Stars wieder Willen

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Kurz vor dem Mittagessen kehrten wir ins Camp zurück. Eigentlich hatte ich keinen großen Hunger. Aber die anderen meinten, dass eine kleine Mahlzeit gut für unsere noch etwas flauen Mägen sei. Außerdem war die Zeit bis zum Abendessen lang.
In dem Moment, in dem wir in den Speisesaal kamen, geschah etwas Merkwürdiges. Alle Köpfe drehten sich in unsere Richtung und die dazugehörigen Hände begannen zu klatschen.
Was zum Geier war hier los?
Peinlich berührt gingen wir schnell zu einem freien Tisch um nicht mehr aufzufallen. Tom ging an Raphael vorbei und klopfte ihm auf die Schulter.
"Geiler Auftritt, Alter!" Aber bevor einer nachfragen konnte war er wieder weg.
Dann kamen Jo und Tina an unseren Tisch. Die hatten mir gerade noch gefehlt.
Jo hatte ein verdächtiges Grinsen auf dem Gesicht das mir gar nicht gefiel. Was war passiert?
"Ihr habt keine Ahnung wieso alle geklatscht haben, richtig?" stellte er fest.
Wir schüttelten die Köpfe.
Jos Grinsen ließ ihn mittlerweile aussehen wie einen Breitmaulfrosch.
"Und hättest du vielleicht die Güte uns aufzuklären?"
"Na dann passt mal auf..." Er zog sein i phone heraus und begann etwas abzurufen. "Ich darf also annehmen, dass das mit dem Video ein Versehen war. Na ja, das hab ich mir fast gedacht - vor allem wegen dem Vorspann..."
Er drückte auf Start und legte es auf den Tisch. Neugierig näherten wir unsere Köpfe dem Display. Plötzlich klatschte es und Raph hielt sich die Hand an die feuerrote Wange.
"Du filmst mich beim Umziehen und verschickst dann das Video als Rundmail? " rief Leslie aufgebracht. Raph war völlig verdattert.
"A..a..aber e.. es war d..doch keine Absicht..."
"Dafür sollte ich dir gleich nochmal eine scheuern!"
Raph hatte die Videofunktion kurz getestet als Leslie hinter dem Paravent hervorkam um ihr Kleid zu holen. Zum Glück hatte er sie nur von hinten erwischt und gleich das Video gestoppt. Aber Dank Raphaels Missgeschick wusste jetzt das ganze Camp wie Leslie in Unterwäsche aussah.
Und als wäre das noch nicht genug kamen gleich noch Raphs gesammelte Werke in Form unserer windschiefen Musical-Gesänge hintendrein. Unterbrochen von alkoholgesteuertem Kichern und dem Schluckauf, den Les zwischendurch hatte.
Sein Glück, dass er danach sein Handy ausgemacht hatte. Ach ja...
"Wo ist eigentlich dein Handy, Raph?"
"Keine Ahnung. Das hab ich vorhin schon die ganze Zeit gesucht."
"Auf jeden Fall seid ihr seit gestern Nacht unsere Musical-Stars."
Scheiße war das peinlich!

Nach dem Frühstück brachten wir wieder unser Gepäck zur Unterkunft. Vor unserer Tür stand Will - mit einem i phone in der Hand. Und an der Farbe erkannte ich dass es Raph gehörte.
Wills Grinsen gefiel mir so wenig wie das von Jo vorhin. Was war denn jetzt schon wieder los?
"Also ihr kriegt das Handy wieder unter einer Bedingung ..."
Raph schluckte.
"Da ich ein neugieriger Mensch bin, will ich mit angucken, was ihr gestern noch so alles für Aufnahmen gemacht habt. Ich erzähl's auch nicht weiter."
Also blieb uns ja wohl nichts anderes übrig.
Gemeinsam gingen wir nach drinnen und dann begann die Rocky Horror Picture Show...
Einige Bilder mit wilden Grimassen. Raph beim Getränke mixen mit Absinth - das wäre dann also des Rätsels Lösung warum wir so schnell dicht waren.
Dann kamen die Bilder wie wir die Klamotten getauscht hatten - und zwar in allen Einzelheiten! In diesem Moment war ich froh, dass ich meinen schulterfreien BH anbehalten hatte.
Leslie hatte leider nicht so viel Glück. Dafür setzte es dann nun die zweite Ohrfeige. Wow, war die stinksauer!
Dann kam Gid in der Ausnüchterungszelle eingesperrt, der Kopf draußen und ich wie ich ihn mit der Tür einklemme und ihm mit einem Trichter den Wein ins Mundwerk einflöße. Das Bild hätte man auch gleich beim nächsten SM-Shop verkaufen können.
Und das Bild danach war nicht besser: Raphael auf allen Vieren und Leslie auf seinem Rücken sitzend und die Reitpeitsche auf seinen Arsch klopfend. Scheiße! Keine Ahnung woher wir die Reitpeitsche hatten.
Irgendwann war ich froh als keine Bilder mehr kamen.
Will hatte sich nicht mehr eingekriegt vor Lachen und uns versichert, dass er sich lange nicht mehr so gut amüsiert hatte. Und er hatte mehrmals betont, dass er uns den Vorfall absolut nicht übel nehme. Was mich allerdings nicht davon abhielt mich in Grund und Boden zu schämen.

Und einmal Ferienlager...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt