Achtzehnter Mai, 07:20 Uhr
Das Gemurmel der wenigen Schüler, die auf dem Schulhof standen und ihren Freunden von ihrem gestrigen Nachmittag erzählten, dröhnte in meinen Ohren, als ich über den grünen Rasen auf die Holzbänke zusteuerte, die früh am Morgen so gut wie nie besetzt waren, weil die meisten Schüler erst fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn erschienen.
Weil mein Schulweg von Cats Haus aus nur zehn Minuten dauerte, da Herr Mason mich mit seinem Auto hergefahren hatte, müsste ich eigentlich auch nicht so früh dran sein, aber ich las gerne noch ein paar Minuten und ließ mich in die spannende Welt der Bücher ziehen, bevor ich wieder den langweiligen Alltag eines Gymnasiasten ertragen musste.
Der einzige Lichtblick an diesem Tag waren der Deutsch- und der Englischunterricht, da wir dort gerade Kurzgeschichten analysierten, was nach den Abiturprüfungen zwar komplett unnötig war, mir aber immerhin Spaß machte.
Auch wenn mir da nicht jeder meiner Mitschüler zustimmen konnte. Aber wer schon alleine bei dem Wort »Buch« Ausschlag bekam, den konnte man sowieso für solche Aufgaben nicht mehr begeistern.
Ich persönlich fand es umso interessanter, die rhetorischen Mittel und deren Wirkung verschiedener Werke zu untersuchen und mir gleichzeitig zusammen zu reimen, was der Autor damit bei den Lesern für Emotionen auslösen wollte, da ich ja selbst unheimlich gerne Geschichten schrieb und mir diese Übungen bei dem Ausbau meines Schreibstils und meiner Ausdrucksweise halfen. Denn wie konnte man denn besser das Schreiben lernen, als durch das Lesen von berühmten Werken von noch berühmteren Autoren?
Zwar kam ich noch keinesfalls an meine Idole heran, aber es war ja auch mehr ein Hobby meinerseits, in dem ich jetzt nicht gezwungenermaßen, in kürzester Zeit, ausgesprochen gut werden musste.
Ich hatte sowieso aufgegeben, ein berühmter Autor zu werden, was nicht nur den Grund hatte, dass ich mich zu schlecht dafür hielt.
Die Angst, die Freude am Schreiben zu verlieren, weil ich dies für mein tägliches Brot machen musste, war viel zu groß.
Mal abgesehen davon, dass ich absolut keine Ahnung hatte, worüber ich überhaupt schreiben sollte.
Kurzgeschichten fielen mir leicht, da diese ein offenes Ende haben durften, eine wenig komplexe oder ausschweifende Storyline besaßen und man sich nur auf einen oder vielleicht zwei Charaktere konzentrieren musste.
Bei einem Roman sah das schon ganz anders aus. Es gab so viele Dinge, auf die ein Schriftsteller achten musste:
Jeder Charakter muss genau durchdacht, logisch strukturiert und auf seine Art und Weise einzigartig sein. Er muss authentisch herüberkommen und seine Handlungen müssen spätestens am Ende des Buches nachvollziehbar sein.
Außerdem muss der Protagonist den Lesern sympathisch werden, aber dennoch nicht zu perfekt sein und seine persönlichen Macken besitzen.
Mal abgesehen davon, dass die Storyline keine Logikfehler aufweisen darf, die Umgebung bildhaft beschrieben werden muss, damit der Leser in diese Welt eintauchen und sich komplett gehen lassen kann, und die Handlungsstränge miteinander in Zusammenhang stehen müssen, braucht ein Autor auch eine gute Ausdrucksweise und muss fast perfekte Rechtschreibungs- und Grammatikkenntnisse besitzen.
Wenn ich so genau darüber nachdachte, war der Beruf als Autor wirklich ziemlich hart und jeder, der sich »Autor« nennen durfte, konnte wirklich stolz auf sich sein.
Immerhin waren sie Menschen, die neben den ganzen Qualifikationen, die ich eben genannt hatte, auch noch die Fähigkeiten besaßen, Leute zu unterhalten, neue Welten zu erschaffen und jungen Menschen etwas beizubringen, auch wenn es gar nicht ihre Absicht war, etwas aus diesem Buch zu lernen.
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Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles
أدب الهواة~John Green sagte einmal, dass es mehrere Unendlichkeiten gebe und sie alle verschieden groß seien. Doch niemals hätte ich gedacht, dass ausgerechnet Catlyn Olivia Nevia Harper Mason die Person sein würde, die meiner Unendlichkeit zu wahrhaftiger He...