Kapitel 3

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Darryl

Zufrieden kehrte ich mit meinen niedergeschlagenen Schwestern und Jon zurück zu unserer Gruppe.
Charlene kam auf mich zu, schlang ihre Arme um meinen Hals und versuchte, mich zu küssen. Ich entwand mich ihrer Umarmung.
"Darrie, was ist denn los?" fragte Charlene.
"Der Phönix war nicht da." sagte Nina, teils wütend, teils niedergeschlagen.
"Oh, aber Darrie. Das kann doch mal passieren. Du wirst sie schon wiederfinden." Charlene begann, meine Wange zu streicheln.
"Sie war auf einmal weg. Sie hat mir nicht gesagt, das sie geht." log ich in den Kragen meines Sweatshirts.
"Komm, Darrie. Wir gehen etwas essen. Rose und Vivian haben gekocht." sagte Charlene tröstend und zog mich voran.
"Ich will jetzt nichts. Ich will nur den Phönix finden." behauptete ich.
"Wir sagen Bescheid, das du später kommst." sagte Nikki.
Charlene sah mich schmollend an, folgte meinen Schwestern dann aber doch.
Ich machte kehrt und ging in mein kleines Zimmer. Dort legte ich mich aufs Bett.

Rian

Regen prasselte gegen das Dach des Hauses. Ich sortierte gerade einen etwas älteren Bücher-Karton von Conor und hörte irgendein Hörspiel nebenbei.
Plötzlich krachte irgendwas unten im Wohnzimmer. Ich zuckte zusammen und rannte zur Treppe.
"Nein, Conor!" kreischte Mama.
"Mama? Ist alles in Ordnung?"
"Sicher ist es das." sagte Conor. "Geh wieder auf dein Zimmer."
"Mama! was ist passiert?"
"Nichts, Kind. Ich bin nur gestolpert." stöhnte Mama. Kind?
"Alles in ordnung?" fragte ich und trat ins Wohnzimmer. Mamas Schrank war umgekippt. Conor stemmte ihn gerade hoch und Mama kroch darunter hervor. Und sie hatte ein blaues Auge.
"Nur gestolpert, Rian. Alles in Ordnung." Sie kam mühsam auf die Beine.
"Nur gestolpert? Du siehst aus, als wärst du vermöbelt worden."
"Mir gehts gut, mein Schatz."
"Geh wieder hoch. Sei wieder das Ghost Girl, das du sein willst." ordnete Conor scharf an.
"Meine Mutter ist verletzt!" brüllte ich ihn an. Conor ließ den Schrank wieder fallen und verfehlte meine Zehen nur haarscharf.
Ich zuckte zusammen.
"Du wirst brav sein, Rian. Und auf dein Zimmer gehen. Lese weiter deine albernen Geschichten."
"Sie sind nicht albern! Sie -"
"Alle Geschichten sind albern und dumm. Pure Zeitverschwendung."
"Ich bezweifele gerade sehr stark, das du lesen kannst." schnaubte ich.
"Ich bin sehr wohl in der Lage, zu lesen, Fräulein! Spiel dich hier ja nicht auf, als wärst du der Mann im Haus."
"Ich würde mich höchstens als Frau des Hauses aufspielen." sagte ich trocken. Er gab mir eine Ohrfeige. Das klatschende Geräusch hallte im Raum wieder.
"Ich glaube, Rian, du solltest besser nach oben gehen." sagte Mama fahrig.
"Das findest du gut? Wie er mit mir umspringt? Und mit dir? Das lässt du dir gefallen? Lässt dich von ihm als Putzfrau und Köchin missbrauchen!" fauchte ich Mama wütend an, dann machte ich kehrt und ging zurück in mein Zimmer.

"Du hast meinen Rat befolgt."
"Nicht ich habe ihn befolgt. Mein Stiefvater war es." sagte ich, noch immer wütend über die Schelle.
"Sieh mich an. Ghost Girl."
"Nein."
"Warum?"
"Ich will nicht. Ich muss nicht."
Ich spürte, das er direkt hinter mir stand. Seine blauen Augen verbrannten meinen Nacken. Ich begann meine Haare mit den Fingern durchzukämmen. Sie waren wieder hellblond. Ich flocht sie locker zusammen.
"Jemand hat dir wehgetan." sagte er.
"Ja."
"Wer? Und warum?"
"Mein Stiefvater. Ich habe mich in Sachen eingemischt, die mich nichts angehen."
"Und wie sehr hast du drunter gelitten?"
"Anscheinend so sehr, das meine Haare hier noch heller geworden sind." sagte ich sarkastisch.
"Du hast eigentlich keine blonden Haare?" fragte er beiläufig und strich mit zwei Fingern meinem missgestalteten Zopf nach.
"Ich bin...in der Realität....Brünett."
"Eine Schöne Farbe. Passt auch zu dir."
"Warum bist du hier?"
"Du solltest untertauchen. Es wird nach dir gesucht."


Ghost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt