Kapitel 13: Die Sorgen vergessen

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Am nächsten Tag machte Tim den Vorschlag, noch ein letztes Mal ans Meer zu fahren, bevor sie dann am morgigen Tag zurück fliegen würden. Am Nachmittag schnappten sie sich also ihr Leihauto und fuhren die Küste entlang, bis sie eine schöne Stelle fanden und hielten dort an. Es war kein Mensch zu sehen und sie hatten den ganzen Strand für sich.

Es war wie ein Traum, ein Weilchen alle Sorgen vergessen zu können und einfach nur die Zeit zusammen zu genießen.

Während Tobi sich erst mal in die wunderbare Sonne legte, rannten Tim und Stegi sofort ins Wasser. Nach dem brennend heißen war das Wasser angenehm kühl. Das leichte Planschen der Beiden eskalierte bereits nach wenigen Minuten in einer riesigen Wasserschlacht. Schließlich rettete Stegi sich völlig erschöpft an den Strand, Tim ihm dicht auf den Fersen. Außer Atem ließen sie sich auf ihre Handtücher fallen. Tobi wollte noch etwas am Wasser entlang laufen und Fotos machen. Vielleicht spürte er aber auch, dass sie etwas Zeit für sich brauchten. Stegi bewunderte ihn dafür, er selbst würde sich nicht so abgrenzen können. Er würde nachher mal zusammen mit ihm Rache für die verlorene Wasserschlacht an Tim üben. Er grinste in sich hinein bei der Vorstellung mit Tobis Hilfe Tim unterzutauchen.

„Stegi?"

Er hatte gar nicht bemerkt, dass er schon wieder in Gedanken gewesen war.

„Äh ja?"

„Also wie soll ich sagen ...?"

„Hmm?"

Tim wusste genau was er ansprechen wollte, fand aber einfach nicht die richtigen Worte.

„Äh ich wollte nur sagen, dass du dir ruhig mehr zutrauen kannst."

„Zutrauen? Ich bin jetzt nicht gerade der schüchternste Typ", zwinkerte Stegi und lachte.

„Nein, nicht deswegen."

„... Ach du meinst wegen dem was ich gesagt habe. Von wegen ich will, dass es nie wieder passiert."

Der etwas Jüngere saß im Schneidersitz im Halbschatten und blickte auf das Meer. Er ließ er den Blick über das Wasser wandern ohne dabei etwas Bestimmtes zu fokussieren.

„Ja, also du sollst nur wissen, dass du dir keine Sorgen machen musst. Weil ... weil falls es wieder passiert bin ich da und passe auf, bis du wieder normal bist. Nein, falsch. Eigentlich werde ich immer da sein und aufpassen." Er nahm Stegis blonden Kopf und drückte ihn zu sich, an seine Schulter.

Stegi riss die Augen weit auf, denn er hatte nicht mit so etwas gerechnet.

Tim räusperte sich bevor er noch hinzufügte: „Also solltest du nicht versuchen dich dagegen zu wehren, sondern es eher zu verstehen und zu kontrollieren. Ich pass schon auf, dass dir nichts passiert."

Stegi lächelte selig. Diese Worte bedeuteten ihm viel. Allerdings brannte ihm eine Frage seit seiner ersten Verwandlung auf der Seele und er hatte jetzt das Gefühl, es wäre der richtige Moment um sie zu stellen:

„Tim, falls ich mal nicht mehr in meine normale Größe zurückkommen kommen könnte, würdest du dann immer noch bei mir bleiben wollen?"

Der Angesprochene setzte schon zu einer Antwort an, stockte dann aber, als er unterbrochen wurde.

„Bitte denk nach bevor du antwortest", bat ihn Stegi eindringlich.

Also überlegte er kurz und sagte dann:

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich momentan nicht daran denken kann, dich damit alleine zu lassen. Wir würden einen Weg finden."

„Verstehe."

„Hey Leute, schaut mal was ich gefunden habe!" Tobi winkte die anderen Beiden aufgeregt zu sich. Ein eher ungewöhnliches Verhalten für ihn. Zum Vorschein kam ein kleines Segelboot. Es schien in einem relativ guten Zustand zu sein und war mit einem Seil an einen Pfosten im Wasser gebunden. "Ich bin früher oft mit meiner Familie segeln gewesen in einem ähnlichen Boot wie diesem. Lasst es uns mal ausprobieren, wir haben guten Wind", rief Tobi begeistert.

„Das gehört doch jemandem. Sicher, dass es in Ordnung ist wenn wir es so einfach nehmen?" Tim sah sich das Gefährt genau an.

„Es ist weit und breit niemand in der Nähe und das schon seit Stunden, wir bringen es zurück ohne, dass es jemand bemerkt. Es ist auch ganz einfach zu bedienen und das Wetter ist so perfekt."

Stegi hatte Tobi selten so aufgeregt erlebt, also beschloss er ihn zu unterstützen: „Lass es uns ausprobieren Tim, ich wollte schon immer mal auf dem Meer Segeln."

„Hm...Naja, wenn ihr beide der Meinung seid, dann will ich dem nicht im Weg stehen."

Sie banden das Boot los und schoben es zusammen auf das Wasser und sprangen gerade noch rechtzeitig auf, als es Fahrt aufnahm. Gekonnt lenkte Tobi die Segel seitlich in den Wind und Band die Schnüre richtig fest.

„Dort wo sich die Wasseroberfläche dunkler färbt und sich anders kräuselt, ändert sich der Wind, da müssen wir hin!" Als sie das Gebiet erreichten nahm die Geschwindigkeit schnell zu. Der Türkis lackierte Bug begann sich durch den drückenden Wind auf der rechten Seite zu heben. Tobi instruierte die beiden auf diese Seite zu gehen und es mit Gewicht wieder auszubalancieren. Stegi wurde immer aufgeregter umso schneller sie wurden. Der Wind blies genau in die richtige Richtung.

„Wenn ihr wollt könnt ihr euch über den Bug hängen lassen, dann können wir noch schneller fahren."

„Ich will es ausprobieren!" Stegi nahm einen der Griffe, die mit einem Gummiband am Mast befestigt waren und zog es ein Stück heraus. Dann ließ er sich seitlich von der Kante hängen und der Wind begann durch seine Haare zu brausen. Bis knapp über das Wasser beugte er sich über und strich mit einer Hand in das Wasser, so dass er eine glitzernde Fontäne hinter sich her zog. Tim konnte seine Augen nicht abwenden.

„Komm her Tim! Das ist der Wahnsinn!" rief ihm Stegi zu. Nach einem nicken seitens Tobi nahm er sich auch einen Griff. Das Boot senkte sich beachtlich, so dass Tobi in stärkeren Wind hinein lenkte. Tim hätte niemals Gedacht, dass so ein kleines Ding solch eine Geschwindigkeit aufnehmen konnte. Von außen sah das nie so besonders aus. Er spürte das Adrenalin in seinem Körper ansteigen und ein noch nie dagewesenes Gefühl von Freiheit.

Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt