Kapitel 45: Freund oder Feind?

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Fröstelnd zog Tim seine Jacke fester zu. Er stand zusammen mit Rafi und Tobi an irgendeinem Kellereingang und sie warteten, während Rafi im Kofferraum ihres Fahrzeugs herumwühlte. Als er fertig war wandte er sich den beiden zu und drückte ihnen irgendwelche Gerätschaften in die Hand. Sie beäugten sie skeptisch.

„Also", setzte er an, „Das hier sind sozusagen Funkgeräte. Ihr werdet dieses Micro jetzt an eurem Ohr befestigen, damit wir ständig in Kontakt bleiben können, selbst wenn wir uns trennen. Den Rekorder hängt ihr an euren Gürtel." Er drehte sich einmal seitlich um ihnen zu zeigen, wie sie es machen sollten. „Wir warten jetzt noch auf Alex und dann geht's los. Noch Fragen?"

Oh, Tim hatte eine Menge Fragen. Er hätte zu gerne gewusst, was Rafi alles über diese Leute wusste und vor allem woher wusste er es wusste. Zudem war ihm immer noch schleierhaft, was er da im Geheimen die ganze Zeit trieb. Aber das war alles gerade nicht wichtig, denn er hatte einen Fehler gemacht, einen großen Fehler. Er hatte Stegi einfach hier gelassen, alleine. Hatte nicht einmal daran gedacht, dass er in Gefahr sein könnte. Was für ein schlechter Freund war er eigentlich? Hätte Rafi nichts gesagt, er würde wahrscheinlich heute noch Zuhause sitzen und Däumchen drehen. Vielleicht war jede Sekunde, die sie hier länger verbrachten auch schon zu viel? Was wenn es bereits zu spät war? Was, wenn... Tim traute sich nicht den Gedanken zuende zu denken. Er montierte mit zittrigen Fingern das Funkgerät und wartete ungeduldig auf diesen Alex. Wenig später kam ein Auto in den Hinterhof gefahren, in dem sie sich befanden.

„Was für ein Typ ist dieser Alex eigentlich?", hörte er Tobi neben sich fragen, woraufhin Rafi kurz grinsen musste.

„Das werdet ihr schon gleich sehen", schmunzelte er und wies auf das Auto.

Die Fahrertür schwang auf und jemand trat heraus. Erstaunt starrten sie die fremde Person an, denn entgegen ihrer Erwartungen, hatte sie lange blonde Haare, die nach hinten zu einem Zopf gebunden waren, grüne Augen und war einen halben Kopf kleiner als Tobi. Sie war komplett ausgerüstet und trug zusätzlich zu ihrem ausreichend bestückten Gürtel noch einen handlichen Rucksack. Beschämt sah Tobi nach unten, Alex war also gar kein 'er'. Rafi neben ihm hielt sich die Hände vor dem Mund um nicht laut loszulachen. Nachdem sie die drei gemustert hatte, wandte sie sich ihrem Partner zu: „Was soll das werden? Seit wann sind wir Babysitter geworden?" Ihre Stimme klang hell, aber bestimmend und verärgert.

„Tja, also wie soll ich sagen", versuchte Rafi zu erklären, "Das sind Tobi und Tim. Wir haben zusätzlich zu unserer Hauptmission noch eine Art Nebenauftrag. Wir müssen noch jemanden da raus holen."

Ihre Augen verengten sich und sie musterte Tim und Tobi genau.

„Ihr seid doch diejenigen die hier Besucher gespielt haben, oder? Und jetzt habt ihr gecheckt wie bescheuert das war, nehm' ich an", abschätzend grinste sie sie an, "Tja Pech, wir haben wichtigeres zu tun und können dabei keine Zivis gebrauchen."

Tim wurde klar wovon sie sprach, aber er würde sich jetzt nicht abwimmeln lassen. Er baute sich bedrohlich vor ihr auf und forderte: „Hör mal. Mein Freund ist da drin und wenn ihr mich nicht mitnehmt werdet ihr bald ein noch größeres Problem haben, als ein paar Zivis." Alex zuckte nicht mit der Wimper, aber seine Entschlossenheit schien sie zu beeindrucken, denn sie wirkte nicht mehr ganz so mürrisch, wie zuvor.

„Alex, Stegi ist auch mein Freund. Wir werden ihn nicht da zurück lassen. Tim weiß, was er tut", ertönte es von Rafi bestätigend. Also gab sie sich geschlagen.

„Aha, na gut, wenn du meinst. Aber ich hoffe du weißt, wie wichtig das heute für dich ist, wenn unsere Vermutungen stimmen. Lass dir das nicht durch so eine 'Freundlichkeit' vermiesen."

„Keine Sorge", er lächelte ihr zufrieden zu, „Ich habe mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet."

Sie schien überzeugt. Dann drehte sie sich wieder zur Gruppe um und erklärte den Plan: „Also wir werden über diesen Kellerschacht einsteigen, der mit der Anstalt verbunden ist. Dieser Weg ist nur uns bekannt, also vermasselt es nicht. Drüben angekommen werden wir zuerst versuchen den Sicherheitsraum möglichst diskret zu erreichen. Dort kümmern wir uns um die Alarmanlage und finden auch heraus, wo sich euer Freund befindet. Der Rest braucht euch nicht zu interessieren. Falls irgendwas passiert oder wir getrennt werden, bleibt über die Funkgeräte in Kontakt und ansonsten hört ihr bedingungslos auf jedes Wort, was wir euch sagen. Das gilt auch für dich." Sie warf Tim nochmal einen argwöhnischen Blick zu.

Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt