Immer wieder sah ich auf meine Uhr und nahm auch schon zum vierten Mal mein Handy aus der Tasche um nachzusehen, wann Marco aufgelegt hatte. Es waren erst gut 20 Minuten rum und ich zog meine Mutter auf die Seite. „Ich treffe mich jetzt mit Marco. Vielleicht sehen wir uns später noch oder aber ich melde mich bei dir. Halte also bitte dein Handy im Auge" den letzten Satz sagte ich mit einem Unterton, den sonst Mütter verwendeten, die ihren Kindern erklärten, dass sie auf etwas besonders achten sollten. Das Wunderwerk der Technik war Neuland für meine Mutter und ich wusste, dass sie damit noch nicht klar kam. „Ja, ja Mum" gab sie mir auch prompt als Antwort. Ich hab ihr noch einen Kuss auf die Wange und machte mich dann auf den Weg durch die Menschenmenge. Rings um den Baum herum waren Hütten, die fast dicht an dicht standen. Mir wurde klar was Marco meinte und ich suchte eine Lücke. Dumm das ich dabei Chantal über den Weg lief. "Suchst du was bestimmtes?" sagte sie plötzlich hinter mir. "Was soll ich suchen?"-"es sieht so aus"-"quatsch. Unsere Mütter sind immer noch beim selben Stand, falls du sie suchst"-"ich wüsste nicht warum? Ich habe schließlich Freunde zum Abhängen und muss nicht an Mamis Hosenbein kleben", ich nahm es ihr nicht übel. Sie war umringt von drei Mädchen, die den Hofstaat bildeten und es schien als wäre Chantal wirklich die Königin. Süffisant fing ich an zu grinsen, schüttelte den Kopf und ließ sie stehen. Musste ich mir eben einen neuen Weg in die Mitte suchen. Drei Geschäfte weiter hatte ich auch wieder eine passende Lücke gefunden und sah mich nach meiner Cousine um. Die Menschenmenge war enorm und ich konnte sie nicht mehr ausmachen. "Gut so" murmelte ich vor mich hin und drückte mich schnell und geschickt durch den schmalen Weg. Ich sah mich aufmerksam um und konnte einige Stromkabel, Kisten und Kartons, leere Flaschen und Müllsäcke ausmachen nur keinen Marco. Im Halbdunklen sah ich jemanden stehen, der ganz offensichtlich am Rauchen war und ich zog wieder mein Handy aus der Tasche. Ich hatte keine Nachricht über ein eventuelles Absagen oder Verspäten also sah ich mich weiter nach Marco um. Plötzlich sah ich jemanden, der sich verstohlen zwischen den Bretterbuden durchschlängelte. Es war die Stelle, die ich zuerst nehmen wollte und es war eindeutig Marco. Mein Herz machte Luftsprünge und ich ging auf ihn zu. Schnell hatte auch er mich erkannt und kam mit großen Schritten entgegen. Wir lagen uns in den Armen als hätten wir uns schon Wochen nicht mehr gesehen. Der stürmische Kuss dazu durfte nicht fehlen und dabei war es gerade mal ein Tag her. "Ich hab dich vermisst" hauchte ich und mein Magen fuhr Achterbahn. Wie schön doch verliebt sein, sein konnte! Ja wir waren ein Paar obwohl es Zeiten gab, die alles andere hätten erahnen können. Diese Zeit schien mir so fern wie der Mond und ich wollte sie auch gar nicht mehr zurück haben. "Ich dich auch" bekam ich als Antwort und einen weiteren innigen Kuss. Welch eine Romantik! Die richtige Weihnachtsromantik. Den Liebsten, Herz an Herz, unter einem Weihnachtsbaum zu küssen, was gab es schöneres? Ok, es hätte ruhig auch in der Südsee sein können unter einer Palme. Doch die Kälte machte mir auf einmal nichts mehr aus und ich kuschelte mich fest an Marcos Brust. "Meinst du wir können es wagen über den Markt zu gehen ohne viel Aufmerksamkeit?" flüsterte ich und sah ihn mit großen Augen an. "Ich bezweifle es aber mit dir an meiner Seite, versuche ich das gern" grinste er schelmisch und zog seine Kapuze fester über seine Cap und den Schal etwas höher. "Jetzt erkenne selbst ich dich nicht mehr" lachte ich auf und stupste ihm gegen die Nase. Es war bis auf die Augen alles was man noch sehen konnte und er nahm meine Hand. Wir nahmen den Weg, den ich genommen hatte und kamen aber nicht sehr weit. Es war Chantal die dort mit verschränkten Armen an der Hütte lehnte und uns grinsend anschaute. "Die hat mir gerade gefehlt" maulte ich leise, doch Marco hakte nach. "Das ist meine Cousine da drüben. Sie muss mir wohl gefolgt sein, weil sie unbedingt wissen will wer mein Freund ist" seufzte ich. "Und du willst dir den Spaß nicht gönnen?"-"Nein eigentlich nicht, zudem würde sie mit Sicherheit den kompletten Markt zusammen brüllen und dann wäre es dahin mit deiner Tarnung" ich tippte gegen den Schirm seiner Mütze „sie steht nämlich auf Fußballer musst du wissen und das nicht zu knapp!"-"dann sehen wir es als Bewährungsprobe. Ich werde kein Ton sagen und du wimmelst sie einfach irgendwie ab" ich nickte den Vorschlag ab und wir gingen weiter. "Habe ich es mir doch fast gedacht! Hallo ich bin Chantal, die Cousine von Chrissy" mit einem zuckersüßen Lächeln streckte sie Marco die Hand entgegen. Marco nahm sie zwar, sagte aber wie versprochen kein Wort. Es irritierte sie natürlich und sie sah mich an "kann er nicht reden?" raunte sie mir zu und ich musste mir auf die Lippen beißen um nicht zu lachen. "Ähm nein, also doch, er kann schon reden aber er hat dich wohl nicht verstanden"-"ach er kann kein Deutsch?" ich schüttelte nur den Kopf und wollte weiter gehen, sonst wäre ich doch noch vor Lachen geplatzt. "Hey warte doch mal, ich kann auch englisch"-"ja aber wir haben keine Zeit und wollen noch so viel wie möglich von dem Markt sehen"-"dann geh ich doch einfach mit euch mit"-"nee Chantal, deine Freundinnen warten bestimmt auf dich und wir brauchen auch keine Zuschauer wenn wir uns küssen" Marcos Hand griff etwas fester zu und als ich ihn ansah, konnte ich an seinen Augen erkennen, das er sichtlich Spaß hatte. "Als wäre es das erste Mal das ich so etwas sehe. Stell dich doch nicht so zickig an!"-"tu ich nicht und jetzt ... wünsch ich dir noch was" ich zog Marco einfach mit mir mit und wir drückten uns zwischen den Hütten durch. So schnell wie möglich mitten in die Menge. Abtauchen und weg von Chantal. Immer wieder sah ich hinter uns um mich zu vergewissern, das Chantal uns wirklich nicht auf den Fuß verfolgte. Ich hatte wirklich keinen Bock drauf mir von ihr meinen Romantischen Weihnachtsmarkt zu vermiesen.
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A little Dream of you and me
FanfictionChrissy ist 24 Jahre alt und lebt in Miami. Ihr großer Traum ist es einmal Grundschullehrerin zu werden. Ihr Leben ist nicht perfekt, aber schön. Auch wenn ihre Eltern gerade im Begriff sind, sich scheiden zu lassen und ihre Mutter zurück nach Deuts...