~28. Schritt vorwärts~

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Einunddreißigster Mai, 18:00 Uhr


»Die Vergänglichkeit des Unendlichen«, las Niall laut von dem Blatt Papier vor, welches ich ihm stolz vor die Nase hielt.

Liam, Zayn und Louis, die hinter dem Blonden auf der Kante von Cats Krankenbett saßen, reckten ihre Köpfe über Nialls Schultern, um ebenfalls den erst zehn Minuten alten Titel meines Romans lesen zu können.

»Ja, mir kam irgendwie die Eingebung dafür. Findet ihr ihn gut?«, fragte ich und blickte sie neugierig an. Natürlich war mir ihre Meinung zu diesem Thema verdammt wichtig. Ich wusste, dass sie immer ehrlich zu mir sein und es sofort sagen würden, wenn sie etwas störte oder sie den Titel komplett schachsinnig fanden.

Cat jedenfalls fand ihn wahnsinnig toll. Ihre Augen hatten geglitzert und ein strahlendes Lächeln hatte sich auf ihrem Gesicht gebildet, als diese vier Worte in unserer kleinen Baumhöhle komplett zusammenhangslos aus meinem Mund gedriftet waren. Sie hatte jedoch sofort verstanden, dass sie den Namen meines Buches bildeten, war begeistert aufgesprungen und hatte mehrmals betont, wie passend er doch ist.

Louis setzte eine nachdenkliche Miene auf, schürzte seine Lippen und betrachtete kritisch die dicken, vorerst mit Bleistift geschriebenen Buchstaben auf dem Linienpapier.

»Er ist sehr tiefgründig und lässt viel Interpretationsspielraum zu. Der Leser kann sich vielleicht am Anfang noch nicht vorstellen, wohin genau das Buch führen wird und die Tatsache, dass es sich um ein Paradoxon handelt, könnte manche Menschen echt neugierig machen«, erklärte Louis mit gespielt professionellem Ton und tat so, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als Buchtitel zu bewerten und zu prüfen. Ich war in diesem Moment mehr als überrascht, dass er Worte wie »Paradoxon« kannte. Ohne das jetzt in irgendeiner Weise böse zu meinen. Die Jungs waren allesamt normalerweise extrem interpretationsfaul und wirkten nicht so, als würden sie sich sonderlich stark für rhetorische Mittel interessieren.

»Ich finde es klingt wie der Name einer kitschigen Romance-Drama-Fanfiktion, die ein durchgeknalltes Fangirl schreibt, weil sie so verrückt nach einem Mitglied einer berühmten Boyband ist.«

Ich blinzelte, aufgrund von Zayns Vergleich, ein wenig verwirrt.

»Und ist das jetzt gut oder schlecht?«

»Oh nein, verstehe mich nicht falsch, Harry. Das ist sehr gut. Ich liebe Fanfiktions, vor allem wenn sie über schnucklige, heiße Typen handeln, die dir schön mit Schmackes den Hintern versohlen«, verbesserte er sich schnell und grinste mich dreckig an. Leicht überfordert ließ ich seinen Kommentar so stehen und wartete, bis er weitersprach. »Und ich finde die Tatsache, dass man sich darunter nicht viel vorstellen kann, sogar ausgesprochen gut. So wird man doch neugierig, was hinter dem Titel steckt. Außerdem wirken Bücher, die einen tiefgründigen Namen tragen, sofort viel professioneller. Das zeigt doch, dass der Autor sich selbst mit seinem Werk richtig befasst und sich Gedanken darüber gemacht hat.«

»Ich finde ihn auch super! Das Buch würde ich sofort lesen, wenn Lesen eines meiner Hobbys wäre«, äußerte sich Liam und die anderen drei Jungs stimmten ihm nickend zu.

Ich lächelte sie dankend an und auch Cat schien sich zu freuen, dass die Jungs ebenso wie wir der Meinung waren, dass der Titel perfekt passte.
Für Cat und mich stellte diese Auswahl nämlich eine wichtige Entscheidung dar. Wir beide waren, was den Kauf von Büchern anging, nämlich totale Titelopfer. Wir kauften Bücher, wenn uns der Name dessen gefiel, oder wir damit etwas anfangen konnten. Wir mit ihm eine schöne Erinnerung verbanden oder er unserer Meinung nach schlichtweg einfach schön klang. Natürlich spielten Cover und Klappentext eine ganz kleine Nebenrolle, aber dennoch waren sie für uns nicht von großer Bedeutung. Und da waren wir noch nicht mal die Einzigen.

Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt