Kapitel 39: Unwissenheit ist ein Segen. (LN)

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Auf einmal hörte er Schritte im Gang. Hektisch sah er sich im Raum um: Es gab nur diese eine Tür, er saß also in der Falle. Es musste doch irgendein Versteck geben! Hektisch lief er zum Schreibtisch und zog die nächstbeste Schublade heraus. Sie war größtenteils leer und enthielt nur ein paar Büroartikel, wie Tesafilm, einen Locher und Stifte. Nervös schob er sie wieder ein Stück zu, so dass sie nur noch einen kleinen Spalt offen war. Er setzte sich auf den Schreibtisch und kniff die Augen zusammen. Nicht mal eine Sekunde später befand er sich in kleiner Form auf der riesigen Tischplatte. In dem Moment knackte der Knauf der Tür. So schnell Stegi konnte rannte er an ein paar Stapeln von Blättern und einer gigantischen, weißen Tischlampe vorbei, hin zu der Schublade. Mit einem dumpfen Geräusch ließ er sich durch den schmalen Spalt fallen.

Gerade noch rechtzeitig bevor die Tür geöffnet wurde.

In dem Fach war es stockdunkel. Das einzige Licht fiel durch die schmale Öffnung, die er sich offen gelassen hatte. Doch das dunkle Holz schluckte erfolgreich einen Großteil des Lichts. Stegi versuchte sein lautes Schnaufen irgendwie wieder zu beruhigen, indem er sich die Hände vor dem Mund hielt. Wenn er hier entdeckt wurde, war es aus.

Er konnte Schritte hören, mehrere, vermutlich zwei Personen und das Quietschen der Tür. Dann ein Klacken, vermutlich war sie gerade ins Schloss gefallen. Es war viel zu ruhig in dem Raum, er musste tierisch aufpassen kein Geräusch zu verursachen.

„Also, ich muss mit dir reden."

Einer der beiden hatte zu sprechen angefangen, die Stimme war Stegi unbekannt.

„Hier sind wir ungestört, also fang an."

Das war eindeutig die Stimme des Doktors. Seine Schritte waren gefährlich nahe, dann quietschte es erneut, jemand hatte sich schwerfällig in den Drehstuhl fallen lassen. Die Geräusche, die die zwei allein mit ihren Bewegungen verursachten, waren schon so schwerfällig und laut, dass es Stegi Angst machte. Was würden sie erst tun, wenn sie ihn hier fanden?

„Wie lange hast du eigentlich noch vor das durchzuziehen?", das war wieder die Stimme des Fremden. Bei diesen Worten schreckte Stegi kurz auf.

„Was meinst du?", fragte der Doktor kalt, während sich der Stuhl im Rhythmus hin und her zu bewegen schien.

„Du weißt genauso gut, wie ich, wie es um unsere Finanzen steht. Also warum handelst du nicht endlich? Nach all den Jahren haben wir endlich wieder ein Versuchsobjekt und du trällerst herum, als wenn wir alle Zeit der Welt hätten."

Der Mann schien ziemlich fassungslos zu sein, denn auch nachdem er seine Ansprache beendet hatte lief er weiter nervös auf und ab. Stegi schluckte einmal, sie redeten von ihm, aber dass sie ihn Versuchsobjekt nannten, gefiel ihm gar nicht. Er konnte zwar aufrecht in dem Schubfach stehen, traute sich aber nicht sich zu bewegen, um dabei nicht ausversehen irgendwas umzustoßen.

In aller Seelenruhe antwortete Schwarz schließlich: „Wenn wir ihn in Programm B stecken, verlieren wir sämtliche Kooperation von ihm und ich möchte nur alle anderen Möglichkeiten ausnutzen, bevor wir diesen Schritt gehen."

„Aber das ist ineffektiv", ein Ruckeln ging durch den gesamten Tisch, Stegi konnte es bis zu sich in seinem Fach spüren. Anscheinend hatte er sich auf der Tischplatte abgestützt. Man konnte sein Gewicht durch die Erschütterung förmlich spüren.

„Die Ergebnisse, die du in letzter Zeit gesammelt hast, hatten wir schon vor Ewigkeiten. Wir machen so keinen Profit", redete er erbost weiter.

Der Doktor war nun weitaus energischer, als er auf seine Frage antwortete:

„Hast du mal daran gedacht, dass er uns zu Weiteren führen kann. Du weißt, dass die Größenwandler immer in Gruppen zusammenhalten."

„Aber es gibt keine mehr. Sie wurden damals alle ausgelöscht."

„Ach und wo kommt der dann her?"

„Keine Ahnung, ein Überbleibsel wahrscheinlich, jemand, den wir damals übersehen haben."

Stegi hielt sich krampfhaft den Mund, um nicht sofort loszuschreien. Ausgelöscht? Überbleibsel? Was war passiert? Er war hier alles andere als sicher. Immer neue Horrorszenarien bildeten sich im Sekundentakt, eine schlimmer, als die vorherige.

Er konnte hier nicht bleiben. Er musste Tim Bescheid sagen, er musste sofort herkommen und ihm helfen!

Unterdessen redete der Doktor unbeirrt weiter. Unwissend über die Ängste, die Stegi nur wenige Zentimeter von ihm entfernt durchlitt.

„Wir haben doch seine Eltern ausreichend überprüft, da gibt es keine Verbindung. Das ist die einzige Möglichkeit."

Mit zittrigen Händen holte Stegi sein Handy aus seiner Hosentasche. Er musste ihm sofort Bescheid sagen, wenn er nur nicht so nervös wäre.

Und es kam, wie es kommen musste, in seiner Hektik fiel ihm das Handy aus den Händen. Mit einem dumpfen Geräusch landete es sofort überdimensional auf dem Holzboden. Scheiße.

Jetzt nicht verzweifeln, er musste sich beeilen. Schnell lief er um das große Gerät herum und entsperrte es mit seiner Handfläche. Zum Glück erkannte ihn das Display trotzdem immer noch. Viel zu langsam öffnete sich Tims Kontakt und es schien ihm Ewigkeiten zu dauern die großen Tasten zu drücken und ein Wort einzugeben. Aber er war im Moment sowieso so voller Adrenalin, dass er nicht nachdenken konnte. Er hatte die Nachricht schon so weit, dass da stand: K-O-M-M S-C-H-N-E-L-L H-I

Stegi wollte noch die Buchstaben L-F-E schreiben, da stockte er auf einmal. Die beiden Personen hatten schon seit einer Weile nicht mehr weiter geredet, kein Geräusch war gefallen. Stegis kleine Kammer wurde durch das bläuliche Licht des Displays beleuchtet und die Gerätschaften um ihn herum warfen große, scharfe Schatten auf die niedrigen Wände. Unsicher drückte er schon mal auf 'senden' und lauschte. Bis auf seinen eigenen Atem konnte er nichts hören, also tippte er schnell weiter.

Plötzlich ging ein solch gewaltiger Ruck durch die Schublade, dass Stegi durch den Schwung an dem Handy vorbei, bis nach hinten kullerte. Der Inhalt der Schublade flog durcheinander und er wurde von einem Dutzend Stiften begraben. Das grelle Licht auf einmal blendete ihn. Nach einigen Sekunden befreite er sich und blinzelte zögerlich nach oben. Zwei überdimensionierte, riesige Fratzen grinsten auf ihn herab. Es war wie in einem Horrorfilm.

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Hey und willkommen zur Lesenacht!

Ich hoffe ihr seid alle bereit, nächstes Kapitel kommt in 1-2 Stunden. ^^

Was passiert jetzt mit dem armen Stegi? D:


Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt