Erster Juni, 15:35 Uhr
Da es erst Donnerstag war, musste ich bereits halb sieben Uhr morgens aufstehen, um meinen Unterricht besuchen zu können. Aufgrund meiner Müdigkeit war ich noch unmotivierter als sonst, aber da war ich ja auch selbst daran schuld. Die Idee meiner kleinen Nachtwanderung mit Cat war wohl angesichts meiner Schulzeiten, doch nicht so gut gewesen, aber das war es mir allemal wert. Vor lauter Glück und Erleichterung in meinem Inneren, hatte ich noch fast die gesamte Nacht wach neben ihr gelegen.
Der Gedanke, dass ich nur noch ein paar Tage die Lernanstalt besuchen musste, kam mir in den Sinn, als ich von der Schule aus sofort zum Krankenhaus lief.
Ein gewisses Gefühl von Melancholie ereilte mich bei diesem Gedanken schon, da ich zwölf Jahre damit verbracht hatte, zu lernen und die Schulbank zu drücken. Mittlerweile hatte ich mich einfach an das Gefühl gewöhnt, etwas Neues in der Schule zu erfahren. Meine Noten waren zwar miserabel, aber es gab keinen Tag, an dem ich mir nicht wenigstens ein wenig neues Wissen angeeignet hatte. Ich würde die Schule sicher schrecklich vermissen.
In vier Tagen würden wir auch endlich die Ergebnisse unserer Abiturprüfungen erhalten. Ich erwartete nicht allzu viel von meiner Note. Ich hoffte nur, dass ich bestanden hatte und dass das Angebot von Frau Köhler für die Ausbildung zum Floristen noch immer stand. Ich hatte entschieden, es anzunehmen. Zwar wurde man als Blumenhändler nicht reich oder konnte in Saus und Braus leben, aber das störte mich absolut nicht. Wie ich bereits gesagt hatte, ich brauchte keinen Luxus. Solange ich an meiner Arbeit Spaß fand und von netten und freundlichen Leuten umgeben war, gab ich mich mit meinem Beruf zufrieden.
Doch Niall und die Jungs hatten anscheinend andere Pläne für mich.
»Studiengang ›Kreatives Schreiben‹ an der Berliner Schreibhochschule für angehende Autoren«, las ich von der Broschüre ab, die mein blonder Freund mir stolz präsentierte. Die anderen blickten mich gespannt an und warteten auf eine Reaktion meinerseits.
»Ähm ... okay, klingt toll. Und warum zeigt ihr mir das?«, fragte ich sie, obwohl ich eigentlich wusste, worauf sie hinaus wollten. Jedoch glaubte ich nicht, dass ich eine Chance hatte dort aufgenommen zu werden, wenn man beachtete, wie streng und hart ihr Auswahlverfahren war.
Niall seufzte.
»Na was wohl? Wäre das nicht etwas für dich? Ich meine, du schreibst gerne und möchtest einmal Schriftsteller werden. Mit diesem Studium wirst du doch perfekt darauf vorbereitet.«
»Ja, außerdem spielt die Abiturnote bei dem Auswahlverfahren keine Rolle, sondern nur das Können. Du musst zwei Arbeiten einsenden: eine Kurzgeschichte und einen Text, der dreißig Seiten umfasst. Das bekommst du doch locker auf die Reihe«, teilte mir mein schwarzhaariger, schwuler Freund mit, während Cat, Louis und Liam ebenfalls vollkommen begeistert von dieser Idee waren.
»Ich finde das hört sich großartig an, Hazza.«
»Ja, außerdem hast du wirklich das Zeug dazu. Ich verstehe zwar nicht viel von Literatur, aber deine Kurzgeschichten und Gedichte haben wirklich Potenzial.«
»Außerdem muss man noch nicht perfekt sein. Alles Nötige lernt man auch im Studium. Dieses Auswahlverfahren dient nur dazu, um zu schauen, wer Schreibtalent mit sich bringt und wer nicht.«
»Ja, hast du auch gesehen, wie viele berühmte Autoren dort ihren Abschluss gemacht haben? Wenn du angenommen wirst, steht dir und deinem Traum nichts mehr im Weg. Du wirst zu den großen Autoren gehören, Harry«, tagträumerte Niall und brachte mich dazu, abwertend mit den Händen vor meinem Körper zu wedeln. Ich freute mich wirklich über ihren Enthusiasmus und ihr Vertrauen in meinen Fähigkeiten, aber ich hatte nicht vor mich dort zu bewerben. Natürlich wollte ich mein Buch veröffentlichen, aber auch eher als eine Art Hobbyautor. Ich plante nicht, damit die Millionen zu machen oder berühmt zu werden. Ich plante nicht, dass meine Geschichten jemals verfilmt werden. Ich plante nicht, dass überhaupt jemand für mein Geschriebenes Geld ausgab? Warum sollten sie auch?
DU LIEST GERADE
Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles
Fiksi Penggemar~John Green sagte einmal, dass es mehrere Unendlichkeiten gebe und sie alle verschieden groß seien. Doch niemals hätte ich gedacht, dass ausgerechnet Catlyn Olivia Nevia Harper Mason die Person sein würde, die meiner Unendlichkeit zu wahrhaftiger He...