Kapitel 5

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Hätte er nur fünf Sekunden früher die Frage gestellt, hätte ich wohl den Champagner aus Schreck ihm ins Gesicht gespuckt. „Ich weiß nicht ob du mich kennst" lächelte ich schon fast gequält. Es war ja auch eine Qual für mich. Dieser verdammt heiße Typ, dazu das charmante Lächeln und diese Augen. Verflucht diese Augen! Und doch war er sicher hier nicht der Steward der nach der Party die Planken putzen musste für seinen Unterhalt. „Kann es sein, das du heute Vormittag am Strand warst und mit einem Jungen Fußball gespielt hast", ~klar war ich das und ich denke gerade deutlich an deine Bauchmuskeln~, „ich kann mich nicht irren"-„ach? Du kannst dich nicht irren? Wenn aber doch?" Ich lächelte weiter nur nicht mehr ganz so gequält, sein Englisch hörte sich einfach zu süß an. „Wenn du dich wirklich an mich erinnern kannst, warum dann nicht auch das ich deutsch kann?"-„Oh ... ja ... stimmt" stammelte er auf einmal schon fast nervös und ich sah wie seine Wangen rot wurden. Erst glaubte ich mich verguckt zu haben, aber es war eindeutig und ich wäre fast dahin geschmolzen. Wie konnte so ein reicher Sack, so unwiderstehlich sein? „Also kannst du dich auch an mich erinnern!" triumphierend schaute er mich an und er hatte mich erwischt. Wobei die Frage wohl unbeantwortet blieb ob ich mit Absicht oder unbewusst ihm einen Tipp gab. „Marco" er reichte mir vorsichtig seine Hand, die ich nicht weniger zögerlich nahm „Chrissy und du bist also aus Deutschland. Für immer oder nur Urlaub?" War es so wichtig, so etwas zu fragen? „Nur Urlaub"-„aaaah und woher bist du genau, also welche Stadt?" Eigentlich wollte ich noch anfügen das ich selbst Verwandtschaft hatte doch seine Antwort kam so schnell „Dortmund" das ich es wieder runter schluckte. „Dortmund?"-„Ja da komm ich her" stolz grinste er mich an und ich schnappte mir ohne groß drauf zu schauen, ein weiteres Glas was wie von allein schwebend, neben mir auftauchte. „Du scheinst das sehr zu mögen", er zeigte auf das Getränk in meiner Hand und ich musste schmunzeln, „ich finde es ja was zu süß"-„darum trinkst du Wasser?" er hatte Grübchen wenn er grinste und ich wünschte mir, es würden mir eine Reihe Dämlichkeiten einfallen um diesen Zustand seiner Wangen beizubehalten. Ich ließ mich auf ihn ein, ohne das er davon wusste wie schwer er es eigentlich noch vor wenigen Momenten hatte wegen seinem Geld und wir setzten uns in eine Ecke um ein Gespräch anzufangen über die Kleinigkeiten des Lebens. Die Unterschiede von Miami zu seiner Heimat. Das Wetter, die Kultur, das Essen, die Partys und vieles mehr. Mir fiel irgendwann gar nicht mehr auf wieviel ich schon getrunken hatte und das Zeitgefühl hatte ich schon längst verpasst. Er kam mir näher und ich ihm. Es war ein Zuschieben was langsam vonstattenging und man regelrecht Zentimeter um Zentimeter erkämpfte. Irgendwann drückten sich unsere Schultern fest an einander und seine Finger streiften über meinen Unterarm. Es war aber nicht plump oder geübt und gekonnt. Es war genau das Gegenteil, als würde er das erste Mal eine Frau anfassen und ich glaubte die Geigen im Himmel zu hören. War es das was meine Mutter vor Jahren bei meinem Vater gefühlt hatte? War das dieses Ding mit der Liebe? Nein, so naiv konnte ich nicht sein um mir das einzubilden und doch hatte ich ein komisches Gefühl im Magen als müsste ich gleich kotzen. Was natürlich auch die Menge des Alkohols sein konnte, zwangsläufig sogar ganz sicher. Der Mond stand sehr nieder, der Himmel wurde heller und es gab auch gar nicht mehr so viele Gäste an Board. Die Yacht hatte auch schon vor einer kleinen Ewigkeit das Land längst wieder erreicht und einige waren gegangen. Zum Frühstück oder einfach nur in ihre Betten. Ich glaubte mich sogar zu erinnern, dass Kim vorbei kam um zu sagen dass auch sie gehen würden. Sie fragte mich ob alles ok sei, was ich bejahte und erklärte das ich noch was mit Marco sitzen bleiben würde. Tief in der Überlegung, legten sich Fingerspitzen um mein Kinn und zogen leicht daran. Als ich meine Augen wieder aufschlug, sah ich direkt in die Augen von Marco und sah die Grübchen die aber im nächsten Moment verschwanden „das klingt jetzt echt doof aber ich hab keine Ahnung wie ich es besser sagen könnte ..." er schwieg und seine Augen huschten hin und her. Auf was wartete er nur? „Was denn?" ermutigte ich ihn dann doch als es in seinem Satz einfach gar nicht mehr weiter gehen wollte. „Ich würde dich gern küssen, geht das?" Er hatte mir die Frage auf Englisch gestellt und es klang richtig sexy. Ich konnte gar nicht nein sagen und tat es auch nicht, sondern übernahm die Sache in dem ich ihn einfach küsste. Zu den Geigen kamen Glocken und ich hörte weit entfernt sogar den Engelschor da war ich mir sicher! So heiß wie der Mann mich schon vom ersten Moment gemacht hatte, so sehr setzte er auf das alles noch eine ganze Ladung mit diesem Kuss. Warm, weich, sanft und Tausend andere Eigenschaften hätte ich aufzählen können, wäre ich bei klarem Verstand gewesen, so wollte ich nur eins und das war einfach mehr. Mehr von diesen Küssen, mehr von diesem Mann und ich merkte wie meine Triebe die Oberhand bekamen. Warum auch nicht? Wollte ich enden wie meine Mutter? Nein! Er war ein Tourist, mehr nicht und wir hätten beide was von seinem Urlaub. Langsam schob ich meine Hand in seinen Nacken, zog ihn so etwas leicht an mich und zeigte ihm unausweichlich was ich wollte. Erst sachte drang meine Zunge zwischen seine Lippen, die er nur breitwillig öffnete, dann folgte ein inniges verknoten unserer Zungen. Als hätte es einen elektrischen Schlag gegeben, zuckte Marco auf einmal auf und ich biss mir fast in die Zunge. „Entschuldige wenn ich euch störe, aber der Putztrupp kommt gleich und ihr seid die Letzten" freundlich war das Gesicht von dem Mann der aussah als wäre er ein Kapitän. Was er bestimmt auch war. „Oh ... natürlich ... wir sind schon weg" ich musste kichern über diese Situation, nur wusste ich nicht so genau warum. War es Verlegenheit oder einfach nur weil es witzig war? Was auch immer, Marco stand auf und sah mich an. „Hast du es weit von hier bis nach Hause?"-„Nach Hause?" Es klang enttäuscht, ich war enttäuscht und er konnte das auch ruhig so verstehen als enttäuscht. „Magst du nicht nach Hause?"-„Ich hatte es nicht wirklich vor" ob er den Wink mit dem Zaunpfahl verstand? Er fing auf jeden Fall an zu schmunzeln, was mich hoffen ließ.

A little Dream of you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt