T a g e i n s
Stegi befand sich in einem engen Raum. Es war nicht einfach ein Zimmer mit vier Wänden, sondern hatte einen Knick (war also wie ein ‚L' aufgebaut). Er saß auf einer Art Luftmatratze und hatte seinen Kopf in den Händen vergraben. Gegenüber von ihm befand sich eine Tür, die zu einer Toilette führte, wo er sich auch waschen konnte. Ansonsten, gab es keinen Weg aus dem Raum. An der Decke über ihm waren winzig kleine Löcher angebracht, hinter denen irgendein Propeller zirkulierte und ihm frische Luft hinein blies. Das beunruhigendste war aber, wenn er um die Ecke herum ging und die große Fensterfront vor sich sah. Sie bot ihm den Einblick in eine geradezu riesige Kammer, aus deren Wänden lauter so kleine Kästen, wie seiner ragten. Aber alle waren sie leer. Auf der anderen Seite der Glaswand befand sich ein riesiger Stuhl, der, wenn sich ein Mensch darauf saß, perfekten Einblick in sein Gefängnis bot. Deshalb ging er fast nie dort heraus, verschanzte sich hinten in seiner Ecke, dem einzigen Rückzugsort, den sie ihm gelassen hatten. Ab und zu hörte er wie eine schwerfällige Tür geöffnet wurde und Personen die Halle betraten. Manchmal setzten sie sich für eine Weile auf den Stuhl, manchmal unterhielten sie sich miteinander. Aber Stegi würde sich nicht zeigen, sich den Blicken aussetzen, zumindest solange sie ihn noch ließen. Er fühlte sich wie in einem Käfig. Seit ein paar Stunden befand er sich nun schon hier, aber bis auf die Besuche, war noch nichts weiter passiert. Was hatte er falsch gemacht? Er hätte einfach seine Neugier im Zaum behalten sollen und nach Hause gehen sollen. Aber wahrscheinlich wäre trotzdem früher oder später hier gelandet, in Programm B, wie sie es genannt hatten. So gesehen, war es schon ab dem Moment zu spät gewesen, wo sie ihn im Flugzeug identifiziert hatten. Wenn ihn Tim bloß gehört hätte ...
Traurig kuschelte er sich in den Schal von ihm, den er immer noch trug. Tim würde sich doch Sorgen machen, wenn er sich nicht bei ihm meldete. Sicherlich hatten sie sein Handy geknackt, welches er in der Schublade zurückgelassen hatte. Mit diesem würden sie Tim beschwichtigende Nachrichten schicken, die so aussehen sollten, als wären sie von ihm. Aber er würde das doch durchschauen, oder? Er dachte an letzte Nacht und schloss dabei verträumt die Augen. Ja, er würde es sicherlich merken. Stegi musste nur solange warten, bis er einen Weg gefunden hatte, ihn hier raus zu holen. Er hatte vollstes Vertrauen zu ihm. Er musste einfach nur abwarten ...
Er blieb eine Weile gedankenverloren so sitzen, bis ihm ein erneutes Quietschen wach rüttelte. Anscheinend war wieder jemand herein gekommen. Stegi öffnete die Augen und starrte auf die Ecke, wich aber keinen Millimeter von der Stelle. Das Knarzen des Stuhls ertönte, offenbar war die Person alleine. Dann hörte er auf einmal jemanden Sprechen:
„Hey."
Eine Frauenstimme, eine bekannte. Es war niemand anderes als Chrissy. Stegi zog die Luft ein, sagte aber kein Wort. Nach einigen Augenblicken meldete sie sich wieder:
„Ich weiß, was du jetzt denkst. Du fühlst dich betrogen, auch von mir aber ... Ich wollte das so nicht, Ok? Ich habe sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, damit du in Programm A bleibst, aber du musstest ja so neugierig sein. Jetzt kann ich auch nichts mehr für dich tun."
Stegi schnaubte einmal verächtlich, was sie natürlich nicht hören konnte. Was für einen Müll dieses Mädchen ihm da erzählte. Als wäre er alleine schuld an dieser Situation.
„Ich meine es ernst", erklärte sie betrübt, „Ich wollte nie, dass es so weit kommt."
„Wenn du es tatsächlich ernst meinst, dann hol mich hier raus", Stegi hatte die Stimme erhoben, gerade laut genug, dass sie ihn hören konnte. Er merkte, wie sie einen kurzen Moment brauchte, bevor sie ihm traurig antwortete: „Das kann ich nicht."
„Dachte ich mir. Wieder mal nichts als leere Worte", gab Stegi zurück und vergrub sich wieder in seinem Schal.
„Jetzt tu mal nicht so!", anscheinend war sie von ihrem Stuhl aufgestanden, denn ihr Stimme klang deutlich fordernder, als vorhin noch, „Du hast alles vermasselt. Ich hatte es so perfekt durchgeplant, aber nie hast du auf mich gehört, schon damals, als du hier eingebrochen bist. Nicht ein einziges Mal hast du mir zugehört."
Stegi seufzte, er hatte keine Kraft für so ein Gespräch, sollte sie doch bleiben wo der Pfeffer wächst und am besten nie mehr zurückkehren.
„Ich vermisse Tim", sagte er vor sich hin, „Ich habe Angst, dass sie ihm irgendwas erzählen könnten, dass ich ihn hasse oder verabscheue, damit er nicht mehr versucht, mich zu sehen."
Chrissy ließ sich wieder auf ihren Sitz fallen und erwiderte dann mit ruhiger Stimme: „Das werden sie nicht. Dafür sorge ich."
Stegi sah hoffnungsvoll von seinem Schal auf: „Ehrlich?"
„Mhm", wahrscheinlich sollte das ein Nicken darstellen. Zögerlich stand Stegi von seiner Matratze auf und ging auf die Ecke zu. Nach einiger Überwindung traute er sich, um sie herum zu gehen und Chrissy entgegen zu treten. Unsicher lehnte er sich an die Wand und sah zu ihren großen Augen nach oben.
„Danke", sagte er zerknirscht.
„Nichts zu danken", erwiderte sie und lächelte ihm dabei aufmunternd zu.
Stegi wich ihrem Blick aus und fasste sich am Arm.
„Was ... werden die jetzt mit mir machen?"
Auch sie sah sich unsicher auf ihre Hände, bevor sie ein paar Worte fand: „Ich weiß es nicht. Vermutlich einige Tests und irgendwelche Aufträge. Aber, ... sie werden dir schon nicht wehtun, schließlich wollen sie dich ja nicht verlieren, so wie die Anderen."
Stegi nickte zögerlich, rutschte dann langsam die Wand herunter und setzte sich auf den Boden, dann lächelte er und sah an die Decke: „Ich hoffe Tims Prüfung ist gut gelaufen. Diese Reise hat er sich schon so lange gewünscht."
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Große Gefühle für ein kleines Herz - Stexpert
FanfictionAlles beginnt mit einer kleinen Urlaubsreise nach Sardinien, welche Tim und Stegi zusammen mit ihrem Freund Tobi unternehmen. Anfangs scheint alles normal, doch dann passiert etwas unerwartetes, was eigentlich unmöglich sein sollte. Danach ist nicht...