~7. Schritt vorwärts~

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Siebzehnter Mai, 09:56 Uhr


Das Licht der Sonne schien durch die Löcher der Baumkronen der nah aneinandergereihten Bäume am Rand des sandigen Weges, den ich mit dem Auto von Cats Vater entlangfuhr.

Das angenehme Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Laubblätter im Wind hallten durch das offene Autofenster, durch das Cat ihren Kopf hindurchgesteckt hatte und es genoss, wie der Wind durch ihre langen, braunen Haare wehte.

Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich das Mädchen und konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

Ihre braunen Strähnen wurden in ihr blasses Gesicht geweht, wie an dem Tag, als ich sie das erste Mal gesehen hatte. Sie ließ ihren Blick gen Himmel gleiten, während das sanfte Licht der Sonne ihr schönes Gesicht erhellte, bevor die Schatten der Bäume dieses wieder verdunkelten.

Wie in Trance starrte die Braunhaarige in das Himmelsdach und beobachtete die flauschigen, weißen Wolken, die über unseren Köpfen entlangwanderten und die man nur spärlich durch die Löcher zwischen den vielen, grünen Blättern erkennen konnte.

Mein Lächeln wurde breiter, als ich erkannte, wie sich ihre Mundwinkel ebenfalls nach oben verzogen und sie ihre Hand verträumt nach oben streckte, als wolle sie die Wolken mit ihren Fingerspitzen berühren.

»Würdest du dir auch manchmal wünschen, einfach nur mit den Wolken davonzufliegen und all deine Sorgen und Probleme auf der Erde zurückzulassen, Hazza? Wünscht du dir manchmal auch, einfach nur schwerelos und frei zu sein, frei von all den schlimmen Dingen, die uns Menschen widerfahren können?«, fragte sie mich, wandte ihren Blick jedoch nicht vom Firmament.

Obwohl ich mich als Fahrer besser auf den Weg konzentrieren sollte, wandte ich meinen Blick von der (sowieso geraden) Fahrbahn und musterte meine Freundin genauer.

Sie strahlte in diesem Moment eine Melancholie aus, die ich so bei noch keinem Menschen gesehen hatte. Sehnsucht lag in ihren Augen. Sehnsucht und ein innerlicher Schmerz. Seelenschmerz. Ein trauriger Schleier, der um ihre schönen braunen Augen lag, und sofort ein unangenehmes Stechen in meinem Herzen verursachte.

Ich wollte nicht, dass Cat unglücklich war. Ich wollte sie fröhlich, glücklich und vollends zufrieden sehen.

Gerade Menschen wie sie, die so viel Nächstenliebe und eine gute Seele in sich trugen, hatten es verdient, glücklich zu werden.

Bevor ich jedoch etwas darauf erwidern konnte, in der Hoffnung, mit meinen tröstenden Worten, die ich mir in meinem Kopf zurecht gelegt hatte, etwas in ihrem Inneren zu bewirken, wandte sie ihren Blick von dem Punkt, auf den sie die ganze Zeit über gestarrt hatte, und besaß wieder dieses überglückliche Funkeln in ihren Augen, als wären die schlimmen Gedanken, die eben noch ihren Kopf heimgesucht hatten, nun vollends verschwunden.

Ich atmete erleichtert aus.

»Wir sind ja gleich da!«, bemerkte sie und lehnten sich noch weiter aus dem geöffneten Fenster, sodass ich kurzzeitig Angst hatte, dass sie nach draußen fallen könnte. Ich fuhr zwar nur fünfzehn Kilometer pro Stunde, da ich noch etwas unsicher am Lenkrad war und sie hatte den Sicherheitsgurt angelegt, aber man wusste ja nie.

»Du musst nur den Weg weiter geradeaus aus dem Wald fahren. Dann wirst du schon genau sehen, wohin wir wollen«, sagte sie.

Ich nickte und tat wie geheißen. Meine Neugier stieg mit jeder Sekunde, je näher wir dem Ende des Waldes kamen, an dem uns schon das helle Licht der Sonne begrüßen sollte.

Mein Herz klopfte wie verrückt in meiner Brust und kurz hatte ich Angst, dass sie es hören und meine Aufregung bemerken könnte. Doch Cat konzentrierte sich nur auf diesen einen Fleck am Horizont, auf den wir in spärlicher Geschwindigkeit zurasten.

Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt