Siebzehnter Mai, 09:20 Uhr»Möchtest du noch etwas Tee, Harry? Der Earl Grey ist wirklich hervorragend«, fragte mich Herr Mason mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, während ich nur stumm nickte und erneut von dem Muffin abbiss, der vor mir auf meinem Porzellanteller lag.
Ich wusste nicht, worüber ich verwunderter sein sollte. Über die Tatsache, dass so ein netter und höflicher Mensch wie Herr Mason, einen solch angsteinflößenden Blick drauf hatte, oder doch eher darüber, dass er Cats Exfreund in den zwei Jahren ihrer Beziehung nicht einmal zu Gesicht bekommen und mich deswegen mit ihm verwechselt hatte.
Glücklicherweise, musste ich dazusagen. Ich wollte nicht wissen, was er mit mir angestellt hätte, wenn Cat nicht so freundlich gewesen wäre, das Missverständnis aufzuklären und ihm zu sagen, dass ich nicht der Mistkerl war, der sie beklaut und betrogen hatte. Eine schaurige Vorstellung, an die ich keine weitere Sekunde denken wollte.
Ich ließ meine grünen Augen von der dunklen Flüssigkeit in meiner dampfenden Tasse gleiten, die vor ein paar Sekunden von Cats Vater eingegossen wurde, und blickte lieber wieder auf den wunderschönen Garten, der sich vor mir erstreckte.
Cat, ihr Vater und ich saßen gerade auf der Terrasse ihres Hauses, die durch eine Glastür von dem Wohnzimmer getrennt wurde, und genossen den schönen Sonnenschein, den angenehmen Wind und den babyblauen Himmel, der sich über unsere Köpfe erstreckte.
Die kunterbunten Blumen und das angenehme Plätschern des Vogelbades, in dem es sich ein paar Spatzen gemütlich gemacht hatten und uns mit ihren Liedern erfüllten, gaben dem ganzen Bild noch einen harmonischen Touch und ließen mich entspannt ausatmen.
Ich mochte den Garten. Er war vielleicht groß, grün und gut gepflegt, sah aber keinesfalls protzig oder übertrieben aus, wie es in manchen Gartenmagazinen der Fall war. Hier konnte man sich wirklich wohlfühlen und musste keine Angst davor haben, den perfekten, englischen, auf den Millimeter genau gemähten Rasen zu zerstören.
Wobei Cat und ihr Vater sowieso nicht so wirkten, als würden sie sich sonderlich für das Wohlbefinden der grünen, grasigen Fläche interessieren.
»Harry hat gerade ein bisschen Stress zu Hause und weiß nicht wohin. Kann er vielleicht bei uns bleiben, Daddy?«, fragte Cat mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen und einem aufgesetzten, über die Jahre perfektionierten Hundeblick.
Bei Letzteres würde wohl jeder schwach werden und es hätte mich doch sehr gewundert, wenn ihr Vater immun gegen diese wirksame Technik gewesen wäre.
»Natürlich. Jeder Freund von meiner kleinen Kitty ist auch ein Freund von mir. Du kannst solange bleiben, wie du willst.«
»Vielen Dank, Herr Mason. Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen«, sprach ich zum älteren Mann und ließ die Mundwinkel leicht nach oben gleiten. Meine unendliche Erleichterung, die ich hinter dem Lächeln zu verstecken versuchte, konnte man wahrscheinlich trotzdem erkennen.
Ich hätte sowieso keine Ahnung gehabt, wohin ich gegangen wäre, wenn er abgelehnt hätte.
»Dennoch sollte ich deinen Eltern erklären, dass du derzeit bei mir lebst. Du bist zwar volljährig, aber sie machen sich sicher Sorgen um dich. Gib mir einfach deine Haustelefonnummer, ich regele das dann schon.«
Ich nickte, auch wenn ich nicht wollte, dass mein Vater wusste, wo ich mich befand.
Zu groß war die Angst, dass er hier her kam und mich wieder nach Hause brachte. Ich mochte Herr Mason und natürlich mochte ich auch Cat, denn diese beiden Menschen behandelten mich gut und ich fühlte mich wohl bei ihnen. Ich hatte seit unendlich vielen Jahren endlich wieder das Gefühl, irgendwo erwünscht zu sein. Das Gefühl, dass ich nicht nur ein Klotz am Bein, sondern ein wahrhaftiger erwünschter Gast war.

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Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles
Fanfiction~John Green sagte einmal, dass es mehrere Unendlichkeiten gebe und sie alle verschieden groß seien. Doch niemals hätte ich gedacht, dass ausgerechnet Catlyn Olivia Nevia Harper Mason die Person sein würde, die meiner Unendlichkeit zu wahrhaftiger He...