Die Vergänglichkeit des Unendlichen II Harry Styles

~14. Schritt vorwärts~

       

Einundzwanzigster Mai, 12:38 Uhr

Habt ihr euch schon mal gefragt, wie viele Zufälle der Tag eigentlich mit sich bringt? Dass manche kleinen, noch so unscheinbaren Dinge, etwas Großes auslösen können?

Man trifft am Tag etliche Menschen, geht an ihnen vorbei, tauscht vielleicht für einige Sekunden einen Blick mit ihnen aus und geht weiter, lebt seinen Alltag und vergisst das Gesicht innerhalb kurzer Zeit.

Verständlich, immerhin besitzt Deutschland mehrere Millionen Einwohner. Doch trotzdem gibt es den Zufall, dass sich genau zwei unter dieser großen Anzahl von Personen treffen, die die selben Interessen teilen, die gleiche Weltansicht besitzen, oder einfach auf einer Wellenlänge sind.

Man trifft Leute auf der Straße, die vielleicht deine besten Freunde werden könnten, deine große Liebe, die zukünftige Mutter deiner Kinder. Ich weiß, ich übertreibe und tagträume ein bisschen, aber besitzen diese vielleicht unrealistischen Gedanken nicht etwas Schönes und Tragisches zugleich an sich?

Wie schön es ist, dass man fremde Leute einfach auf der Straße treffen kann, mit denen man sich versteht und die in zukünftigen schweren Zeiten für einen da sein werden, jedoch wie traurig, wenn man dies nicht bemerkt, oder der Sache noch nicht mal eine Chance gibt. Wenn man einfach aneinander vorbei läuft, ohne dem anderen auch nur eine Minute Beachtung zu schenken und vielleicht eine wunderbare Zeit verpasst. Wenn man nicht mehr als einen kurzen Blick austauscht, seine verschlossene Miene aufrecht erhält und einfach weitergeht. Die Blicke starr nach vorne gerichtet, während die Erinnerungen an den eben Erblickten schon wieder verblassen.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich Cat vielleicht niemals getroffen hätte, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Für nichts auf der Welt würde ich die Erinnerungen hergeben, die wir beide miteinander teilen. Für nichts auf der Welt würde ich dieses süße, übertrieben fröhliche und unglaubliche Mädchen wieder gehen lassen. Für nichts, nicht für Geld, nicht für Ruhm, nicht für Erfolg oder Anerkennung. Denn Cat ist für mich tausendmal wertvoller, als all diese Dinge, die scheinbar Glück und Zufriedenheit geben sollen. Cat ist so viel mehr, als nur ein gewöhnlicher Mensch, der austauschbar ist. Sie ist alles für mich.

Und auch wenn ich weiß, dass es irgendwann mit uns vorbei sein wird, dass unser Leben endet, unser Geist die Erde verlässt und die Erinnerungen an unsere Taten mit der Zeit verblassen, so weiß ich, dass ich mir mit Cat eine eigene, kleine Welt nur für uns beide geschaffen hatte.

Eine Welt, in der die Zeit stehen bleibt. Eine Welt, in der wir für immer jung und energisch bleiben. Eine Welt, die uns keiner wegnehmen kann und in die wir flüchten, wenn der stressige Alltag uns einholt.

In der es keine Probleme gibt. In der es keine Krankheiten gibt. In der es keinen Tod gibt. In der wir unendlich sind.

Denn das Unendliche kennt keine Vergänglichkeit. Das Unendliche ist ein konstanter Faktor, der uns allen zeigt, dass wir keine Angst vor dem Sterben haben müssen. Denn wir alle besitzen diese unvergängliche Unendlichkeit, die uns bis an das Ende unseres Lebens begleitet. Ob in Form eines Menschen, eines Berufes, einer Tätigkeit oder einer Eigenschaft, das ist vollkommen egal. Einzig und alleine die Tatsache, dass es diese gibt, zählt.

John Green sagte einmal, dass es mehrere Unendlichkeiten gebe, und sie alle verschieden groß seien. Doch niemals hätte ich gedacht, dass ausgerechnet Catlyn Olivia Nevia Harper Mason die Person sein würde, die meiner Unendlichkeit zu wahrhaftiger Herrlichkeit verhelfen würde.

Unserer Unendlichkeit.

~*~

»Ich setze zehn Gummibärchen«, sagte Zayn mutig, ehe er den eben genannten Einsatz auf die Mitte der rot-weiß-karierten Picknickdecke legte, die wir unter der sonnenschützenden Krone unserer Eiche ausgebreitet und auf der wir den leckeren Kuchen von Frau Schuhmann – der netten Bäckersfrau meiner Lieblingsbäckerei –verschlungen hatten.