Kapitel 46

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Ich verzog mich in mein Zimmer um mich weiter in den Tiefen des Internets zu verstricken. Es gab einige News und etliche neue Bilder von Marco, die ich, wie ein verknallter dämlicher Teenager, anschaute. Wenig später hörte ich dumpfe Stimmen und das ständige Klingeln an der Türe. Die Gäste waren also fleißig am Einfliegen. Ich war noch unentschlossen ob ich mir das Spiel anschaute. Zumal ich noch nie viel für Fußballspiele übrig hatte, außer die Spiele meines Bruders. Die waren eine Ausnahme und ich feuerte da die Mannschaft mit ganzer Kraft an. Nun war es mir etwas mulmig dabei zumute und ich hatte Bedenken es neutral ansehen zu können. Dann klopfte es an der Tür und meine Mutter stand im Zimmer. "Magst du nicht zu uns kommen?"-"ich weiß nicht?"-"Marco spielt" sie kicherte wie ein kleines Mädchen und sah mich erwartungsvoll an. "Mum, ich will nicht das es jemand mit bekommt. Ich hoffe du hast nicht schon mit Marion drüber geredet?"-"ähm über was genau?"-"oh nee du hast schon!" stöhnte ich laut auf und sah sie böse an. "Nein! Also nichts Genaues"-"dann lass es auch dabei, bitte. Ich will nicht Chantal noch mehr gegen mich haben"-"warum Chantal? Sie ist so ein liebes Mädchen"-"nee Mama, ist sie nicht also tu mir den gefallen" sie nickte. "Versprochen?"-"klar, kommst du dann? Es fängt gleich an"-"ich brauch noch einen Moment", sie nickte wieder und ließ mich allein. Ich brauchte wirklich noch den Augenblick um mich zu sammeln und ging dann zu der spontanen Fußball-Party.

Ich fühlte den Blick von Chantal. Sie sah immer wieder zu mir rüber und erhoffte sich wohl eine Reaktion wenn Marco im Bild erschien. Vielleicht war es auch einfach nur weil ich allein ohne sie einkaufen war, blieb aber dann doch bei meiner ersten Vermutung, weil es so naheliegend war. Ich musste mich zusammenreisen um ihr nicht eine rein zu hauen. Der BVB bekam einen Elfmeter und Marco machte sich bereit. Ein guter Moment um von meiner Angriffslust weg zu kommen und wie gebannt auf den Bildschirm zu schauen. In einer extremen Großaufnahme wurde Marco gezeigt, was zum einen Atemstillstand verursachte und zum anderen, ich mir auf die Lippe beißen musste. Ein kurzer Seitenblick auf Chantal ließ mich aber beruhigt ausatmen, denn sie sah selbst gebannt auf den Fernseher. ~Ist sie nur von dem Spiel gefesselt oder auch von der Person die gerade gezeigt wird?~ Vielleicht war es genau das, warum sie noch etwas überheblicher war seit dem Training und dem Vorfall mit Marco. Sie fand Marco genau so toll wie ich! Mit dem kleinen feinen Unterschied, das sie ihm wohl nie so nah kam wie ich es schon war. Wie aus dem nichts, setzte sich plötzlich Alex neben mich auf den Boden und griff einfach in meine kleine Schüssel mit Erdnüssen. „Hey wie steht's?" raunte er mir zu und ich sagte ebenso leise, „Noch 0:0 ..." in dem Moment traf Marco in die rechte obere Ecke und alle sprangen auf und brüllten wie wild „TOOORRR!!!". In meinem Hintern juckte es genauso aufzuspringen, doch ich wollte damit nicht mein Gesicht verlieren und tat so als berührte es mich nicht wirklich und blieb einfach sitzen. Sagte ganz ruhig zu Alex, „ich korrigiere, es steht jetzt 1:0 für den BVB" und trank einen Schluck Bier direkt aus der Flasche. Alex nahm weitere Erdnüsse und ich blickte ihn etwas schief an, was mir aber nur ein Grinsen einbrachte. „Auf dem Esstisch stehen kleine Schalen und eine große mit Erdnüssen. Soll ich dir welche holen?"-„Nein nicht nötig, deine Schmecken ganz gut aber danke". War er mit mir am Flirten? Wir waren verwandt, warum sah er mich so an und warum gab er mir das Gefühl als würde er wirklich mit mir flirten? Sein Lächeln war schon sehr verlockend aber... Nein, da gab es eine Grenze. Die Grenze machte auch Marco genau in dem Moment ganz klar, denn er war schon wieder in einer Nahaufnahme zu sehen und nun war mir das Fußballspiel noch unangenehmer. „Hast du es dir überlegt wegen morgen?" flüstere es ganz nah an meinem Ohr und ich zuckte leicht zusammen. „Was sollte ich mir überlegen?"-„Ob du mitkommst"-„ich hatte doch schon zugesagt?" verwirrt sah ich ihn an, weil auch sonst gerade nichts Interessantes auf dem Bildschirm zu sehen war auf Grund von Halbzeitpause. „Hätte ja sein können das du es dir nochmal überlegst" verlegen lächelte mich Alex an und hatte wohl wirklich angenommen ich würde absagen. „Nee, ich komm mit. War so ausgemacht. Kommt deine Freundin auch mit?" Warum ich das fragte? Einfach um mich besser zu fühlen. „Freundin? Ich hab keine Freundin aber zwei Freunde kommen noch mit. Die sind aus meiner Mannschaft"-„drei Männer mit mir allein?" Die Verunsicherung, die es in mir auslöste, dass er Single war, schluckte ich schnell runter. „Nein, du bist nicht allein. Daniel hat auch eine Freundin, dann ist sie nicht so allein. Ich schätze ihr werdet euch verstehen"-„ach ich soll also mit damit sie sich nicht langweilt?" ich nahm es nicht krumm wenn es so wäre, ich war ja schon dankbar über den Zufall der sich da für mich auftat. „So war das nicht gemeint" verteidigte sich Alex direkt und Chantal kam angeschlichen. „Was tuschelt ihr eigentlich hier unten?"-„Geht dich nichts an" er mochte seine Schwester wohl wirklich nicht, denn es war in einem sehr scharfen Ton. „Jetzt stell dich nicht so an, ich bin schließlich deine Schwester"-„genau darum musst du nicht alles wissen!" sie ließ die Augen rollen und machte sich auf den Weg zurück auf das Sofa. „Wir gehen morgen Abend ins Home" erzählte Alex dann doch und es berauschte mich kein bisschen. Eingeschnappt ließ Chantal auch schon hörbar die Luft in die Lunge und wieder raus. „Ins Hooome? Mit ihhhr?"-„Ja mit Chrissy" er hatte ein breites Siegergrinsen im Gesicht und irgendwie steckte mich das dann doch auch an. Chantal dagegen fand es überhaupt keine coole Sache, sprang wieder auf und stampfte wie ein kleines Kind davon und wir sahen sie den ganzen Abend nicht mehr. Meine Erdnüsse sah ich auch nicht mehr, denn Alex hatte es geschafft die kleine Schale schon fast auszulecken. „Du machst voll" sagte ich im Kommandoton und hielt ihm die Schüssel unter die Nase. „Beeil dich aber, das Spiel geht weiter. Glaube ich", ich war mir nicht sicher ob ich recht hatte und Alex schmunzelte nur „so lang brauch ich nicht. Da kann ich locker noch eine rauchen gehen". Er stand auch auf und ging in den Flur um sich seine Jacke über zu ziehen. Aufmerksam beobachtete ich ihn und er sah noch einmal ins Wohnzimmer und nickte mir zu. Schnell stand ich auf und eilte ihm hinterher.

A little Dream of you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt