Auf Schatzsuche

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Nach unserer Rückkehr mussten wir erst mal duschen und uns umziehen, da der Pferdegeruch noch an uns haftete. Und da wir sparsam sind, haben wir das natürlich zu zweit getan :) . Keine Ahnung wie er darauf kommt, aber neuerdings war Gid der Meinung ich könne mich nicht mehr allein einseifen und sei dabei auf seine Hilfe angewiesen...
Das anschließende Mittagessen war wirklich köstlich. Es gab eine Gemüsequiche und Ruccula-Salat mit Trüffelpilzen. Das Dessert bestand aus Vanilleeis mit heißen Himbeeren und karamelisierten Mandelstückchen. Dementsprechend waren wir hinterher total vollgefressen und brauchten einen Verdauungsspaziergang der im Schloss stattfand. Wir waren nämlich schon alle neugierig, was es noch so zu entdecken gab.
Außer dem Butler, der in der Küche beschäftigt war, waren alle ausgeflogen. Unsere Tour begann im Dachboden. Dort fanden wir alte Fotoalben von Will und Grace. Es war unglaublich faszinerend zu sehen wie die beiden seit Anbeginn der Erfindung des Fotoapparats mit der ständig wechselnden Mode an Kleidern und Frisuren - aber dabei mit den immer gleichen Gesichtern - abgebildet waren.
Man hätte es für eine Kostümparade gehalten wären die Fotos nicht so eindeutig original aus den gleichen Jahren gewesen.

In einer der Kisten fanden wir ein wunderschönes Gedicht von Will für Grace:

Für Elisabetha

Vom Zahn der Zeit
hast du mich befreit
und du hast mir so vieles gegeben
So verging Jahr um Jahr
und es ist wunderbar
dass wir beide auch heute noch leben

Es ist so viel geschehn
Menschen kommen und gehn
doch wir beide verlieren uns nie
Dein vertrautes Gesicht
ist mir wie ein Gedicht
Deine Stimme wie meine Lieblingsmelodie

Deine Liebe ist wie ein Mantel der mich beschützt und wärmt
und mir ein Gefühl der Geborgenheit gibt

In ewiger Liebe
Dein Robert

Mein Gott! Wir waren so gerührt, dass uns die Augen ganz feucht wurden.

Der Dachboden entpuppte sich als wahre Schatzkammer. Alte Tagebücher aus drei Jahrhunderten, Liebesbriefe zwischen Grace und Will, Filmaufnahmen der Tanzauftritte der beiden und noch einiges mehr. Es war sagenhaft. Leslie war natürlich voll in ihrem Element und wir mussten sie beinahe mit Gewalt davon trennen, damit wir auch die anderen Etagen noch durchstöbern konnten.
Als wir eine Etage tiefer an dem Labor vorbei kamen, befiel uns der unwiderstehliche Drang uns dort auf die Suche nach etwas zu begeben von dem wir noch nicht wussten was es war.
Bei näherer Begutachtung stellten wir fest, dass Will alias Robert im Laufe der Jahre eine Menge Erfindungen gemacht hatte, die er sich anscheinend auch patentieren ließ. Das war wohl einer der Vorteile eines ewigen Lebens: man wird jedes Jahr schlauer und vermögender. So wie es aussah war das Geld gut angelegt und brauchte nicht mehr verdient zu werden.
Unter den Erfindungen waren verschiedene Arzneimittelrezepturen, Haarfärbemittel, Kosmetika, Reinigungsmittel für den Haushalt, besondere Textilmaterialien, wärmedämmende Baustoffe und vieles andere. Also konnte man auch diesen Raum mit Fug und Recht eine Schatzkammer nennen.
Während Les und Raph sich noch weiter mit Roberts Zauberformeln beschäftigten, wurde ich von Gid in den nächsten Raum gezogen, dem Musikzimmer.
Er setzte sich an den Flügel und sah mich mit großen glänzenden Augen an.
"Darf ich mir ein Lied von dir wünschen?"
"Gid, ich weiß nicht..." antwortete ich etwas verlegen. So überzeugt war ich nicht von meiner Stimme.
"Bitte Gwenny! Ich liebe es wenn du singst." Der Bettelblick funktionierte.
"Na gut! Was willst du hören?" Ein freudiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Nach einem Moment des Überlegens bat er mich um den Song >Thank you for the music< von ABBA.
Also spielte er die ersten Akkorde an und ich begann zu singen. Dabei fielen mir wie so oft beim singen die Augen zu und ich versank völlig in einer anderen Dimension.
Als es vorbei war, lagen auf einmal Gideons Lippen auf meinen und verführten mich zu einem unsterblich schönen Kuss. Es war als gäbe es plötzlich keine Schwerkraft mehr. Es war so intensiv und alles durchdringend, dass es mir vorkam als würde dieser Kuss all meine Gefühle und Gedanken in sich aufsaugen wie in einen Strudel. Mir wurde fast schwindelig.
"Du bist alles für mich Gwenny!" flüsterte er an meine Wange. Immer noch überwältigt und unfähig meine Gefühle in Worte zu fassen war die einzige Antwort die ich ihm geben konnte ein weiterer Kuss.
Ein Räuspern unterbrach uns schließlich, woraufhin Gid leicht brummte und mich nur zögernd wegließ. Irgendwie war er wohl schon genau so süchtig wie ich

Und einmal Ferienlager...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt