Kapitel 15: Ist das dein Ernst?

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Es herrschte eine geradezu beängstigende Ruhe.

Es war als wären alle seine Sinne ausgeschalten oder verloren gegangen. Für immer?

Tim versuchte um sich herum zu greifen, vergeblich. Er konnte absolut nichts spüren. Hatte er Stegi rechtzeitig weggezogen? Wie konnte dieser schöne Ausflug plötzlich nur so drastisch umschwenken?

Hoffentlich ging es seinen Freunden gut. Er musste zurück zu ihnen gelangen, er musste zurück zu Stegi. Er hatte doch noch etwas Wichtiges zu erledigen. Was war das noch gleich gewesen? Er wusste es nicht. Aber eines war klar: Er konnte jetzt nicht hier bleiben!

Plötzlich schlug Tim die Augen auf. Gleißendes Licht blendete ihn, er kniff die Augen zusammen, um etwas erkennen zu können. Als er endlich ein klares Bild bekam merkte er, wo er war. Offenbar wieder am Strand, er lag auf einem Handtuch. Sein Kopf brummte als hätte er eine übergezogen bekommen. Ein Stückchen weiter von ihm entfernt im Sand saß Tobi. Er kramte in seiner Tasche herum. Tim gab ein leichtes Stöhnen von sich und versuchte sich aufzurichten.

„Tim! Du bist wach. Na endlich!", Tobi kam auf ihn zu gelaufen und half ihm sich hinzusetzen,

„Du warst eine Weile weggetreten, ich hab mir schon Sorgen gemacht."

„Was ist passiert?", fragte Tim ihn und blickte suchend über den Strand.

„ Wo ist Stegi??"

„Du wärst beinahe im Meer ertrunken. Ich habe dich reanimiert, aber du bist gleich danach wieder weggetreten. Nur weil ich unbedingt diese Fahrt machen wollte. Es tut mir leid, dich in diese Gefahr gebracht zu haben."

„Schon in Ordnung Tobi, wir haben das zusammen entschieden, aber jetzt sag mir bitte was mit Stegi ist!"

„Stegi, also wie soll ich sagen? Ihm geht's gut. Ihm ist nichts pass... Er ist gesund."

„Tobi, wo ist er?"

„Du kannst ihn sehen, wenn du willst und dich in gesundheitlicher Verfassung dazu fühlst."

„Wieso soll ich dazu in gesundheitlicher Verfassung sein?"

„Du wirst schon sehen, aber bekomm keinen Schock."

„Tobi, du machst mir schon Angst, was ist los?"

Tobi sah ihn mit prüfendem Blick an und kam dann zu dem Schluss, dass Tim ohnehin keine Ruhe geben würde.

„Komm mit", gab er schließlich nach.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, richtete sich Tim auf und folgte seinem Freund ein Stück den Strand entlang. Warum sagte Tobi ihm nicht einfach was los war? Seine Gedanken kreisten und er versuchte zu rekapitulieren, was passiert war:

Sie waren mit dem Boot aufs Meer gefahren. Es war stürmischer geworden und er hatte Stegi gerade noch wegziehen können bevor ein Mast seinen Kopf treffen konnte.

Dann hatte er einen Schmerz gespürt. Er rieb sich nochmal den Hinterkopf. Das würde eine Beule geben.

Sie gingen um eine Steilwand herum und das Erste was Tim bei den Felsen hervorlugen sah war ein Schuh.

Ein Schuh in der Größe eines LKW's!

Tim blieb verdutzt stehen und überlegte. Tobi sah ihn skeptisch an. Auf einmal rannte Tim los.

~ Das ist nicht dein Ernst ~

Er sprintete auf die Kante der Felsen zu, um die Ecke herum, an dem Schuh vorbei und blieb abrupt stehen. Vor ihm saß ein hochhausgroßer Stegi, an die Felswand gelehnt, die Beine angewinkelt und schaute aufs Meer. Er hatte ihn offenbar nicht bemerkt. Tim blinzelte angestrengt nach oben. Die langen, blonden Haare seines Freundes wehten sanft im Wind und er schien sehr in Gedanken versunken zu sein. Tim griff sich an den Kopf und schaute sich um, um zu überprüfen ob er noch bei klarem Verstand war. Nachdem er sich wieder gefasst hatte rief er nach oben:

Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt