Kapitel 23: Fremde Bekannte

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Auf der Rückfahrt hatte Stegi den anderen Beiden alles über das Gespräch der bedrohlich wirkenden Agenten erzählt, an das er sich noch erinnern konnte.

Es waren nicht unbedingt gute Neuigkeiten, aber da sie auf dem Weg von niemandem aufgehalten worden waren, schienen sie unbemerkt geblieben zu sein. Aber allein die Tatsache, dass es so knapp gewesen war, war schon beunruhigend genug. Hätte Tim nicht so schnell die Situation erkannt, und hätte Tobi nicht so diplomatisch mit ihnen reden können, hätte es übel ausgehen können. Als sie wieder zurück in ihrer Stadt waren, fuhr Tim zuerst Tobi zu seiner WG. Sie luden seinen Koffer ab und versprachen am nächsten Tag alle zur Uni zu kommen, welche eigentlich schon gestern wieder angefangen hatte.

Zu zweit kamen sie schließlich bei dem Haus an, in dem sich Stegi's Wohnung befand. Tim half ihm noch seinen Koffer von der Rückbank zu laden und wollte dann wieder in das Auto zurück steigen. Dabei stockte er. Konnte er ihn wirklich alleine zurück lassen? Oder genauer: Wollte er ihn alleine hier lassen?

„Ähm Tim! Also ... warte!", ertönte es auf einmal hinter seinem Rücken.

Er drehte sich erstaunt wieder zu ihm um: „Was ist?"

„Ah, ähm ... also. Vielleicht möchtest du noch eine Weile mit hoch kommen, wenn du Zeit hast?"

Tim überlegte kurz. Sie waren die letzte Woche ständig zusammen gewesen, quasi nicht voneinander gewichen und es war ihm unangenehm dabei, ihn jetzt einfach zurück zu lassen. Aber er konnte nicht ewig auf ihn aufpassen.

„Nein, sorry", er fasste sich nachdenklich am Kopf, „Ich hab noch was zu tun also..."

„Ah ja, natürlich. Sicher, du musst dich sicher noch vorbereiten. Wir sehen uns dann spätestens in der Uni. Und lern gefälligst für deine Prüfung!"

Tim verabschiedete sich noch und stieg dann in sein Auto.

Nachdem es um die Ecke gebogen war drehte sich Stegi Richtung Haustür und zog mit einer Hand langsam seinen Koffer hinter sich her. Er sperrte mit der anderen Hand die Tür auf und stapfte durch das Treppenhaus bis in seine kleine Wohnung. Dort angekommen stellte er seinen Koffer einfach in irgendeine Ecke und warf sich aufs Bett.

Wieso fühlte er sich auf einmal innerlich so leer?


Am nächsten Tag musste er wohl oder übel wieder in die Uni, die Vorlesungen hatten schon längst angefangen und außerdem wollte er die Anderen wiedersehen. Er stand auf, ging ins Bad, machte sich fertig und schenkte sich einen Kaffee ein. In der Wohnung war es zu dieser Tageszeit immer relativ ruhig, da die Mieter über und unter ihm schon zur Arbeit gefahren waren. Er genoss die Stille, es war aber auch irgendwie etwas einsam, nachdem er sich in den letzten Tagen so an die Anwesenheit der Anderen gewöhnt hatte. Er schmierte sich noch einen Toast und ging mit der Tasse Kaffee ans Fenster.

Draußen sah es ungemütlich aus, vor allem im Verhältnis zu den letzten sonnigen Tagen, die sie gehabt hatten. Auf der anderen Straßenseite stand ein ihm unbekanntes Auto, was ziemlich ungewöhnlich war, aber er dachte sich nichts weiter dabei. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass die Zeit zum gemütlich Frühstücken längst vorbei war, also schnappte er sich hastig seine Tasche für die Uni, die über die Ferien schon in irgendeiner Ecke verstaubt war, griff zu den Schlüsseln und verließ das Haus. Nicht zu glauben wie schnell man wieder in seiner gewöhnlichen Routine drin war.

Als er am Hörsaal ankam, waren noch kaum Leute da. Das war mal wieder typisch, er war sowieso später dran als sonst, aber der Rest toppte das natürlich noch. Er setzte sich also in eine leere Reihe weiter hinten und wartete, bis der Dozent herein kommen würde. Wieder Zeit zum Nachdenken, na wunderbar. Schnell wühlte er in seiner Tasche nach seinem Skizzenblock, um sich etwas abzulenken. Er erinnerte sich daran, dass er irgendwas hatte zeichnen wollen.

Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt