Welcome to adventuerland

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Im Haupthaus hatte sich schon eine größere Menschenmenge versammelt. Aus den Lautsprechern tönte das neueste aus den Charts - und es klang richtig geil. Es war rockig und fetzig. Und wäre ich jetzt allein gewesen, hätte ich sofort angefangen zu tanzen. Aber hier vor all den anderen traute ich mich das natürlich nicht.
Musik hatte schon immer so eine Wirkung auf mich. Es gab Songs, die meinen ganzen Körper von innen und außen mit einer Gänsehaut überzogen, solche die mich einfach auf die Tanzfläche trieben und andere die an meiner Tränendrüse eine Schleuse öffneten.
Jedenfalls haben mich die richtig guten Stücke nie kalt gelassen.
Wir stellten uns auf der linken Seite in der Nähe des Büros auf, weil wir uns nachher noch auf den Anmeldelisten für die kommende Woche eintragen wollten.
Vorne auf der Bühne entdeckte ich einen sehr gut aussehenden Dunkelhaarigen mit grauen Schläfen. Er war etwa 1m80 groß, braungebrannt, schlank und seine Augen waren fast schwarz. Die Haare waren kurz, aber es war keiner dieser typischen langweiligen Männerhaarschnitte - es sah eher wild und verwegen aus. Seine Ausstrahlung hatte beinahe etwas charismatisches und zog einen sofort in ihren Bann. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn er sich als David Copperfield vorgestellt hätte. Als er ans Rednerpult trat, wurde die Musik leiser und plötzlich wurde es richtig still im Saal. Das war nun fast unheimlich.
"Mein Name ist Will Sanderson. Da ich heute viele neue Gesichter hier sehe, muss ich euch wohl erst mal erklären, worauf ihr euch hier eingelassen habt. Ihr könnt hier euren besten oder auch euren schrecklichsten Urlaub aller Zeiten verbringen, denn es gibt kein vorgeschriebenes Programm. Meine Assistentin Grace" Er zeigte auf eine sehr große, rotgoldgelockte und höllisch attraktive Frau, die hinter ihm auf der Bühne stand und ihn wissend anlächelte "wird euch im Anschluss der Reihe nach ins Büro holen und euch in die Listen eintragen. Im Prinzip könnt ihr euer Programm selbst wählen, aber da wir eure Anmeldedaten tatsächlich gelesen haben, werden wir euch jede Woche zwei Überraschungen aufs Programm setzen. Also macht euch auf was gefasst."
Und damit endete seine Ansprache.
"Wow. Das war ja mal ganz was anderes ..." murmelte ich.
"Klingt aufregend, nicht wahr ...?" Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als das Geflüster direkt an meinem Ohr losging und ein heißer Atemstoß meine Halsbeuge streifte.
"Herrgott, Gideon! Hör auf mich immer von hinten anzuflüstern." fauchte ich.
"Mache ich dich nervös?" Damit hatte er leider nicht ganz unrecht.
"Nicht im Geringsten! Ich finde es nur unerträglich, wenn du mir so auf die Pelle rückst."
In diesem Moment ging Will Sanderson an uns vorbei und musterte uns beide mit einem seltsamen Ausdruck von weiser Erkenntnis auf dem Gesicht. Er sagte Grace, seiner Assistentin etwas , das ich nicht verstehen konnte und zwinkerte mir zu. Hatte ich mir das gerade eingebildet?
Und obwohl ich Gideon nun doch mehr oder weniger deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er Abstand von mir halten sollte, klebte er an mir wie die Pest. Er machte mich ganz irre. Wieso konnte er nicht einfach verschwinden?
"Dieser leichte Rosé-Ton auf den Wangen steht dir." Leider war mir aufgrund der eindeutig zweideutigen Situation das Blut in den Kopf geschossen. Und dass Gideon sowas immer sofort bemerkte und im schlechtesten Moment gegen mich verwendete, ärgerte mich maßlos. Wieso nur schienen alle Außenstehenden auf die bescheuerte Idee zu kommen Gideon und ich hätten etwas miteinander?
"Gideon, warum tust du uns nicht allen einen Gefallen und verschwindest einfach?" Ich funkelte ihn zornig an.
"Weil du mich anziehst wie ein Magnet, Liebes." sprachs und hauchte mir einen unglaublichen Kuss auf den Hals. Fassungslos drehte ich mich um, aber er war verschwunden.
"Was war das denn gerade?" Leslie schaute mich breit grinsend an. Schon wieder dieses Grinsen! Allmählich nervte es total.
"Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was er immer von mir will."
"Na ja, sag mir, wenn ich mich irre, aber hat er das nicht gerade eben mehr oder weniger deutlich gezeigt?"
"Du glaubst doch nicht im Ernst, Leslie, dass ich auf Gideons Anmach-Spielchen reinfalle, die er bei jeder seiner >Eroberungen< durchzieht, nur um sie dann in seine Trophäen-Sammlung einreihen zu können. Selbst wenn er sich je ernsthaft in ein Mädchen verlieben sollte - wer will schon einen Kerl der sich ständig daran aufgeilt, dass sich ihm alle Frauen an den Hals werfen? Und bitte, Les, lass uns jetzt unsere Ferien genießen."
Leslie lachte.
"Ist gebongt!"
Tina und Sally gesellten sich wieder zu uns, nachdem sie sich die ganze Zeit mit einem blonden Jungen unterhalten hatten. Als er ihnen folgte hatte ich kurz ein Déjà-vu. Ich sah Gideons Gesicht vor mir. Jetzt war es offiziell: ich war am durchdrehen und brauchte dringend eine Ablenkung.
"Hi Leute! Ich bin Raphael."
"Wie kommt es, dass du so braungebrannt bist?" wollte Leslie wissen. Ich hatte vorhin schon bemerkt, dass sie immer wieder auffallend unauffällig zu ihm hinüber gelinst hatte. War sie an ihm interessiert? Man konnte es ihr nicht verdenken. Raphael war nicht der hässlichste und er wirkte unkompliziert und lustig. Eigentlich genau Leslies Kragenweite.
"Na ja... Bis letzte Woche habe ich noch bei meiner Mutter in Südfrankreich gewohnt... "
"Und wo wohnst du jetzt?" Heute wollen wir es aber wieder ganz genau wissen, Leslie.
"Ich bin letzte Woche bei meinem Bruder eingezogen. Er wohnt in London und hat seit letztem Jahr eine eigene Bude."
"Klingt spannend. Und warst du auch schon mal hier in den Ferien?"
"Nö. Aber was ich bis jetzt gesehen habe, gefällt mir schon mal ganz gut ..."
Er warf Leslie kurz einen verstohlenen Blick von der Seite zu. War da etwa was im Busch? Auch Leslie schien es nicht entgangen zu sein, denn ihr Teint wechselte kurz ins rosafarbene. Süß!

Und einmal Ferienlager...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt