Zwanzigster Juni, 17:45 Uhr
In den letzten Tagen passierte nicht viel. Das Wetter wurde sommerlicher, der Eismann machte besseren Umsatz und fast alle Schulen in Deutschland hatten hitzefrei. Meine Zeit verbrachte ich hauptsächlich damit, mit den Jungs und Herr Mason Cat zu besuchen, welche noch immer auf dem Krankenhausgelände festsaß. Zwar durften wir mit ihr nach draußen gehen und einen kleinen Spaziergang durch den Krankenhauspark machen, aber mehr war nicht verhandelbar. Die Vorschriften waren in diesem Falle sehr strikt, vor allem, da bald ihre Operation anstand und sie sich vorher unbedingt schonen sollte.
Man merkte der Braunhaarigen jedoch von Tag zu Tag immer mehr an, wie eingeengt und unwohl sie sich fühlte. Cat war ein Mensch, der draußen herumrennen und neue Dinge erkunden wollte, so lange, wie sie noch die Möglichkeit dazu hatte. Sie wollte nicht die letzten Tage vor diesem wichtigen Termin nur im Bett liegen und ab und zu mal an der frischen Luft gewesen sein.
Doch so, wie ich ihre Gedankengänge verstehen konnte, so verstand ich auch den Standpunkt der Ärzte. Es war einfach viel zu gefährlich, mit ihr in die Innenstadt zu gehen, oder auch nur ein paar Straßen weiter. Wenn sie dort eine Herzattacke bekommen würde, dann ging es um Sekunden, in denen jede Hilfe zu spät kommen könnte. Bei ihrer letzten hatte sie unheimliches Glück gehabt und dieses wollten wir auch keinesfalls nochmal herausfordern. Und so entschieden wir, einfach das Beste aus dieser Situation herauszuholen und bemerkten, dass man auch in einem Krankenhauszimmer mit Fantasie viele Dinge erleben konnte.
Ich las ihr und den Jungs ab und zu ein paar selbstgeschriebene Geschichten vor, auch ein paar Kapitel von »Die Vergänglichkeit des Unendlichen«. Mittlerweile war ich bei diesem Roman so weit fortgeschritten, dass es eher ein Tagebuch war, anstatt ein wirkliches Buch. Ich schrieb jeden Abend ein paar Dinge auf, die mir an diesem Tag passiert waren, und wenn sie es wert waren, in diesem Werk verarbeitet zu werden, dann tippte ich noch ein Kapitel vor dem Schlafengehen.
Ich war selbst gespannt, worauf denn diese Geschichte hinauslief und wie sie enden würde. Ob es ein Happy-End geben wird, oder doch eher ein offenes Ende. Ob es traurig sein wird, ob es zufriedenstellend sein wird. Ob meine Geschichte überhaupt so interessant ist, dass potenzielle Leser sie bis zum Schluss verfolgen. Cat und die Jungs meinten zwar immer, dass es ihr absolutes Lieblingsbuch wäre, aber Freunde können bei solchen Dingen ja sowieso nicht objektiv bleiben.
Das Highlight der letzten Tage war jedoch nicht das Lesen meiner Werke, sondern die kleine Überraschungsparty, die Cat, Louis, Liam, Niall, Zayn, Lux und Herr Mason für mich in Cats Zimmer vorbereitet hatten. Meine Augen waren mir fast aus den Augenhöhlen gefallen, als ich die Girlande gesehen hatte, welche an der Wand hing. Oder die riesige mit Zuckerguss überzogene Torte. Oder die Geschenke, die sie mir gekauft hatten. Alle waren mir um den Hals gefallen und hatten mir gratuliert, mir gesagt, dass sie immer an mich geglaubt hatten und wie stolz sie waren. Herr Mason hatte mir durch mein Haar gewuschelt und Lux hatte mir eine ganze Reihe an selbstgemalten Bildern geschenkt. Sie alle hatten von Anfang an an mich geglaubt.
Und ich bemerkte, dass Familie nicht immer mit einem selbst verwandt sein muss. Familie sind die Leute, bei denen du dich Zuhause fühlst und die dir das Gefühl geben, angekommen zu sein.
~*~
»Oh man, Hazza! Ich verstehe dich wirklich nicht! Wieso lässt du dir denn so eine Gelegenheit entgehen?«, fragte meine Freundin entrüstet und verschränkte ihre Arme leicht zickig vor ihrer Brust.
Ich seufzte und dachte mir in diesem Augenblick, dass es wohl keine gute Idee war zu erwähnen, dass heute mein Abiball stattfand. Die feierliche Zeugnisvergabe und die Rede unserer Direktorin waren sowieso schon vorbei, und den richtigen Ball wollte ich mir auf keinen Fall antun. Für Cat, die solche Veranstaltungen liebte, natürlich komplett unverständlich.
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Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles
Fanfiction~John Green sagte einmal, dass es mehrere Unendlichkeiten gebe und sie alle verschieden groß seien. Doch niemals hätte ich gedacht, dass ausgerechnet Catlyn Olivia Nevia Harper Mason die Person sein würde, die meiner Unendlichkeit zu wahrhaftiger He...