Kapitel 25: Das Gefühl gebraucht zu werden

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Auf dem Heimweg hörten sie ein Grummeln und kurz darauf begannen schon die ersten Tropfen nieder zu regnen. Es dauerte nicht lange dann war ein regelrechter Platzregen ausgebrochen. Da es beinahe unmöglich war an der Uni einen Parkplatz zu finden, fuhren sie immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin oder mit dem Fahrrad. Schnell stellten sie sich irgendwo unter. Stegi bemerkte, dass Tim angefangen hatte zu zittern.

„Tim, hast du keine Jacke dabei?"

„Ich ... hab sie in der Umkleide vergessen", erwiderte er beschämt.

Seufzend zog Stegi seine eigene aus und warf sie ihm zu.

„Hier bitte. Ich hab wenigstens noch mehr an, als bloß ein dünnes T-shirt."

Zögerlich zog Tim sie an, beschwerte sich aber nicht.

„Danke ... Die passt ja sogar einigermaßen", stellte er erstaunt fest.

„Ja, die war mir immer zu groß und meine anderen Sachen passen nicht mehr", antwortete Stegi grimmig.

Daraufhin musste Tim lachen.

„Ist das so lustig?"

„Ein bisschen."

Jetzt musste Stegi auch lachend mit einsteigen.

„Es sieht nicht so aus, als würde es bald wieder aufhören, wollen wir einfach schauen, dass wir schnell zur nächsten Bushaltestelle kommen?"

„Ok, uns bleibt wohl nichts anderes übrig."

Also liefen sie in strömendem Regen zur nächsten Rettungsinsel.

Klitschnass standen sie dann nebeneinander im Bus.

„Alsooooo, möchtest du noch mit zu mir kommen? Dann kannst du auch gleich deine Jacke wieder mitnehmen", ergriff Tim das Wort.

„Hm, ein verlockendes Angebot ... Bin dabei", antwortete der Andere grinsend.

Tim konnte sich nicht helfen, es war einfach zu ansteckend.

Von allen Seiten wurden sie angestarrt, als wäre es nicht komplett offensichtlich wieso sie in diesem Zustand waren. Doch das Seltsame war, dass dieses Gefühl von Augenpaaren, die einen beobachteten, selbst dann noch nicht verschwand, als sie durch die Straßen liefen, bis hin zu Tims Wohnung. Es hinterließ ein unbehagliches Gefühl. Der Regen strömte unterdessen erbarmungslos weiter. Sie hinterließen tropfnasse Spuren, als sie durch die hell gestrichenen Räume, mit den dunklen, alten Möbeln von Tim's kleiner Wohnung gingen. Sein Zimmer war das einzige, welches noch relativ modern aussah. Wahrscheinlich war er einfach nur zu faul gewesen neue Möbel für die anderen Räume zu besorgen.

Dadurch, dass Stegi seine Jacke abgegeben hatte, war er nun bis auf die Haut nass und seine sonst wild gestylten Haare klebten platt an seinem Kopf.

„Ähm, würd's dir was ausmachen, wenn ich kurz duschen könnte?", fragte er seinen Gastgeber.

Tim drehte sich um und musste bei dem Anblick ein Lachen vermeiden.

„Mach ruhig, du hätt'st ja die Jacke auch behalten können", erwiderte er sarkastisch.

„Ach, halt's Maul. Es ist halt echt nich' witzig."

„Ok, ich geb dir was von mir bis dein Zeug trocken ist."

Dann verschwand Stegi im Bad. Tim schlenderte weiter in sein Zimmer und kramte trockene Kleidung für sie beide aus seinem Schrank. Stegis nasse Jacke hing er über die Heizung und trocknete seine kurzen Haare notdürftig mit einem Handtuch.

Grummelnd meldete sich sein Magen zu Wort und verlangte nach dem längst fälligen Abendessen. Er überprüfte seinen Kühlschrank und bemerkte, dass er gerade noch ein paar Kleinigkeiten sowie Schinken und Käse hatte. Na gut, machte er halt Käsetoast.

Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt