Kapitel 47: Schlechtes Timing

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Nach einer Weile herumschleichen und einigem ‚Versteck spielen' kamen sie glücklicherweise an der Tür zum Treppenhaus an. Sie waren inzwischen ein wirklich gutes Team geworden.

„Geh rein, ist ok", versicherte Stegi woraufhin Tim sofort die quietschende Tür aufdrückte. Fast als vertraute er ihm blind. Er wollte schon die ersten Stufen hoch steigen, da hielt ihn Stegi zurück: „Warte. Lass mich runter. Ich will selbst hoch gehen und vor die anderen treten, wenn du verstehst was ich meine."

Tim sah sich ungewiss um und fragte dann: „Ist es denn sicher?"

Jaha, ich hab doch alles überprüft, solange wir uns beeilen sollte es gut gehen", versicherte er ihm.

„Also gut.", Tim nickte und half ihm von seiner Schulter herunter zu steigen. Dann setzte er ihn vorsichtig ein paar Stufen vor ihm, auf der nächsten Etage ab. Argwöhnisch warf er noch einen Blick auf die Tür. Ohne Versicherung hatte er das ständige Gefühl, gleich würde jemand hereinstürmen. Als er sich wieder zurück drehte stand bereits Stegi vor ihm. Nicht ein einziges Geräusch hatte er verursacht. Erstaunt sah er ihn an, während er sich durch die blonden Haare strich und sich leicht erschöpft umsah. Es war ein Gedicht.

Aber irgendwas stimmte nicht. Als Tim ihn genauer beobachtete, merkte er, wie blass Stegi doch eigentlich war und was für tiefe Ringe unter seinen Augen lagen. Sofort überkamen ihn neue Schuldgefühle. Was war nur passiert? Was hatten sie mit ihm gemacht? Wieso war er nicht schon eher her gekommen?

„W-wieso starrst du mich so an?", riss ihn Stegi aus seinen Gedanken.

„Ich äh ... hab nur...", er scannte ihn noch einmal von oben bis unten ab, „Geht es dir wirklich gut?"

„Oh man seh' ich echt so schlimm aus?", fragte Stegi verunsichert und zog dabei an einer seiner Haarsträhnen.

„Nein! ... Ich meine ... diese schicken grünen Designerklamotten sind natürlich eine Augenweide für sich, aber ..."

„Aber was...?"

„Aber ... du noch viel mehr."

Erstaunt sah er ihn an.

„W-wir sollten aufs Dach hoch gehen. Hier zu bleiben ist eigentlich irre gefährlich", stammelte Stegi schließlich, immer noch ein wenig durch den Wind.

„Ja natürlich, du hast recht", bestätigte Tim sofort und blickte dabei verlegen weg.

„Magst du mir vielleicht jetzt erklären, wieso Rafi hier ist?", fragte ihn Stegi, während sie hintereinander die Stufen hochstiegen.

„Nunja, so richtig erklären kann ich das auch nicht. Er hat ... anscheinend so was wie einen Zweitjob über den er aber nichts erzählen kann. Er kennt Paramount One wohl schon länger", er überlegte kurz, „Wenn ich so richtig darüber nachdenke, hat er eigentlich Garnichts erzählt. Er... hat uns die ganze Zeit etwas vorgespielt. Und wir haben nichts gemerkt. Aber wieso?"

„Tobi hat es gemerkt", entgegnete Stegi zuversichtlich, "Ich denke er hatte schon länger das Gefühl, dass Rafi uns einiges verschweigt. Ich denke wenn einem eine Person wichtig ist merkt man so was. Wir sind halt etwas abgelenkt gewesen... So wie bei dir! Du hast auch gemerkt, dass die Nachrichten nicht von mir sind und dass da etwas nicht stimmt. Wie ich es mir gedacht habe."

„Naja, er hat mich gestern ja praktisch angeschrien, dass du in Gefahr sein könntest", erklärte Tim während er auf jedem Stockwerk die Tür genau musterte, ob da auch ja niemand heraus kam.

Plötzlich blieb Stegi stehen.

„Gestern? Angeschrien?", murmelte er vor sich hin.

„Ja", Tim schämte sich etwas bei dem Gedanken daran, „Ich hab ihn kaum wieder erkannt."

Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt