Kapitel 17: Dann bleibe ich bei dir

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„Ach quatsch du kannst ja nichts dafür, außerdem ..." ehe er seinen Satz vollenden konnte fuhr ihm Stegi dazwischen: „Aber es gibt da noch eine Sache die ich ausprobieren muss."

Stegi begann sich aufzurichten. Der überrumpelte Tim konnte gar nichts dagegen tun.

„W-was machst du da?!", rief er panisch zu seinem Freund hinauf.

Stegi schenkte ihm noch ein Lächeln, bevor er sich aufrecht hinstellte. Es bot sich ihm ein atemberaubender Anblick. Obwohl es schon relativ dunkel war, war der Himmel an diesem Abend klar. Die Straßenlichter waren schon angeschaltet worden und die Sonne war bereits untergegangen. Für Stegi war es ein leichtes sogar bis zu der entfernten großen Stadt zu sehen durch die sie am ersten Tag gefahren waren. Er meinte auch das Ferienhaus zu identifizieren, in dem noch Licht brannte. Die Klippen, an die er sich die ganze Zeit gelehnt hatte gingen ihm bis zum Bauch, dann gab es noch ein paar Bäume und der Rest seines Oberkörpers war frei. Staunend schweifte sein Blick über die vielen Miniaturbauten und Pflanzen, bis sein Blick an einem Leuchtturm hängen blieb, der ein Stück entfernt auf einer Anhöhe stand. Wenn dort jemand drin war konnte er locker alles von ihm sehen, ohne dass es Stegi überhaupt merken würde, auch wenn das Licht aus war. Eigentlich brauchte nur ein Auto vorbei zu fahren oder jemand aus den Randhäusern von Portoscuso, der nächstgelegenen Stadt, aus dem Fenster zu schauen. Die ganze Fläche war auch so nah an der Küste sehr ebenmäßig. Er konnte praktisch von überall gesehen werden.

„Stegi, komm runter!"

Tim schien irgendwas gerufen zu haben doch Stegi beachtete ihn gar nicht. Hektisch suchte er mit seinen Augen die Gegend ab und wurde immer nervöser. Er wollte einen Schritt zurückgehen, hatte aber kaum Platz. Der Gedanke, dass er sich nirgendwo zurückziehen konnte und der vorhandene Platzmangel machten ihn zunehmend nervöser. Aber er würde sich nicht wieder ducken. Er konnte so nicht weitermachen. Alles in ihm drängte ihn danach Deckung zu suchen, aber er würde nicht nachgeben.

Die Welt um ihn herum fing an zu beben, immer heftiger, bis sie ruckartig in die Höhe schoss. Die Felsen und Bäume zogen an ihm vorbei und überragten ihn in einem unglaublichen Tempo. Ihm wurde schwindelig von den ganzen Bewegungen um ihn herum, so dass er schließlich auf die Knie sank. Er traute sich nicht auch nur einen Millimeter zu bewegen, solange sich der Boden unter ihm noch bewegte.

Schließlich kehrte Ruhe ein, er sah auf seine zitternden Hände, dann ertönte ein Ruf: "Steeeeggi!"

Tim kam auf ihn zu gerannt, half ihm hoch und schloss ihn sofort in die Arme. Es hatte also funktioniert.

Glücklich und stolz auf sich selbst erwiderte Stegi die Umarmung von Tim. Es fühlte sich an als könnte er in seinen Armen versinken, er war so groß und warm. Wie hatte er das vermisst.

„Geht es dir gut? Hast du dir gemerkt wie du das gemacht hast?"

„Mhm" Stegi wollte noch nicht loslassen, nach einer Weile gab er aber nach. Seine braunen Augen gaben ihm sofort sämtlichen Halt zurück und er strich ihm leicht über die Wange. Es war so faszinierend ihn wieder normal und vertraut vor sich zu haben.

„Ähm Stegi?"

Realisierend was er gerade tat löste er sich hektisch von Tim.

„Fühlt sich immer an, als würde ich aus einer anderen Welt zurückkommen."

„Kann ich mir vorstellen", und beide mussten grinsen.

Tim sah ihn nochmal genauer an. Er konnte doch nicht schon wieder größer geworden sein?

...

Mitten in der Nacht wurde er wach. Ein flackernder Lichtschein drang durch seine offene Tür zu ihm herein. Also stand er auf und ging augenreibend in die Richtung aus der das Licht kam. Tim saß am Schreibtisch vor dem PC und schien total versunken und hektisch. Stegi tappste auf ihn zu: „Tim was machst du da? Komm geh ins Bett."

„Ah sorry, hab ich dich geweckt?"

„Ne schon gut. Leg dich einfach schlafen, ja?", bat Stegi eindringlich und gähnte.

„Es gibt nichts, Stegi. Ich kann einfach nichts finden."

„Hm, was meinst du?"

„Es muss doch noch andere Menschen geben, denen das was mit dir passiert ist auch schon passiert ist. Du kannst unmöglich der Erste sein. Aber wieso kann ich dann nirgendwo einen ernsthaften Hinweis finden, das gibt's doch nicht, wir brauchen mehr Informationen!"

„Ist schon in Ordnung. Ich komm klar und wenn irgendwas ist, sag ich dir Bescheid."

„Aber wenn du mal in einer Situation bist, in der du dein Handy nicht benutzen kannst? Oder schlimmer! Siehst du denn nicht wie gefährlich das für dich ist?"

„Dann bleib ich eben bei dir", er legte seine Arme von hinten um ihn herum, „solange wie du möchtest, dann sollte es kein Problem geben."

Tim lehnte seinen Kopf an den seines Freundes an und folgte ihm dann nickend wieder zurück Richtung Bett. Er kuschelte sich mit ihm unter die Bettdecke und fand erst Ruhe, als sein Freund friedlich eingeschlafen war.

Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt