drauf los.
Es gab frische Brötchen, Croissants, Kaffee und Tee, Marmelade, Käse, Rührei , Cornflakes, Joghurt und frisches Obst. Mit der Zeit hatten wir angefangen uns gegenseitig zu füttern und dem Partner die Krümel und Essensreste von den Lippen zu lecken.
"Wenn wir uns weiterhin so die Bäuche vollschlagen, kann man uns morgen aus dem Schloss hinaus kugeln." beschwerte sich Les "Das schreit nach einem Verdauungsspaziergang. Wir müssen nachher unbedingt noch ein wenig im Schloss herum tigern."
Bei dem letzten Wort wanderten Gids und meine Mundwinkel unwillkürlich nach außen. Von dem Kosenamen, den ich Gid verpasst hatte wusste Leslie noch nichts. Und natürlich war uns allen klar, dass der sogenannte Verdauungsspaziergang nur als Deckmäntelchen für Leslies Neugier auf die Erkundungsgänge im Schloss diente.
Ich ahnte bereits dass sie noch mal auf den Dachboden wollte. Bei so vielen Geheimnissen war ihr das nicht zu verdenken. Mich würde vor allem noch die kleine Geheimbibliothek interessieren, die wir noch nicht so genau unter die Lupe genommen hatten.
"Übrigens Raph" Er zuckte leicht zusammen. Inzwischen wusste er wohl dass bei diesen zwei beiläufigen Worten meistens nichts Gutes am Ende raus kam. "Mir fällt da gerade noch ein, dass du mir noch was schuldest wegen deiner Schwanensee-Aktion..." Raph färbte leicht ein und schien nun doch etwas nervös zu werden. Er schluckte.
"Und was?" Wir sahen Leslie alle gespannt an.
"Du darfst Gwenny und mir heute Nachmittag eine Massage verpassen."
Gid räusperte sich.
"Das kommt gar nicht in Frage! Bei dir darf Raph das gern machen, Les. Aber bei Gwenny übernehme ich das." Leslie und ich mussten lachen und auch Raph entwich ein Glucksen angesichts von Gids eifrigen Bemühungen mich von jeglichem männlichen Körperkontakt fernzuhalten.
"Also gut" warf ich ein "ich hab 'ne Idee: Die Jungs massieren uns den Rücken und die Beine und wir dafür ihr Gesicht."
"Ja das klingt fair." meinte Leslie. "Aber angesichts der Tatsache Raph, dass du noch etwas gutzumachen hast, musst du uns noch allen dazu einen leckeren Cocktail mixen."
Er grinste.
"Ich denke das lässt sich einrichten."

Raphael kam dann auf die glorreiche Idee ein Spiel zu spielen. Jeder musste mit dem Mund Weintrauben auffangen und wer von zwanzig Stück die meisten aufgefangen hatte durfte festlegen was wir heute Abend machten.
Natürlich gewann Raphael und das sollte noch verheerende Folgen haben, denn er wollte uns seine Pläne erst heute Abend verraten...

Und einmal Ferienlager...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt