~20. Schritt vorwärts~

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Vierundzwanzigster Mai, 02:34 Uhr


Ein müdes Grummeln verließ meine Kehle, als ich, noch komplett schlafgetrunken, meine Augen einen Spalt weit öffnete und den Besitzer der Hand betrachten wollte, die mich gerade aus meinem wohlverdienten Schlaf riss.

Zuerst erkannte ich im Dunkeln des Zimmers nur die Silhouette einer Person, doch nachdem ich ein paar Mal geblinzelt hatte, schaute ich sogleich in die dunklen Augen von Cat.

Die Braunhaarige saß auf der Kante ihrer ausgezogenen weißen Couch, die in ihrem Schlafzimmer stand und auf der ich jetzt schon einige Tage nächtigte, während sie ihren Blick auf ihren hellen Laminatboden gesenkt hielt, ihre Finger in das Material der Couch grub und nervös auf ihrer Unterlippe herumkaute.

Stirnrunzelnd setzte ich mich leicht auf und stützte mich mit den Oberarmen von der weichen Unterlage meiner Schlafstätte ab.

»Cat? Was ist denn los?«, fragte ich besorgt.

Sie lächelte, doch den traurigen Glanz in ihren Augen konnte man auch bei der spärlichen bis gar nicht vorhandenen Beleuchtung des Raumes erkennen, welche nur aus dem Licht des Mondes bestand, der durch die Lücken ihrer halb zugezogenen Jalousie schien.

Mir gefiel sie in diesem Moment überhaupt nicht. Ich liebte ihr Lächeln und wollte sie glücklich sehen. Ich wollte, dass es ihr gut ging. Doch im Moment wirkte sie so, als läge eine gewaltige Last auf ihren Schultern. Eine Last, die ich ihr wohl nicht so leicht werde abnehmen können.

»Tut mir Leid, dass ich dich wecke, aber irgendwie ... Ich weiß auch nicht. Ich brauche gerade einfach jemanden zum Reden.«

»Nein, nein. Ist schon okay.« Ich rückte ein wenig näher an die rechte Lehne, damit sich Cat zu mir legen konnte. Und das tat sie auch.

Doch hielt meine Freundin nicht, wie ich es geglaubt habe, einen gesunden Abstand von ein paar Zentimetern ein, sondern schlang ihre Arme um meinen Oberkörper und versteckte ihr Gesicht an meiner Brust.

Ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Wangen leicht rot färbten und mein Herzschlag sich beschleunigte, doch das störte mich in diesem Moment nicht.

Ich wollte für sie da sein. Und ich war für sie da.

Zärtlich schlang ich meine Arme um ihre zierliche Statur und drückte sie näher an mich, strich mit meinen Fingern über ihre freiliegende Schulter, runter zu ihrem Arm.

Sie lachte.

»Du hast wirklich noch nie mit einem Mädchen gekuschelt, oder Hazza?«

Ich musste grinsen.

»Merkt man das? Bin ich so schlecht?«, fragte ich gespielt deprimiert und erntete eine kleines Kichern ihrerseits.

»Ja. Nein«, antwortete sie auf meine Fragen und hob ihren Kopf leicht an, damit sie mir in die Augen schauen konnte. »Aber das macht nichts. Es ist doch nicht schlimm, wenn man in deinem Alter noch unerfahren ist. Du bist noch so jung und hast dein ganzes Leben vor dir. Man muss nichts überstürzen.«

»Du hörst dich wie meine Großmutter an. Oder so, als wärst du zwanzig bis dreißig Jahre älter als ich«, gab ich amüsiert von mir und erntete ein Grinsen der Braunhaarigen.

»Na ja, ich werde in ein paar Wochen schon neunzehn. Dann bin ich immerhin schon ein Jahr älter als du, es sei denn, du hast noch vor mir Geburtstag?«

Ich schüttelte mit dem Kopf.

»Nein, erst im Februar.«

»Oh, ein Winterkind«, lachte sie. »Die sollen angeblich kalte Hände, aber warme Herzen besitzen. Das mit den kalten Händen muss ich abstreiten, aber das warme Herz besitzt du auf jeden Fall.«

Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt