Kapitel 43

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Ich ging ein Schritt zurück. Es war nicht weil ich Tyler vorschob. Es war auch nicht weil die jungen Mädchen mich sowieso etwas zur Seite drückten, weil sie noch mehr von Marco haben wollten an Bilder und Autogramme. Es war einfach ein Reflex. Als hätte ich meine Komfortzone verlassen und würde sterben müssen, wenn ich sie nicht gleich wieder erreichte. Marco ging an mir vorbei und mir blieb die Luft weg. Ich bekam den Mund nicht auf. Kein Mensch war mehr da. Ich ganz alleine mit Marco und zwischen uns ein Graben, so tief wie der Grand Canyon. Ich zitterte. Diesmal aber nicht wegen der Kälte und dann war er weg. Einfach so, war er weg! Wo war er hin? Ich drückte mich nach vorne. Schob Tyler bei Seite um mehr sehen zu können, doch war Marco schon ein ganzes Stück weiter und immer noch den Kopf gesenkt um den Stift über alles zu ziehen was man ihm vor die Nase hielt. „Marco" flüsterte ich, denn mein Hals war trocken und meine Zunge bewegte sich nur sehr langsam. Verzweifelt versuchte ich mich durch die Menge zu drücke, ganz egal was ich wem dabei antat oder was für ein Bild ich dabei für meine Cousine oder meinen Bruder abgab. Ich hatte mein Ziel gefunden und musste meinen eben begangenen Fehler gut machen. Marco musste auf mich aufmerksam werden! Diese Chance durfte ich nicht verstreichen lassen. Nicht schon wieder! Ich fand eine Lücke am Zaun in die ich mich drückte, doch auch hier war Marco schon vorbei und mein „Marco" Ruf, ging in den Rufen der anderen Zuschauer unter. Warum konnte er meine Stimme nicht aus der Menge herausfiltern? Er müsste mich doch erkennen? Ich drückte mich noch weiter durch und versuchte es direkt wieder nach ihm zu rufen, doch auch diesmal ging es unter. Dann war ich fast am Ende angekommen und ich merkte wie mir die Tränen wieder in die Augen schossen. Die ich vor einer kleinen Ewigkeit, vor dem Gelände, noch runter schlucken konnte. Ich durfte nicht erfolglos hier weg gehen. „Marco!" rief ich mit letzter Kraft und sah wie er am Ende ankam und direkt in die andere Richtung davon lief. Ein letztes Mal versuchte ich es noch und er drehte sich zu mir um. Er sah mich! Ganz bestimmt tat er dies. Ich winkte und lächelte obwohl meine Wangen von der Kälte starr waren. Doch dann ... ging er einfach weiter und ich ließ mich zurück fallen. Er wollte mich nicht sehen! Ich hatte es nicht anders verdient und nur Tyler und Chantal schafften es das ich nicht in Tränen ausbrach. Vor meiner Cousine wollte ich um keinen Preis der Welt wegen Marco heulen! Mein Bruder fiel mir um den Hals und sagte „ich habe wirklich die coolste Schwester der Welt. Die Freundin von Marco Reus aber schade, dass er dich nicht gesehen hat", ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und richtete mich wieder auf. „Na du hättest mir ruhig gleich sagen können, dass du voll auf den abfährst" Chantals Lächeln hatte nichts freundliches, sondern nur Berechnung und ich mochte sie ein Stück weniger. Ich blieb ihr eine Antwort schuldig und wollte nur noch hier weg.

Auf der Fahrt zurück zu meiner Tante blieb ich sehr einsilbig und gönnte es Tyler, der aufgeregt mir seine Autogramme zeigte. Doch als die Tür des Zimmers hinter mir ins Schloss fiel, war ich nicht mehr zu halten. Ich warf mich auf das Bett und gab mich hemmungslos meiner Tränen hin. Er hatte mich gesehen, da war ich mir sicher! Klar, er hatte kurz suchend umher geschaut, doch dann sah er ganz eindeutig genau in meine Richtung. Es musste so sein wie ich mir es schon in den schlimmsten Albträumen ausgemalt hatte und er hatte jedes Recht dazu. Ich hätte niemals die Yacht einfach so verlassen dürfen. Jede weitere Erinnerung, im Guten wie im Schlechten, brachten nur noch mehr Tränen und irgendwann schlief ich erschöpft ein.

Das Klopfen an der Tür ging in meinem Traum unter und ich erschrak als mich jemand an der Schulter packte und leicht schüttelte. Meine Mutter saß auf der Bettkante und sah mich mitleidig an. „Chantal hat mir erzählt was passiert ist. Sie konnte sich aber keinen Reim drauf machen"-„ich hoffe du hast ihr nichts erzählt?" ich rieb mir den Schlaf aus den geschwollen Augen und erkannte leicht verschwommen wie meine Mutter den Kopf schüttelte. „Natürlich nicht, wo denkst du hin?"-„Oh Mum, das willst du gar nicht wissen. Fuck" ich knautschte die Decke vor meinem Gesicht zusammen und versuchte nicht schon wieder zu heulen. „Du hast es drauf angelegt ihn zu sehen, vergiss das nicht und ich glaube nicht, dass er dich wirklich wahrgenommen hat. Chantal hat mir erzählt wieviel Menschen da waren"-„er hat zu mir geschaut!"-„das heißt nicht, dass er dich auch wirklich gesehen hat"-„du willst mich doch nur trösten" maulte ich in die Decke rein und sah meine Mutter leicht böse an. „Natürlich will ich das, ich bin deine Mutter aber das ändert nichts an meiner Meinung"-„oh Mum, das ist so eine riesen Scheiß" ich schnellte hoch und umschlang den Hals meiner Mutter um dann doch wieder etwas zu weinen. „Du bist echt in ihn verliebt oder?"-„Ich habe einen Wahnsinns Fehler gemacht. Ich bereu alles was ich getan habe und es tut so weh". Sie streichelte mir über den Kopf und den Rücken, was mich wirklich anfing zu beruhigen und ich geräuschvoll meine Nase hoch zog. „Wenn das Schicksal es will, wirst du deine 2. Chance bekommen. Da bin ich mir sicher und jetzt komm aus dem Bett raus, mach dich frisch, es gibt Essen". Ich tat was sie sagte und schleppte mich dennoch ins Esszimmer an den üppig gedeckten Tisch und sah das auch Alex mit uns aß.

A little Dream of you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt