Kapitel 12

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Der Strick schlängelt sich durch meine Hände, am Ende eine Schlaufe. Das andere Ende binde ich an einen Holzbalken in meinem Zimmer und die Schlaufe baumelt einen Meter über meinem Kopf. Ein Stuhl unter meinen Füßen vergrößert mich nun. Die Schlaufe liegt fest um meinen Hals nachdem ich sie fest gezogen habe. Mein Herzschlag verschnellert sich bei dem Gedanken den Stuhl weg zustoßen. Die Bewegungen die nun folge fühlen sich wie in Zeitlupe an. Ich ziehe den Strick noch ein Stück fester, lasse meine Arme baummeln und stoße dann den Stuhl weg. Mir schnürt sich die Kehle zu, ich bekomme keine Luft. Mein Blick wirkt verschwommen, bis es in ein Schwarz übergeht.

Schweißgebadet erwache ich aus meinem Traum. Auch wenn ich nichts gegen solche Träume habe, machen sie mir trotzdem Angst.

Mein Wecker auf dem Nachtisch sagt mir das es schon 8pm ist, ich hab ungefähr 9Stunden geschlafen. Ich reibe mir die Augen und stehe auf. Ich gehe in den Flur rüber zur Treppe. Ich nehme die Stufen mit kleinen tippel Schritten nach unten. Ich verfolge die Stimmen die ich aus dem Wohnzimmer wahr nehme.

"Mum! Warum glaubst du mir denn nicht? Wieso sollte ich dir sowas nur zum Spaß erzählen?" Eine kurze Pause folgt, bis meine Mutter zu einem Satz ansetzt.

"Ich weiß auch nicht warum du dir so etwas ausdenkt." sagt meine Mutter zu Andy und erhebt sich von der Couch.

Immer noch total müde stehe ich im Türrahmen. Meine Mutter schaut mich kurz an und zwingt ein Lächeln auf ihr Lippen, als würde sie etwas zu tiefst verletzen. Sie greift nach ihrer Tasche und verlässt das Haus.

"Wo geht sie hin?"

"Sie wollte noch eine Freundin besuchen."

Ich nicke und gehe zur Couch auf der Andy sitzt und stelle mich vor ihn.

"Über was hast du mit Mama geredet?" frage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Andy schüttelt mit dem Kopf, steht auf und verlässt schnell das Zimmer. Warum will er mir das nicht sagen?

"Andy! Bitte sag es mir!" schreie ich ihm hinter her. Ich höre die Stufen der Treppe knarren, und weiß das mein Bruder zur Treppe rauf ist.

Ein wenig frustriert schlendere ich durch das Haus. Ich stelle mich vor eine Wand und betrachte die Bilder die die Wand schmücken. Plötzlich fahre ich zusammen, als ich eine Berührung an meinem Bein spühre. Mein Blick schnellt nach unten auf den Boden wo ich meinen Hund neben mir sehe.

Ich habe Shorty schon seit Tagen nicht gesehen. Wo er sich wohl rum getrieben hat?

Seine Augen schauen mich bettelnt an. Ich schnappe mir die Leine und machen den Pitbull daran fest. Mit meinem Hund verlasse ich das Haus und spaziere die Straße entlang.

Der frische Wind umspielt meine nackten Beiden, denn ich habe nur eine kurze Stoffhose an. Ich werfe mir die Kaputze meines Pullis über den Kopf und setze meinen Weg fort. Meine Füße wanderen im Tackt zum Lied, was über die Kopfhörer in meine Ohren gelangt mit.

Guns and Horses. Ich summe leise zu dem Lied von Ellie Goulding mit.

Ich beobachte ganz genau die Bewegung von Shorty. Ich habe ihn jetzt seit einem Jahr, ich habe ihn letztes Jahr von meiner Oma zum Geburtstag bekommen, damit ich nicht mehr so allein bin. Shorty bedeutet mir noch einmal ein Stück mehr nachdem meine Oma gestorben ist. Ich habe Tage lang geweint, und Shorty war immer bei mir.

***

Nur noch einige Schritte vorwährts und ich bin zu Hause. Schon von Außen nehme ich Schrei wahr. Was ist denn immer bei uns los?

"Andrew David Cole!"

Nur selten höre ich meine Eltern Andy's vollen Namen sagen, nur wenn er Mist gebaut hat oder dabei ist welchen zu bauen.

It's ok not to be ok [ Liam Payne au ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt