~22. Schritt vorwärts~

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Sechsundzwanzigster Mai, 04:19 Uhr


Lieber Jemand, der das hier gerade liest,

vorab sollte ich vielleicht sagen, dass ich selber keine Ahnung habe, welcher Sinn hinter diesem Brief steckt und ob er überhaupt einmal von anderen Augen, als den meinen, überflogen wird, aber ich habe entschieden, diese Zeilen dennoch zu verfassen.

Zum einen, weil mir Melissa in unserer ersten Sitzung einmal gesagt hatte, dass meine kreative Ader und mein Schreibhobby mir am besten helfen könnten, meine Krankheit und meine Vergangenheit zu bewältigen, und zum anderen, weil ich einfach jemandem meine Gedanken anvertrauen muss.

Cat schläft gerade in ihrem Bett und da es erst vier Uhr morgens ist, möchte ich sie nicht wecken. Sie sah am Tag zuvor sehr erschöpft aus und da gönne ich ihr diesen Schlaf.

Jedenfalls, möchte ich schnell loswerden (wobei ich mir sicher bin, dass dieser Brief alles andere als kurz werden wird), dass Melissa nur zur Hälfte mit ihrer Vermutung richtig liegt. Es stimmt, dass das Schreiben und das Lesen die Dinge in meinem Leben sind, die mir Kraft und Lebensfreude geben.

Es stimmt, dass sie mir in schweren Zeiten Trost spenden und ich auf diese Weise in der Lage bin, mit Sachen, die mich belasten, klar zu kommen und mich auch gleichzeitig mit ihnen auseinandersetze.

Doch bin ich mir sicher, dass das Lesen und das Schreiben nur einen kleinen Teil zu meiner Besserung beigetragen haben.

Die wichtigsten Schritte, die mich zu den Menschen gemacht haben, der ich jetzt bin, habe ich nämlich anderen Gründen zu verdanken. Lebenden Gründen.

Und zwar meinen Freunden.

Niall, Zayn, Louis, Liam und ganz besonders Cat, dank der ich diese wundervollen Menschen erst kennengelernt hatte.

Ich weiß noch immer nicht, warum Gott oder wer auch immer es plötzlich so gut mit mir gemeint hatte, aber ich hatte es mit ihrer Hilfe geschafft, wieder ich selbst, vor meiner Krankheit, zu sein.

Wenn du mich nicht kennen solltest (wobei ich dann nicht weiß, wie du an diesen Brief gekommen sein solltest), fragst du dich sicher, von welcher Krankheit ich hier gerade schreibe.

Bei diesem Wort denken bestimmt viele Menschen zuerst an eine körperliche Krankheit, wie einen Virus, einer tödlichen, wie Krebs, oder einer unheilbaren, wie AIDS.

Doch ich besitze nicht eine Krankheit solcher Art.

Ich war depressiv.

Vielleicht denkst du, lieber Leser, jetzt sofort an einen »Klischee-Depressiven«, der sich ritzt und ständig mit schwarzer Kleidung herumläuft, der typische Emo (wobei Emo kein Begriff für einen Menschen ist, sondern ein Musikstil. Klugscheißermodus Ende.)

Doch so sind wir nicht.

Es gibt viele von uns, die sich nichts antun, oder schwarz tragen, eine Farbe, die ja keinen so tollen Ruf hat und immer mit Schmerz, Tod und Trauer verbunden wird. Eine Farbe, die man heutzutage nicht einfach nur so tragen kann, ohne dass sofort mindestens eine Person denkt, man sei ein »Emo«.

Es gibt Leute, die brechen aus dem Bild aus, das viele Menschen von Depressiven besitzen. Die wie komplett »normale« Leute aussehen, ihren Schmerz durch ein Lächeln verstecken, oder Pop und die neuesten Charts hören, anstatt Metalcore. Ich schreibe mit Absicht von solchen Klischees, da ich in meiner Umgebung einfach viel zu viele Menschen sehe, die glauben, Schwarztragende oder einfach nur pessimistische Menschen seien sofort »Emos« oder psychisch krank.

Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt