Vierzehnter Mai, 13:58 Uhr»Was ist denn los, Harry? Bin ich dir zu schnell?«, rief die Sportkanone auf schwarzen Absatzschuhen belustigt, während ich mir meinen rechten Arm vor das Gesicht hielt, um in dem starken Regen noch etwas erkennen zu können.
Als wäre mein männliches Ego nicht so schon angekratzt genug, konnte ich jetzt noch nicht mal mit einem Mädchen auf gefährlichen Knöchelbrechern mithalten.
»Ich bevorzuge es, den Dingen, die mir im Weg stehen, auszuweichen und nicht über sie zu springen!«, schrie ich ihr durch den starken Schauer zu, was die Angesprochen zum Lachen animierte, bevor diese provokant über einen Müllsack sprang, der mitten auf der Straße stand.
»Na komm schon, Harry. Wenn du weiter so rumtrödelst, dann wirst du noch klatschnass.«
Als ob ich das ohnehin nicht schon wäre. Ich glaube, es wäre eine Kunst bei so einem Wetter ohne Regenschirm oder Kapuze trocken zu bleiben.
Ganz der Gentleman hatte ich Catlyn auch angeboten, meine Jacke zu bekommen, damit sie sich diese über den Kopf halten konnte, um trocken zu bleiben, doch war ich noch nicht mal verwundert, als sie »Nein« gesagt hatte. Immerhin wollte sie »den Regen genießen«.
Ich musste gestehen, dass ich ziemlich neugierig war, wo das Mädchen mich hinführen würde.
Sie strahlte schon die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd und anscheinend musste das ein toller Ort sein, wenn sie so voller Vorfreude war.
»Verrätst du mir jetzt, wo wir hingehen?«
»Nö.«
Eine Ein-Wort-Antwort. Kurz und knapp.
»Du musst wirklich mal geduldiger werden, Harry. Wie sagte Shakespeare so schön: ›Wer aus dem Weizen einen Kuchen haben will, muss das Mahlen abwarten‹.«
»Ein schönes Zitat. Aber sag das nicht mir, sondern den Typen, die so laut gehupt haben, als du provokant über die Straße geschlichen bist.«
»Wenn Menschen nicht lernen wollen, dann muss man sie manchmal dazu zwingen«, lachte die Braunhaarige und hüpfte über die nassen Steine des Gehweges, auf dem sich schon vielerlei Pfützen gebildet hatten.
Doch statt ihnen auszuweichen, sprang sie mit einem Satz in diese, wie ein kleines Kind mit Gummistiefeln, wobei sie nur sommerliche Ballerinas mit kleinem Absatz trug, die dem Regen sicher nicht standhalten konnten.
»Manche Leute vergessen manchmal, dass im Leben nicht immer alles schnell, korrekt und akkurat ablaufen muss. Dass ein Leben ohne Überraschung furchtbar öde sein würde. Dass ein Leben mit genauen Plänen und vorhersehbaren Dingen total langweilig ist. Das wäre wie Kuchen ohne Geschmack. Oder ein Bild ohne Farbe«, sprach Catlyn. »Es gibt so viele Dinge, die viel wichtiger sind, als Erfolg, viel Geld oder überragende Leistungen. Ein langes, glückliches Leben mit den Menschen, die du liebst und den Dingen, die du liebst, ist alles, was man braucht.«
»Und was ist, wenn genau das das Ziel der Menschen ist? Das, was sie glücklich macht? Das, was sie machen wollen?«, fragte ich sie, während ich mit in den Hosentaschen vergrabenden Händen neben ihr her lief.
Ich selbst wollte als kleiner Junge ein erfolgreicher und berühmter Chirurg werden. Und im Augenblick fragte ich mich, ob ich dies wirklich habe machen wollen, weil ich den Menschen helfen wollte, oder doch nur, weil man als Arzt gut über die Runden kam und meine Eltern mir das eingeredet hatten.
»Du meinst, wenn Erfolg, viel Geld und so weiter das ist, was die Menschen sich erträumen?«
Ich nickte.
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Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles
Fanfiction~John Green sagte einmal, dass es mehrere Unendlichkeiten gebe und sie alle verschieden groß seien. Doch niemals hätte ich gedacht, dass ausgerechnet Catlyn Olivia Nevia Harper Mason die Person sein würde, die meiner Unendlichkeit zu wahrhaftiger He...