~5. Schritt vorwärts~

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Siebzehnter Mai, 08:43 Uhr


Ich nahm Stimmen wahr, die echoartig meine Ohren erreichten und sich bis in mein Bewusstsein gekämpft hatten.

Eine Stimme, die mir vertraut vorkam und eine andere, die ich noch nie gehört hatte. Zwar konnte ich keine der beiden einer Person zuordnen, aber mit meinem immer mehr zurückkehrenden Bewusstsein, arbeiteten auch meine Sinne langsam wieder und ich konnte nach einer Weile die verschwommenen Umrisse des Raumes erkennen, in dem ich mich befand.

Wie gesagt: Umrisse.

Außer einem verwirrenden Durcheinander aus Lila- und Weißtönen, nahmen meine Augen nichts auf und ich blinzelte ein paar Mal, um mich an die starke Helligkeit zu gewöhnen, in der Hoffnung, auf diese Weise meine vollständige Sehfähigkeit wieder zu erlangen.

Ich setzte mich leicht auf und stützte mich mit meinen Oberarmen auf der weichen Unterlage - sehr wahrscheinlich eine Matratze - ab, bevor mir sogleich verdeutlicht wurde, was für eine bescheuerte Idee das gewesen war.

Ein starkes Ziehen suchte meine Kopfregion heim und ich drückte mit gequält zusammengekniffenen Augen meine Hand gegen die pochende Stelle an meiner Stirn.

Oh man, Harry. Jetzt musst du auch noch als überzeugter Antialkoholiker die Erfahrung eines morgendlichen Katers machen, oder was auch immer das hier gerade sein mochte. Jedenfalls fühlte ich mich wie ein Vollgedröhnter, der langsam sein volles Bewusstsein wiedererlangte und dem die Symptome seiner Drogensünde zu schaffen machten.

Hoffentlich würde das bald wieder vorübergehen, das war ja nicht zum Aushalten. Gerade empfand ich doch tatsächlich Mitleid für die Leute, die nach einer langen Nacht voller Neurotoxine aus ihrem Schlaf gerissen wurden. Aber auch nur für ein paar Sekunden, bis das Ziehen endlich verschwunden war und ich meine Augen langsam wieder öffnete.

Das Schließen einer Tür erklang, ehe die mir bekannte Stimme erneut mein Gehirn erreichte.

»Hazza? Du bist wach! Na endlich, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Geht es dir gut?«

Die drei menschenartigen Umrisse, die vor meinen Augen herumschwirrten, vereinigten sich zu einer einzelnen Person, bevor ich auch schon in ein braunes Augenpaar blicken konnte, das mich besorgt musterte.

»Cat ... «, verließ es noch immer leicht benommen meine Lippen, bevor ich meinen Blick durch das Zimmer gleiten ließ, jetzt, wo ich schon mal wieder die Möglichkeit dazu hatte.

Es war nicht schwer zu erraten, dass es sich hierbei um das Schlafzimmer von Cat handeln musste, da neben dem großen Himmelbett, auf dem ich es mir gerade gemütlich gemacht hatte, ein Nachtschrank und ein Bücherregal standen. Gegenüber dem Bett befand sich ein großer Kleiderschrank mit eingebautem Spiegel, in dem ich mein verschlafenes Gesicht und meine von der Nacht verwuschelten Haare betrachten konnte.

Wobei meine Haare eigentlich rund um die Uhr verwuschelt waren und Außenstehende, die nicht jeden Morgen mit angeborenen Locken kämpfen mussten, wahrscheinlich keinen Unterschied erkennen konnten.

Meine Haut war noch bleicher als sonst und obwohl ich bis eben geschlafen hatte, zierten dunkle Ringe die Unterseite meiner Augen. Ich sah krank aus und musste auch gestehen, dass ich mich alles andere als gut fühlte.

»Hazza? Ist alles in Ordnung? Geht es dir wieder besser?«, fragte die Braunhaarige erneut, die auf der Kante ihres Bettes saß und meine Hand sanft in ihre nahm. Sofort erfüllte mich wieder die angenehme Wärme des Mädchens.

»Es geht schon«, tat ich die Sache ab, damit sie sich beruhigte. »Was ist denn passiert? Und wie lange habe ich geschlafen?«

»Auf die erste Frage habe ich leider keine genaue Antwort. Ich habe dich völlig fertig auf dem Boden einer Straße hier ganz in der Nähe gefunden. Du hast schrecklich und ganz bitterlich geweint. Ich frage mich sowieso, wie du es bis hier hin geschafft hast, da es von deinem Haus aus, ein ganzes Stück zu laufen war. Jedenfalls bist du vor Erschöpfung zusammengebrochen und ich habe dich dann hier her gebracht. Das war gestern Nachmittag.«

Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt