Kapitel 48

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Rian

"Ich könnte ewig hier so liegen bleiben." murmelte ich und hielt einen Finger ins Wasser.
"Ich nicht. Ist auch nur für dich bequem." grummelte Darryl.
Ich hörte ein Krächzen und fuhr hoch. Ich sah mich um. Etwas kleines, rotes segelte aus dem Baum neben Darryl.
"Jori!" rief ich glücklich. "Wo warst du? Ich habe dich vermisst!"
"Jewel und ich sind hierher zurückgekehrt. Wir haben hier auf dich gewartet."
"Warum hier?"
"Weil das dein Lieblingsplatz ist."
"Wissen dann...noch andere davon? Das ich hier bin?"
Jewel landete neben Jori und plusterte sich auf.
"Soviel wir wissen, weiß niemand, das du überhaupt wieder in der Stadt bist. Der Palast wird aber gut bewacht. Schwarze und weiße Ritter laufen durch die Stadt und durchsuchen alles nach dir. Und Isabella lässt es sich gut gehen."
"Was ist mit Jaimie und Liu und Conor?"
"Sind auch im Palast. Warten darauf, das du wiederkommst."
"Rian?" fragte Darryl leise.
"Was ist mit dem großen Phönix? Ist er tot?"
"Er ist so tot, wie ein Toter nur sein kann." sagte Jori.
"Was ist...er kann doch wieder auferstehen."
"Aber er wurde willentlich von Phönixen getötet. Ich weiß nicht viel darüber. Mein Großvater Jarouw kann dir mehr sagen, wenn du willst, aber ich rate dir davon ab. Opa erzählt sehr viel. Und er springt immer in der Zeit herum. Mal ist es bei ihm 1779, mal 2000, dann 1289....es ist sehr kompliziert dem zu Folgen. Außerdem wollte der große Phönix eh abdanken und sterben. Und du bist vom Volk gekrönt worden." erzählte Jewel.
"Rian. Wir haben in der Stadt einen Freund. Komm mit. Er erwartet dich." sagte Jori und flatterte auf meinen Kopf. Ich erhob mich. Darryl stützte sich auf seinen Unterarmen ab.
"Rian? Ist alles in Ordnung?"
"Meine Phönixe sind wieder da."
"Es sind keine Haustiere, die du zähmen kannst, Rian. Es sind wilde Tiere, die ihre Freiheit brauchen." sagte Darryl und stand auf.
"Jori will, das wir einen Freund besuchen."
"Traust du Jori?" fragte Darryl. Ich blinzelte.
"Jori war derjenige, der dich hier gefunden hat, als Nikki gestorben ist. Er hat mir aus meiner Leidensphase geholfen. Darryl, Jori ist ein Phönix. Er ist so lieb und..."
"Was ist mit Liu? Er war ein Schleimbolzen. Und? Dank ihm hat Nina nur noch vier statt fünf Finger an der linken Hand. Nikki ist tot. Sie haben dich gekidnappt. Leiden lassen."
"Jori ist nicht so. Er hat....mir geholfen." sagte ich schwach und wich vor Darryl zurück. "Warte....bist du....eifersüchtig? Auf Jori? Auf einen Vogel?"
"Phönix." sagte Jori stolz.
"Du musst nicht eifersüchtig auf Jori sein. Mein Gott, Darryl. Ich hab dich. Jori hat Jewel. Ganz einfach. Okay?"
Darryl nickte. Er beugte sich zu mir runter und küsste mich vorsichtig.
"Gut. Okay. Tut mir leid." murmelte er.
"Lass uns Jori's Freund besuchen." sagte ich leise und hielt ihm meine Hand hin.

"Jewel!" rief eine glückliche Stimme. Jewel krächzte und schlug mit den Flügeln. Sie hatte es sich gerade auf Darryls Kopf bequem gemacht. Eine Frau, gefolgt von einem Mann kamen in den Verkaufsraum des kleinen Kräuterladens. Sie hielten erstaunt inne, als sie Darryl und mich sahen.
"Ghost Girl-Phönix-Prinzessin Rian." sagte der Mann und verneigte sich.
"Mein Phönix sagte mir, ihr wärt Freunde von ihm. Ihr würdet mich erwarten." sagte ich.
"Okay. Erwartet vielleicht nicht. Aber sie sind Freunde!" sagte Jori. Jewel kicherte. "Meine Freunde sind auch ihre Freunde."
"Jewel? Du kennst sie?" fragte die Frau.
"Meine menschliche Freundin. Noelani. Noelani. Das sind Rian und ihr Gefährte Darryl." sagte Jori und flatterte auf ein hohes Regal mit Kräutern.
"Kommt rein. Kommt mit runter. Hier oben würden euch die Ritter erwischen." sagte der Mann und sah sich nervös um.
Ich straffte mich. Darryl ging voran, ich hielt mich an seiner Hand fest. Jori hockte auf meine Schulter und Jewel setzte sich wieder auf Darryls Kopf.
Wir gingen in den Keller, der anscheinend ihre Wohnung war. Wir setzten uns an den Tisch neben einem Kamin.
"Wie können wir euch helfen?" fragte Noelani direkt. Jewel und Jori flatterten auf den Tisch.
"Sie müssen untertauchen." sagte Jori.
"Müssen wir? Ich dachte, wir sind sicher." sagte ich.
"Die Phönix-Prinzessin kann nie sicher genug sein." sagte der Mann.
"Wollen wir wieder untertauchen?" fragte Darryl.
"Hat Jori gesagt." petzte ich.
"Kann er nicht verstehen, was die Phönixe uns sagen?" fragte Noelani.
"Nein." Ich gab Darryl einen Kuss auf die Wange. "Er kann sie nicht verstehen."
"Mein Mann, Alorick, versteht sie auch nicht. Phönixe sind so wundervolle Geschöpfe." Noelani strich über Jewels Federn. Jewel plusterte sich wieder auf.


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