~16. Schritt vorwärts~

833 61 53
                                    

       


Zweiundzwanzigster Mai, 16:32 Uhr


»Denn gerade in den dunklen, schweren Zeiten kann man am besten leuchten. Denn ohne Dunkelheit wäre dies nicht möglich. Ohne Dunkelheit würde das Leuchten nicht so herausstechen, wie es dies normalerweise tut. Da stimmen die Glühwürmchen mir sicher zu«, las Melissa die letzten Sätze meiner Therapiehausaufgabe vor, während ich auf der schwarzen Liege des Behandlungsraumes saß und bei ihrem überraschten Ausdruck das Grinsen nicht verkneifen konnte.

Ich selbst hätte vor ein paar Wochen selbst noch nicht gedacht, dass ich jemals solche positiven Worte aufschreiben würde.

Ich selbst war immer der Meinung gewesen, dass Unglück, Pech und Misserfolg ein Zeichen von Schwäche waren.

Ich selbst hatte daran geglaubt, dass sie unser Leben bestimmten und diese Dinge nicht ein temporärer, sondern ein langanhaltender Prozess wären. Dass, wenn man einmal in diesem Kreislauf steckte, niemals mehr herauskam und dazu verdammt war, bis ans Ende seines Lebens unglücklich zu sein. In diesem Kreislauf, der aus Pech, Versagen, Verzweiflung und Depressionen bestand.

Es war nur natürlich, dass jeder einmal in solch einen Kreislauf kommen würde, weil nie alles nach Plan läuft und Menschen niemals fehlerfrei und perfekt ablaufen werden, doch sollte man die letzten beiden Glieder gegen zwei andere Emotionen austauschen: dem Akzeptieren, dass man manche Situationen einfach nicht ändern kann, und dem Hoffen, dass man es nächstes Mal besser machte.

Denn diese beiden Komponenten sind wichtige Bestandteile des - wie ich es nannte -Kreislauf des Glücklich sein.

Aufgeben ist einfach, das konnte jeder, aber das, was wirkliche Stärke zeigte, war das Weitermachen.

Wie viele berühmte Persönlichkeiten waren schon am Boden gewesen, hatten trotzdem weitergemacht und es letztendlich doch geschafft, ihren Traum zu erfüllen?

Was wäre gewesen, wenn Christopher Gardener nicht die Ambitionen gehabt hätte, für sich und seinen Sohn eine bessere Zukunft zu gestalten und weiterhin in Obdachlosenheimen gelebt hätte, ohne sein Ziel zu verfolgen? Er wäre sicher kein Millionär geworden und könnte heutzutage nicht zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen unterstützten.

Oder was wäre gewesen, wenn Joanne Rowling nicht ihren Traum als Autor verfolgt und ihre Harry Potter Bücher geschrieben hätte? Sie hätte niemals eine gesamte Generation zum Lesen gebracht und Kinder mit ihren Romanen erfreut. Und sie wäre nicht eine der bedeutsamsten Autorinnen unserer Zeit geworden.

Diese beiden Menschen schlugen verschiedene Wege ein und dennoch haben sie so vieles gemeinsam: Sie kämpften für ihre Träume, ließen nicht zu, dass sie sie aus den Augen verloren, und hatten sie sich von niemandem ausreden lassen.

Sie wussten was sie wollten und hatten es letztendlich auch bekommen. Und sie gaben anderen Menschen Hoffnung und zeigten deutlich, dass man alles erreichen konnte, wenn man sich anstrengte und sich auf sein Ziel konzentrierte.

Diese beiden Menschen können zwar nicht durch die Lüfte gleiten oder tonnenschwere Steine emporheben, aber dennoch sind sie für mich wahre Helden. Genauso wie Nelson Mandela und Mahatma Gandhi, die gegen die Rassentrennung und für die Gleichberechtigung der Nationen kämpften. Die, welche unserer Menschheit so viel Gutes geleistet hatten.

Doch muss man nicht sofort Millionär werden oder sich als Freiheitskämpfer engagieren, um Großes leisten zu können.

Auch kleine, ganz alltägliche Nettigkeiten sind in der Lage, gigantische Wirkungen zu vollbringen.

Ein einziges Lächeln könnte einen Menschen sofort viel freudiger stimmen und ihn seine Probleme für eine winzige Sekunde vergessen lassen.

Nette Worte zu den Eltern, ein kleines »Danke« für ihre Mühen und eine herzliche Umarmung sind für sie tausendmal wertvoller, als eine Eins plus im Mathetest. Freunde freuen sich darüber, wenn man ihnen sagt wie wichtig sie einem sind und wie froh man ist sie zu haben, obwohl man das mittlerweile schon als Selbstverständlichkeit ansieht. Sie freuen sich, wenn man sie einfach einmal herzlich umarmt und ihnen sagt, dass man sie furchtbar lieb hat.

Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt